Transformation: Dieses Luxushotel war einmal ein Gefängnis
Packt euer gestreiftes T-Shirt ein und ab in den Urlaub. Wie aus einem Frauengefängnis eine Luxus-Ruheoase inmitten der Stadt wurde.
Hotel Wilmina
Kantstraße 79, 10627 Berlin
Freiwillig dort übernachten, wo früher Häftlinge geschlafen haben? Ja, eine Nacht in außergewöhnlichen Unterkünften zu verbringen, liegt im Trend. Aber im Gefängnis? Freiwillig? Wenn man den vielen umgebauten Haftanstalten glaubt, scheint auch das bei vielen auf der Bucket-List zu stehen.
So kann man bspw. wie ein Sträfling eine Nacht im Stadthotel Braunau schlafen. Das bis 1970 als Gefängnis genutzte Gemäuer wurde aufwendig saniert und bietet mittlerweile insgesamt neun Gefängniszellen zum Übernachten. Damit der Aufenthalt so authentisch wie möglich ist, wurden aus der JVA Salzburg originale Einrichtungsgegenstände wie Stockbetten und Tische in den Zimmern verwendet - natürlich mit bequemeren Matratzen und WLAN gibt es auch.
Wer es dann aber doch etwas luxuriöser möchte und trotzdem einmal in einem Gefängnis übernachten will, der sollte sich die Verwandlung des heuer eröffneten ehemaligen Berliner Frauengefängnisses ansehen.
Im familiengeführten Hotel Wilmina im Stadtteil Charlottenburg werden, wo im 2. Weltkrieg Widerstandskämpferinnen eingesperrt wurden, jetzt Gäste in stilvoll eingerichteten Zimmern begrüßt.
Das von den Architekten Adolf Bruckner und Eduard Furstenau entworfene Gefängnis- und Gerichtsgebäude stammt aus dem Jahr 1896. Nach der Schließung der Haftanstalt im Jahr 1985 wurde das Gebäude als Archiv des Grundbuchamtes genutzt.
Anschließend war das Gelände einige Zeit unzugänglich und geriet in Vergessenheit, bis es die "Grüntuch Ernst Architekten" in ein Hotel mit 44 Zimmern und Suiten umwandelten. Und von dem ehemaligen Gefängnisflair ist nicht mehr allzu viel übrig. Zwar wurden für den Umbau auch bestehende Elemente des Gefängnisses verwendet, jedoch so umgestaltet und mit neuen Materialien kombiniert, dass lediglich eine Originalzelle im hinteren Treppenhaus erhalten geblieben ist. Sie dient als Ort des Gedenkens, der von Hotelgästen besucht werden kann.
Natürlich waren die ursprünglichen Zellen weitaus kleiner als die heutigen Hotelzimmer. Um bei der Restaurierung mehr Platz zu schaffen, wurden die Trennwände zwischen den Zellen entfernt, um miteinander verbundene Räume zu schaffen. Die Größe der Gästezimmer reicht von den 11 m² großen Kategorie "Cosy" bis zur 35m² großen „2-Zimmer-Penthouse-Suite".
Um das Hotel zu betreten, müssen die Besucher den zentralen, fast märchenhaften Innenhof durchqueren, in dem sich hohe Bäume, Sträucher, Hecken und Kletterpflanzen über mehrere Jahrzehnte ungehindert ausgebreitet haben.
Im Inneren werden die Gäste von einer hellen Lobby mit hohen Decken und einem Kaminzimmer empfangen, bevor sie über eine Treppe in das fünfstöckige Atrium, das sich im ehemaligen Zellentrakt befindet, und danach zu den einzelnen Zellenflügeln gelangen.
Und der ursprüngliche Gefängnishof, der einst die erste Anlaufstelle des Frauengefängnisses war, dient heute als Restaurant. Auf der Karte des Lovis - zusammengestellt von Chefköchin Sophia Rudolph - stehen Kompositionen aus saisonalen und regionalen Produkten mit dem besonderen Schwerpunkt auf Gemüse.
Außerdem gibt es eine Dachterrasse mit Blick auf die Dachgärten in den unteren Etagen des Komplexes, eine Bar, eine Bibliothek, ein Spa und ein Fitnessstudio.
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