
Urlaubs-Geheimtipp: Der Südwesten Sardiniens
Der eher karge und weniger besuchte Südwesten der Insel lockt mit einer örtlichen Spezialität
Von Wolfgang Godai
Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien, immerhin größer als Wien, Niederösterreich und das Burgenland zusammen, sind die Wege dementsprechend weit. Deshalb treibt es die Touristen entweder zu den herrlichen Stränden im Norden nahe Olbia oder ganz in den Süden nahe Cagliari, wo auch die beiden internationalen Flughäfen sind. Oder man sieht sich aber nach ganz speziellen Sehenswürdigkeiten um.
Im landschaftlich kargen Südwesten der Insel sind nicht so viele Reisende unterwegs. Und das ist gut so, denn damit ist gesichert, dass es eine örtliche Spezialität noch lange geben wird: die Bottarga, den sardischen Kaviar. Es handelt sich um den Rogen der Großkopfmeeräschen, und diese wiederum lieben das Brackwasser der riesigen Lagune von Cabras am gleichnamigen Ort. Ebenso wie Flamingos übrigens, die den See vor allem in der kühleren Jahreszeit zu Tausenden bevölkern.
Aber zurück zur Bottarga: Sie ist in der Regel ziemlich kleinkörnig, schmeckt sehr würzig nach Fisch und wird am liebsten zu Spaghetti gegessen. Mit Vongole schmeckt das Ganze noch feiner und vollkommener, so das persönliche Empfinden. Man bekommt sie in ganz Sardinien, aber am besten schmeckt’s natürlich hier, wo diese Delikatesse hauptsächlich herkommt.
Naturbelassene Strände
Um sie sich zu verdienen, sollte man vorher eine ausgiebige Wanderung unternehmen, nämlich auf die wunderschöne Halbinsel Sinis am Golf von Oristano, nur ein paar Kilometer vor Cabras. Das zahlt sich aus, denn das Panorama ist großartig, am besten zu fotografieren vom Wachturm San Giovanni mit Weitblick auf das Capo San Marco mit dem fünfzig Meter hohen Wachturm Torre Vecchia. Auf der Westseite gleich darunter lädt ein hübscher, öffentlich zugänglicher Strand zu Wellenspaß und Abkühlung ein.

Brasse mit Garnelen. Die Brasse ist auf Sardinien ein sehr beliebter Speisefisch
©Wolfgang Godai/Godai WolfgangAuf dem Weg zum Strand passiert man eine ganz besondere Attraktion für archäologisch und kulturell Interessierte: Hier wurde die größte römisch-punische Stadt Sardiniens gefunden, errichtet von den Phöniziern wahrscheinlich im 12. Jahrhundert vor Christus. Man erkennt viele Wohnräume, Tempel und Thermen, dabei ist erst ein Teil des Zentrums ausgegraben worden.

Spaghetti Vongole werden mit sardischem Kaviar – der Bottarga – verfeinert
©Wolfgang Godai/Godai WolfgangWen es nach so viel Sightseeing nach nichts mehr als Sonne, Sand und Meer gelüstet, der muss nur etwa eine halbe Stunde weiter Richtung Süden fahren. Die Costa Verde ist ein wenig erschlossenes Naturschutzgebiet, aber kilometerlange Strände und bis zu fünfzig Meter hohe Sanddünen machen sie zu einem Hotspot für Abenteuerlustige. Infrastruktur gibt es hier kaum, aber dafür Natur pur.
Die idyllischsten Strände muss man sich erarbeiten, denn die liegen im äußersten Süden Sardiniens und sind vom Westen über kurvige, aber gut ausgebaute Bergstraßen erreichbar.

Sardinien
©GrafikFlamingos und Surfer
Der erste Stopp empfiehlt sich in Porto Botte am Golf von Palmas, wo man, kaum am Strand angekommen, nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll. Landseitig lassen sich in den großen Lagunen zahlreiche Flamingos bewundern, meerseitig fast ebenso viele Kitesurfer, die hier dank der guten Winde ebenfalls ein Paradies gefunden haben.
Je höher das Küstengebirge wird, desto putziger sind die Strände, die in den kleinen Buchten darunter liegen. Einheimische schätzen besonders die naturbelassene Spiaggia di Piscinnì, unter dem gleichnamigen, antiken und typisch sardischen Wachturm. Noch mehr los ist an der nahen Spiaggia di Tuerreda, schon mit besserer Infrastruktur.
Weiter östlich, wo die Berge enden, liegt der berühmteste und längste der Traumstrände, Chia. Eigentlich Karibik pur. Dort gibt es auch wieder mehr Infrastruktur, sogar ein paar kleine Hotels im Hinterland. Man will ja auch eigentlich gar nicht mehr weg von hier.
Info
- Anreise
Austrian Airlines fliegt ab April täglich direkt von Wien nach Olbia, austrian.com. CO2-Kompensation (atmosfair.de): 13 € - Essen
Cabras ist ein Ort für Meeresfrüchte-Fans. Hübsch gelegene Lokale mit Bottarga gibt es auch in San Giovanni di Sinis - Schöne Strände
Im Südwesten gibt es die Quarz- und Reiskornstrände. Aber: Wer auch nur ein paar Körner als Souvenir einsteckt, riskiert hohe Geldstrafen. Sand ist meist ein streng geschütztes Gut
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