Villasimius auf Sardinien: Wo die Italiener gerne urlauben
Paradiesisches Meer in allen Blautönen, traumhaft weiße Pulverstrände und abenteuerliche Piratentürme. Im Südosten von Sardinien finden Naturliebhaber kostbare Schätze
Es gibt nur wenige Flecken entlang der schönsten Küsten Italiens, wo es die Speisekarte im Restaurant nicht standardmäßig auch auf Deutsch und Englisch gibt. Wer auf der Hauptstraße von Villasimius ein Gelato kaufen will, muss allerdings seine Italienisch-Kenntnisse auspacken oder auf die altbewährte Methode mit dem Zeigefinger zurückgreifen.
Ursprünglich, unverfälscht, aber nicht ganz unberührt ist das ehemalige Fischerdorf an der Südostspitze Sardiniens, in dem es vor allem an Wochenenden vor Einheimischen wimmelt, die aus Cagliari und den umliegenden Ortschaften hereinströmen. In dem verschlafenen Örtchen, umgeben von einem riesigen Naturschutzgebiet, erwacht abends eine lebhafte Nachtszene, in der bis zum Morgengrauen gefeiert und getanzt wird. Im Vergleich zum kostspieligen Norden ist der Süden Sardiniens auch noch eher erschwinglich.
Tagsüber dominiert hier Pink, wohin das Auge reicht: Die Straßen sind großzügig von prächtigen Oleander- und Bougainville-Sträuchern gesäumt – bis man zum Hausstrand Spiaggia Simius gelangt, wo der feine Sandstrand in sanftes, paradiesisches Blau übergeht. Hier macht die Karibik Europas ihrem Spitznamen alle Ehre. Wer den Strand in Richtung Süden entlanggeht, überquert eine schmale Landbrücke aus Sand, die das kristallklare, offene Meer von einer Lagune trennt, in der im Juni unzählige Flamingos ihren Nachwuchs aufziehen.
Die sonst typischen Batterien an Liegestühlen und Sonnenschirmen sind hier rar – an belebten Tagen, wenn die Einheimischen mit Rucksäcken und Rollwagerl anrücken, findet sich hier vielmehr das Kaleidoskop italienischer Strandkultur. Ein bunter Mix aus Schirmen, Klappsesseln, Liegen und Strandtüchern, wo eben gerade Platz ist.
Am Ende der Landzunge wartet eine Aussichtsplattform der besonderen Art: Der alte spanische Wehrturm von Porto Giunco ist gut neun Meter hoch, diente einst dazu, Piratenangriffe rechtzeitig zu erspähen und eröffnet einen traumhaften Ausblick auf die Küste. Und auch die gemütliche halbe Stunde Weg durch die sardische Flora ist sehenswert: Im Frühjahr steht die Macchia in voller Blüte und erfreut mit gelbem Ginster, blauem Rosmarin und Lavendel.
Schiffswracks im Golf der Engel
Doch nicht nur das Grün an Land steht unter Schutz und ist damit von riesigen Bauprojekten verschont geblieben. Auch das Meer rund um die Capo Carbonara gilt als Schutzgebiet, was sie reizvoll für Bootstouren und Tauchgänge macht. In der Vergangenheit fiel so manches Schiff den Sturmfluten im umgangssprachlichen „Golf der Engel“ zum Opfer – so lassen sich in Küstennähe beeindruckende Schiffswracks erkunden. Die Entella, ein Dampfschiff, das im Zweiten Weltkrieg 1943 nebst anderen von einem englischen U-Boot versenkt wurde, kann man sogar beim Schnorcheln besichtigen. An vielen Tauchspots ist das Wasser so klar, dass man locker dreißig Meter weit sieht.
Wer nicht ganz so tief hinunterwill, sollte sich eine Tour entlang der Küste dennoch nicht entgehen lassen. Für 120 Euro pro Person verbringt man etwa einen Tag lang auf der historischen „Maby II“, ein prächtiger Vintage-Holzschoner aus dem Jahr 1944. Wer Glück hat, bekommt auf der Fahrt von einer verlassenen Traumbucht zur nächsten Besuch von neugierigen Delfinen. Mit der Meeresbrise in der Nase kann man sich sardische Spezialitäten von Wein über Käse, Wurst bis zur Nachspeise auf der Zunge zergehen lassen. Nur für Gespräche mit der Crew braucht man wieder seine Italienisch-Kenntnisse – oder eben den Zeigefinger.
Infos und Tipps zu Südsardinien
Flamingo-Schwärme
Im Süden von Sardinien fühlen sich Flamingos so wohl, dass sie im Frühsommer sogar ihren Nachwuchs hier großziehen,
z. B. in der Lagune bei Porto Giunco oder bei Cagliari im reichsten Salzbecken der Insel, der Molentargius-Saline
Madonna del Naufrago
Die etwa zwei Meter hohe Statue aus Granit war ein Geschenk des Inselbildhauers Pinuccio Sciola und wurde 1979 zum Schutz der Seereisenden in der Capo Carbonara versenkt
Klimafreundliche Anreise
Austrian Airlines fliegt in der Hauptsaison fast täglich nach Cagliari. -Kompensation via climateaustria.at: 8,89 €.
Von Cagliari fährt man etwa eine Stunde mit dem Taxi oder Mietauto nach Villasimius
Unterkunft
Entspannen und entdecken zu Wasser und zu Land: Das familienfreundliche 5*-Falkensteiner Resort Capo Boi liegt direkt im Schutz-gebiet – ein luxuriöses Fleckchen Paradies mit Privatstrand. Das Paket „State of Freedom“ etwa beinhaltet nebst HP mit Dinner-Gerichten von Michelin Starkoch Theodor Falser eine Jeep-Tour und eine Segelbootfahrt. DZ ab drei Nächte ab 545 € pro Nacht.
Unterwegs
Wer ohne Auto unterwegs ist, kann die Gegend von Mitte Juni bis Mitte Oktober problemlos mit dem Villasimius Summer Bus erkunden.
Infos dazu (leider nur auf Italienisch)
Weitere Auskünfte
Deutschsprachige Webseiten
sardinien.de
sardegnaturismo.it
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