46-214715473
Manchester

Von Donuts bis Honey Pork: Manchester kulinarisch entdecken

Geschichte geht durch den Magen: Auf einer Foodtour lassen sich Vergangenheit und Gegenwart im nordenglischen Manchester erkunden.

Ganz oben thront sie, auf dem höchsten Punkt einer imposanten Backsteinfassade; und würde Rob nicht extra auf sie hinweisen, wäre die steinerne Ananas leicht zu übersehen. Es wird nicht die einzige Kleinigkeit sein, auf die der sympathische und gleichzeitig britisch-coole Mancunian auf der Tour durch seine Heimatstadt Manchester hinweist.

Reichtum kam durch industrielle Revolution

Was die exotische Ananas auf einen Dachgiebel in Nordengland bringt, ist eine Folge der Industrialisierung, die Ende des 18. Jahrhunderts von hier aus ihren Siegeszug antrat. Viele wurden durch die entstehenden Fabriken reich – und sie zeigten das gern, mit dem althergebrachten Symbol für Gastfreundschaft und Reichtum.

Es sind Anekdoten wie diese, die Rob erzählt, Stadtgeschichten wechseln mit kulinarischen Schmankerln zum Verkosten. Das Vorurteil einfallsloser und womöglich schlechter britischer Küche, hier wird es definitiv widerlegt. Die Empfehlung, ohne ausgiebiges „Full English Breakfast“ zu starten, wird sich jedenfalls auszahlen.

Die Foodtour beginnt im heute trendigen „Northern Quarter“, dem ehemaligen Arme-Leute-Bezirk – mit einem Donut. Heute bezaubern die schmalen Gassen, kleine, alternative Shops, Plattenläden, Pubs und Cafés. Der „Siop Shop“ etwa ist für seine flaumigen Donuts bekannt. Als normaler Tourist ist dies dem sympathischen Ecklokal aber nicht anzusehen.

Ein paar Straßen weiter ist das Erkennen wesentlich leichter. Das „Mackie Mayor“, der denkmalgeschützte alte Fleischmarkt, beherbergt ein trendiges Schmankerlparadies innovativer Lokale: Craft Beer, japanische Nudelsuppen, Pizza oder Tacos, die Auswahl fällt schwer. Auf dem Fußmarsch in die Innenstadt führt Rob dann spontan in eine unscheinbare Seitengasse: Die Metall-Außentreppen wirken so typisch amerikanisch und nun ist klar, warum die Stadt als Drehort für New York so beliebt ist.

46-214872804
©Grafik

Fleißig wie die Bienen

Die ehrwürdige Kathedrale hat Rob für seine nächste Stadt-Geschichte gewählt. Eine überdimensionale Bienenfigur weist auf das Wahrzeichen der Stadt hin: Wie fleißige Bienen seien die Bewohner, die „Mancunians“, sie bevölkerten arbeitsam die Fabriken, die mit Bienenstöcken verglichen wurden. Darauf wird angestoßen, stilecht mit lokalem Honigwein aus Robs Rucksack.

Apropos trinken, an der Theke des traditionellen Pubs „Sam’s Chop House“ hat der Maler L. S. Lowry auf ewige Zeiten Platz genommen. Täglich hielt er sich zu Lebzeiten hier als Stammgast auf. Seinen typischen Zeichnungen über die Lebenswelten der Arbeiter widmete die Stadt ein Museum. Ob er auch das typische, deftige Gericht „Corned Beef Hash“ mochte, ist nicht überliefert. Das Fleisch dieser pastetenähnlichen Speise erinnert eher an zartes Pulled Pork und hat mit dem am Kontinent bekannten Corned Beef aus der Dose rein gar nichts zu tun.

Typisch „Mancunian Food“ wartet etwas später auch an der nächsten Adresse. Das „Tariff & Dale“, spezialisiert auf moderne britische Küche, ist in einer ehemaligen Weberei untergebracht. Eine fest verankerte, gusseiserne Waage erinnert im Eingangsbereich daran, ebenso wie ein massiver Aufzug, der Garne und Stoffe zwischen Keller und oberen Geschoßen transportierte.

46-214716118
©Teufl Ingrid

Häppchenweise erkunden

Ein Klassiker ist hier die „Honey Pork Sausage Roll“, eine Art Würstel im Schlafrock; das Schweinefleischwürstel ist nach typischer Manchester-Art mit Muskatnuss und Macis gewürzt. Trotz kleiner Häppchen ist die nordenglische Küche nicht zu unterschätzen, die gemütlichen Verdauungsspaziergänge machen sich bezahlt.

Doch auch eine Foodtour braucht ihren krönenden Abschluss, und der führt zurück ins „Northern Quarter“, ins ungewöhnliche Einkaufscenter „Afflecks“. Dort hat sich der beliebte EisproduzentGinger’s“ im Shabby-Chic eines alten Cafés niedergelassen. Die kreativen Sorten machen die Wahl schwer. Rob empfiehlt den Renner „Salted Caramel Peanut Butter“. Zu Recht.

In Manchester ist es letztendlich so wie überall: Für Süßes gibt es immer noch einen zweiten Magen.

Info

Anreise
Austrian Airlines fliegt mehrmals pro Woche direkt nach Manchester. austrian.com

Foodtouren
Es gibt mehrere Anbieter, bei Scranchester führen echte Mancunians durch die Stadt. „Scran“ ist ein Slangwort für „Food“. Ab 70 €/P.,  ca. 3,5 Std., scranchestertours.com

Auskunft
visitbritain.com

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

Kommentare