Die Skitour auf den schönsten Aussichtsberg Tirols
Der Glungezer nahe Hall in Tirol ist eine sehr gut erreichbare Traumkulisse für Touren und vielerlei Schneeabenteurer.
Überblick
Von Claudia Jörg-Brosche
Gleich bei der Bergstation Schartenkogel betont Skitourenguide Dominic Ebenbichler: „Der Glungezer ist kein einfacher Skitourenberg, auch wenn das zunächst so scheint.“ Wir fahren ein paar Schwünge zur Schäferhütte, schnallen ab, ziehen die Felle auf die Tourenski, stellen die Bindung um und starten im Gleitschritt unseren Gipfelsturm.
„Die Lifte helfen uns zwar beim Aufstieg, dennoch tun sich Anfänger schwer, denn die Spur startet recht steil und die Abfahrtsvarianten vom Gipfel sind nicht ohne. Du kannst ja Spitzkehren, oder?“, fragt Dominik ganz nebenbei. „Hm tja, da verheddern sich immer meine Skispitzen im Schnee“, versuche ich mein zwiespältiges Verhältnis zu dieser Kehrtwende auf Skiern zu umreißen.
Dominic hat einen gleichsam einfachen wie wirksamen Tipp parat: „Du drehst den Bergski in die neue Richtung und verlagerst das Gewicht darauf. Dann winkelst du das andere Bein einfach nach hinten an – Ferse zum Po. Und schon schaukelt der Ski genau in die richtige Position, ohne sich mit der Spitze einzugraben.“ Siehe da: Das funktioniert tatsächlich bestens!
Aufstieg per Gondel?
Der mächtige Rücken des Glungezers bei Tulfes südlich von Hall in Tirol ist ein lohnendes Skitourenrevier: Der Blick auf die Stadt Innsbruck, das Inntal, das mächtige Karwendelmassiv und die hochalpinen Tuxer Alpen ist grandios. Dazu die kraft- und zeitsparende Option, einen Teil des Aufstiegs mit der Gondel zurückzulegen.
Per Einseilumlaufbahn „Glungezer I“ und der neuen Kombibahn „Tulfein Express“ geht es von Tulfes (922 m) bis auf die Tulfeiner Alm (2.055 m) und weiter mit dem Sessellift auf den Schartenkogel (2.304 m). Kernige Tiroler und echte Skitouren-Freaks marschieren natürlich vom Tal los: Seit dem Gondel-Neubau dient die alte Schlepplifttrasse als perfekte Aufstiegsspur.
Dominik und ich steigen von der Schäferhütte weg nicht auf den Glungezer-Hauptgipfel, sondern auf die Sonnenspitze daneben. „Die ist noch schöner und lohnender“, sagt der erfahrene Guide. Im ersten Anstieg gewinnen wir in der Spitzkehrenspur rasch an Höhe, weiter geht es durch ein etwas flacheres Kar zwischen Felsen hindurch und über den steiler werdenden Gipfelhang zum Gipfelkreuz. Nach knapp eineinhalb Stunden Gleitschritt sind wir auf 2.677 Metern. Obwohl wir unter der Woche unterwegs sind, treffen wir etliche Skitourengeher. „Ja, der Glungezer ist in Tirol extrem beliebt. An Schönwetter-Wochenenden staut es sich hier regelrecht“, knurrt Dominic.
Nach Verschnauf- und Teepause auf dem Gipfel umreißt Dominic die möglichen Abfahrtsvarianten: „Nix ist wirklich leicht! Wir haben folgende Optionen: Neben der Aufstiegspur im völlig zerfahrenen Gelände.“ Nein danke, langweilig und machen alle! „Über den Osthang – aber der ist steil, bis zu 42 Grad, und eventuell harschig!“ Oh nein! „Oder“, Dominic deutet Richtung Westen, „über die Direttissima und das Frauental. Ist allerdings ganz im Schatten – dafür sind wir dort wahrscheinlich allein und der Schnee ist am besten.“ Ja bitte!
Pisten, Rodeln, Wandern
Es war die richtige Wahl: Unterhalb des nordseitigen Gipfelhangs zweigen wir in ein leicht kupiertes, abgeschiedenes Tal ab, das sich Richtung Mittelstation dreht und in einen weiten Hang übergeht. Völlig einsam ziehen wir unsere Schwünge im nahezu unberührten, staubenden Powder. Ein Traum!
Der Glungezer macht aber nicht nur Skitourengeher glücklich: Pistenfans stehen dreiundzwanzig Kilometer leichte bis mittelschwere Abfahrten zur Verfügung, ideal für Genuss-Skifahrer und Familien mit Kindern. Für alle, die auf Brettl an den Füßen ganz verzichten können, gibt es zwei Neuheiten auf dem angeblich schönsten Aussichtsberg Tirols: Zum bestehenden, bestens präparierten Höhen-Winterwanderweg „Glungezer Winterwald“ (3,2 km lang) gesellt sich nun die „Halsmarter-Panoramarunde“ (2,5 km). Sie bietet Aussicht auf über vierhundert schneebedeckte Alpengipfel. Dieselbe Fernsicht eröffnet die neue Rodelbahn: Über 3,5 Kilometer führt sie von der Bergstation Tulfein flott zur Mittelstation.
Gäste, die diese Region noch nicht kennen, sollten keinesfalls die einstige Silberstadt Hall in Tirol versäumen: Die Altstadt mit engen Gässchen mit bunten Häusern präsentiert sich als wahre Mittelalterperle!
Info
Klimafreundliche Anreise Mit dem Railjet nach Jenbach oder Wörgl; weiter mit dem Zug (S4) nach Hall/Tirol, oebb.at
Skifahren Glungezer 23 km Pisten, Liftbetrieb bis 10. April 2022, Montag und Dienstag auch abends (bis 20.30 bzw. 22.15 Uhr, Sektion 2 bzw. 1). Achtung: Die neue Rodelbahn ist (noch) nicht beleuchtet! Zahlreiche Tourenmöglichkeiten, glungezerbahn.at
Geführte Skitouren Schischule Glungezer, Tulfes (Dominic Ebenbichler): Skiverleih (Tourenskiset ab 28 € pro Tag), geführte Skitouren zirka 350 € (ganzer Tag) für eine Person; jede weitere Person 50 €), schischule-glungezer.at
Übernachten Ferienhotel Geisler Tulfes 3*: sonnige Alleinlage, beste Tiroler Gastlichkeit, Zimmer und Apartments, Wellness; 1N/HP ab 65 € p.P., geisler-tulfes.com
Pauschale „Glungezer-Skipackage“ mit 4 Übernachtungen und 4-Tage-Skipass ab 220 €, hall-wattens.at/winterurlaub
Auskünfte TVB Region Hall-Wattens, hall-wattens.at
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