Reise-Tipp Zypern: Sonne, Meer & Inselglück auch im Herbst

Eine Insel, die alles kann. Strände bis zum Abwinken, Kultur, Kulinarik, Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Entspannung, Rambazamba – und Sonne bis der heilige Nikolaus kommt.

Überblick

Anreise

Von Wien nach Larnaka in ca. 3 Std.

Alternativ

Fähre von Piräus nach Zypern (Juni - September)

Einwohner

1.278.686 (2021)

Raus aus dem Novembergrau, rein ins Vergnügen. Hauptsache Wärme und satte Farben für ein paar Tage, ein bisschen Meer vielleicht, das wäre jetzt ein Traum. Dabei muss es allerdings nicht bleiben – und man muss dafür gar nicht so besonders weit fliegen.

Nur drei Stunden dauert es  von Wien nach  Zypern. Und dort ist es auch um diese Jahreszeit noch angenehm mild – keine andere Insel des Mittelmeeres  ist klimatisch derart begünstigt. In etwa so weit südlich wie Kreta, aber nicht auf offenem Meer den Elementen ausgesetzt, sondern nur knapp 70 km von der türkischen Südküste und 90 km von der syrischen Westküste entfernt. Das ergibt im Sommer beinahe karibische Wassertemperaturen, und noch bis in den November hinein kann man unter angenehmen Bedingungen schwimmen gehen, also mit etwa 20 Grad zumindest kaum kälter als der Attersee im Hochsommer.

Außerdem ist Zypern nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte Insel des Mittelmeeres und da gibt es naturgemäß mehr zu sehen und zu tun als auf den kleinen Ferieninseln, wo nach Saisonschluss im September die Gehsteige hochgeklappt werden.  Museen, Theater,  Restaurants – hier geht das Leben weiter, auch wenn der ganz große Ansturm der Touristen längst vorbei ist. Umso schöner und entspannter für die, die gerade zu dieser Zeit vorbeischauen.
Aber first things first: Zuerst mal an den Strand. Nur an welchen? Hier hängt es ganz davon ab, was die eigene Vorstellung eines Traumstrandes ist.

Wo die Liebesgöttin badete

Der „Felsen der Aphrodite“, wo die Liebesgöttin aus dem Meer gestiegen sein soll, liegt im Südwesten Zyperns bei Kouklia

©Getty Images/iStockphoto/UltraONEs/iStockphoto

Feiner Sand mit türkisem Wasser, jeder Menge Action und beautiful people und einer Taverne gleich in Griffweite? Bittesehr, „Fig Tree Beach“ in Protaras, wenn man keine Angst vor Sonnenschirmreihen hat, oder „Konnos Beach“ ebendort. Und die Party-Hochburg Agia Napa ist auch nicht weit. Überhaupt reiht sich dort im Südosten Zyperns Strand an Strand, Ferienort an Ferienort – mit mehr oder auch weniger Rambazamba. Im November ist es naturgemäß weniger, umso besser lässt sich die beinahe unverschämt perfekte Kulisse dieser Küste genießen.

Wer’s zu jeder Jahreszeit lieber ruhig bis romantisch mag, der ist im Westen der Insel am besten aufgehoben. Dort liegt der ausgedehnte Akamas Nationalpark – und mitten drin einige der schönsten Strände, die man im Mittelmeer überhaupt finden kann. Den unglaublich idyllischen „Lara Beach“ zum Beispiel, den man nach einer etwas ruppigen Autofahrt von etwa 20 Minuten erreicht. Feiner Sand, sanfte Wellen und flaches, babyblaues Wasser ziehen im Sommer auch manchmal Quad-Safari-Truppen an, jetzt im November hat man das Paradies mit ein wenig Glück ganz für sich alleine. Leider trifft man allerdings auch die großen Meeresschildkröten, die hier ihre Eier ablegen, nur zwischen Mai und September.

Oder man besucht die berühmte „Blaue Lagune“ im Norden der Halbinsel. Eine herrliche Wanderung  vom Küstenstädtchen Latchi aus, vorbei am „Bad der Aphrodite“, einer kleinen Grotte mit Naturbecken, wo die Liebesgöttin mit ihrem Adonis planschte. Und sie dem Erymanthus, einem Sohn des Apollo, das Augenlicht nahm, aus Zorn, weil er sie dabei beobachtet hatte. Dieser Gefahr ist man heute nicht mehr ausgesetzt. Zum Glück – oder leider, wie man’s sieht. 

Wer’s mit dem Wandern nicht so hat – oder einfach ein wenig zusätzlichen Spaß will, der kann sich in Latchi allerdings auch ein richtig lässiges Motorboot ausborgen. Romantisch zu zweit oder für die ganze Großfamilie, hier gibt’s passende Boote für jeden, und das auch mit ordentlich PS, der Autoführerschein reicht. So kann man die ganze Nationalpark-Küste mit ihren Traumbuchten, in die man auf anderem Weg oft gar nicht kommt, erkunden. „Blaue Lagune“ inklusive.

Antike Wunder & Harry Potter

Südlich des Nationalparks liegt mit Paphos eine der attraktivsten Städte der Insel, das liegt auch an dem ausgezeichneten archäologischen Park dort. Fantastische Ausgrabungen zeigen uns Häuser von Menschen, die hier vor 2.000 Jahren und mehr gelebt haben, und erlauben es uns, sie uns beinahe physisch vorzustellen. Wie sie in diesen Räumen, die mit fantastischen Mosaiken aus der Götterwelt oder mit Action-Szenen vom Trojanischen Krieg verziert sind, diskutieren, trinken, arbeiten, essen und lieben. Etwas skurril als Freizeitbeschäftigung auf einer Mittelmeerinsel, aber einen Besuch wert, besonders, wenn man mit Kindern unterwegs ist: Der Zoo von Paphos. Hübsch angelegt und mit allen Stars der Tierwelt bestückt, von weißen Löwen, Tigern, Zebras bis zu niedlichen Lemuren. Bei den Kids punktet aber vor allem  ein Vogel: nämlich die Original-Eule aus Harry Potter. Also ganz genau die, die ihm die Einladung in die Schule überbringt. Mittlerweile auch schon etwas betagt, aber ein echter Filmstar.

Die Kathedrale des Hl. Theodoros in Paphos

©Getty Images/iStockphoto/AIS60/iStockphoto

Paphos ist auch die Stadt der ziemlich lässigen Bars, oft britisch angehaucht, wie so vieles hier, auch der Verkehr: Apropos, nur keine Angst vorm Linksfahren. Das klappt nach wenigen Metern wirklich überraschend gut, nur nach dem Abbiegen muss man sich manchmal in Erinnerung rufen, auf welche Seite man eigentlich gehört. Es lohnt sich allerdings wirklich, das Mietauto genau von jeder Seite zu fotografieren, wenn man es übernimmt, um als „Linksverkehr-Laie“ nicht für Schrammen verantwortlich gemacht zu werden, die eh schon vorher da waren ...

Noch ein Vorteil der Britannienaffinität: Es gibt kaum ein Mittelmeerland, in dem man wie in Zypern auch im entlegensten Bergdorf wunderbar auf Englisch parlieren kann. Und weil wir gerade bei Bergdörfern sind: Kaum verlässt man auf dieser Insel die recht klar definierten Tourismuszentren, findet man Natur pur, wie den ausgedehnten Paphos Wald und wunderhübsche Dörfer. Omodos etwa, ein wenig südlich des Waldes, wo man in der Taverne Stou Kir Yianni
 noch dazu wirklich ausgezeichnet essen kann. Die Küche Zyperns spiegelt ihre spannende und lange Geschichte wider, vielfältiger geht’s kaum. Griechische, türkische, orientalische Einflüsse vermischen sich mit italienischen und britischen Einflüssen, überall duftet es nach Zimt, Kardamom, Kreuzkümmel und Basilikum.

Wo wurde er erfunden? Natürlich auf Zypern. Halloumi gilt als Nationalspeise. Es gibt hier aber auch fantastische "Fish'n'Chips"!

©Getty Images/iStockphoto/laperla_foto/iStockphoto

Und ja, der Norden Zyperns ist fantastisch, wunderbare Küsten, schöne alte Städte – das Problem ist allerdings, dass man mit dem Mietwagen nicht auf die türkische Seite fahren darf, da spielen die Versicherungen nicht mit. Bleibt also ein Besuch der geteilten Hauptstadt Nikosia. Man durchwandert einen von Soldaten bewachten Grenzkorridor und ist „drüben“.

Charmant: In der alten Karawanserei Büyük Han im türkischen Teil Nikosias gibt’s heute Kunsthandwerk und Cafés

©Shutterstock / Ingus Kruklitis/Ingus Kruklitis/Shutterstock

Und der türkische Teil überrascht. Selten so ein Hippieparadies gesehen. Es fühlt sich an, als ob alle Istanbuler, die nichts mit den derzeitigen Zuständen in ihrem Land zu tun haben wollen, hierher ausgewandert wären. Superentspannte Straßen-Cafés, alte Karawansereien, Pink Floyd aus den Lautsprechern ... Wobei auch der griechische Teil Nikosias durchaus charmant ist, vor allem im Gebiet um das Famagusta-Tor.

Und auf dem Weg nach Nikosia muss man unbedingt noch am Aphrodite-Heiligtum in Kouklia halten, und die Kolossi-Burg in Limassol besuchen, und – vielleicht den Urlaub einfach noch um ein paar Tage verlängern!

Sommer-Feeling auch im Spätherbst: Die Altstadt Nikosias punktet mit lässigen Straßen-Cafés. Hier der Faneromeni-Platz im griechischen Teil der Stadt

©Getty Images/Kirillm/istockphoto

Kuriose Fakten. Wusstet ihr, dass...

… der „Commandaria“ die älteste Weinmarke der Welt ist? Den Namen bekam er im Mittelalter von Richard Löwenherz, produziert wird der bernsteinfarbene Dessertwein seit der Bronzezeit.
... der Grillkäse Halloumi zur Zeit der Byzantiner auf Zypern erfunden wurde?
… schon Leonardo da Vinci die Insel besucht hat? Allerdings nicht zum Baden, er wollte in Lefkara den Spitzenstoff für den Altar des Mailänder Doms kaufen.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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