Rijeka: Venedigs Rivalin in der Kvarner Bucht
Die alte kroatische Hafenstadt Rijeka hat sich zu einem bunten Kulturzentrum mit mannigfachen Angeboten gemausert.
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Nein, die Küstenstadt an der nördlichen Adria kann es ganz und gar nicht verheimlichen, dass sie einmal zur k. u. k. Monarchie gehört hat. Umgeben von prächtigen Gründerzeitbauten, flaniert sich’s angenehm durch die elegante Fußgängerzone, lässt sich das Nationaltheater ebenso bestaunen wie der Jachthafen und das vielfältige Angebot in den Jugendstil-Markthallen.
Ein älterer Herr, der fast akzentfrei Deutsch spricht, erklärt mir, dass man hier die knapp viereinhalb Jahrhunderte, in denen Rijeka unter Habsburgerherrschaft stand, heute noch als „gute alte Zeit“ bezeichnet, weil Kroatien „bei Gott“ (und jetzt schaut er zum Himmel hinauf) schlechtere Epochen erlebt hätte. St. Veit am Flaum hieß Rijeka auf Deutsch und auf Italienisch Fiume. Damals, als die Stadt noch über einen bedeutenden Hafen verfügte.
Genau dieses Image war es, das Rijeka loswerden musste, denn wer will schon als Tourist in einem Industriehafen landen. Und das ist gelungen, der alte Hafen und mit ihm die großen Schiffe sind ein paar Kilometer Richtung Ost und West übersiedelt. Und so ist Rijeka heute ein buntes Kulturzentrum mit Ausstellungen, Museen, Cafés und einem Stadttheater.
Ach ja, das Theater. Errichtet von den Architekten Fellner & Helmer, hat es eine Besonderheit zu bieten. Das Deckengemälde haben die jungen, noch unbekannten Brüder Ernst und Gustav Klimt gestaltet.
Ganz vorne steht ein Besuch der aus Glas und Gusseisen konstruierten Markthallen, die ein vielfältiges Angebot an Fleisch, Obst, Gemüse, Milchprodukten und Fisch bieten. Einmal auf den Appetit gekommen, lohnt sich ein halbstündiger Ausflug in die Berge von Lovran, oberhalb des gleichnamigen Seebads gelegen. Das Restaurant Draga di Lovrana ist ein Geheimtipp, dort werden die frischen Fische serviert, die man eben noch in den Markthallen gesehen hat.
Markthallen in Rijeka
Die Markthallen von Rijeka sind weit über die Grenzen der Hafenstadt hinaus bekannt. Sie entstanden in den Jahren 1866 bis 1916, zum Teil in reinstem Jugendstil. Fische, Fleisch, Milchprodukte, Obst und Gemüse werden hier frisch und in bester Qualität angeboten. Rund um die Hallen wurden Marktstände mit Kleidung, Blumen und Haushaltswaren angesiedelt.
Rijeka hat mehrere Flaniermeilen: die Fußgängerzone im Zentrum und den Molo Longo im Hafen, in dem heute vor allem Fischerboote und Jachten vor Anker liegen, aber auch Katamarane, die zu den nahen Inseln der Kvarner Bucht führen. Die Seepromenade ist 1,7 km lang und lässt die einstige Bedeutung als eine der größten Hafenstädte Europas erahnen.
Normalerweise gibt’s noch ein spezielles Schiff, die 117 Meter lange „Tito-Jacht“, die Geschichte schrieb. Sie wurde 1938 als Bananenfrachter gebaut, von Mussolini als Kriegsschiff requiriert und beschädigt, ehe sie 1943 als deutsches Marineschiff durch einen Luftangriff der Alliierten im Hafen von Rijeka versank. 1948 ließ es die jugoslawische Marine heben und setzte es als Schulschiff ein. Als Staatschef Tito das Schiff sah, musste er es besitzen. Es wurde zur Luxus-Jacht umgebaut und gelangte nach Titos Tod wieder nach Rijeka, wo es zurzeit aufgemöbelt wird. Ob es heuer noch fertig und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, ist derzeit unsicher.
Nahe der altösterreichischen Paläste und vis-à-vis des im klassizistischen Stil erbauten Bahnhofs steht die ehemalige Zucker-, Maschinen- und Tabakfabrik, in der heute Museen und die Stadtbibliothek untergebracht sind. Unbedingt besichtigen sollte man die im Bauhausstil errichtete kleine Synagoge – eine der wenigen in Kroatien, die die Nazizeit überstanden haben. Man erzählt, dass Mitglieder der jüdischen Gemeinde die Offiziere der gegenüberliegenden Gestapozentrale durch geschenkte Kunstwerke bestochen haben, wodurch die Synagoge gerettet wurde.
Inmitten der Altstadt stehen auch modernere Gebäude, wobei eines – seiner Entstehungsgeschichte wegen – besonders hervorsticht: das zwölfstöckige, 1939 bis 1942 errichtete Hochhaus Riječki neboder, das vom legendären Mafiaboss Al Capone finanziert worden sein soll.
Die Bewohner Rijekas bezeichnen das benachbarte Opatija gerne als ihren Edelvorort. Man ist in zwanzig Minuten dort und übernachtet, wenn man der k. u. k. Atmosphäre treu bleiben will, in dem an der Franz-Joseph-Promenade gelegenen Hotel Miramar.
Opatija
„Edelvorort“ nennen die Bewohner von Rijeka scherzhaft das 20 km nahe Opatija, einst Abbazia. Hier kann man in k .u. k. Atmosphäre in dem am Meer gelegenen Hotel Miramar nächtigen. Seinen Namen verdankt das Miramar der Ähnlichkeit mit dem Triestiner Schloss Kaiser Maximilians von Mexiko. Das Hotel ist im Besitz des Salzburger Hoteliers Wilfried Holleis.
Zu Franz Joseph gibt’s noch eine Rijeka-Geschichte: 1860 durfte der österreichische Marineingenieur Giovanni Lupis dem damals jungen Kaiser eine Erfindung vorführen, die er in Fiume erdacht hatte. Es handelte sich um Torpedos, die die Hafenstadt vor Angriffen von See schützen sollten. Den Kaiser hat’s zwar „sehr gefreut“, doch ließ er sich von der Erfindung nicht überzeugen. Ein paar Jahre später griff ein britischer Unternehmer die Idee auf und baute in Fiume – gemeinsam mit Giovanni Lupis – eine Torpedofabrik. Im Stadtzentrum gibt es eine permanente Ausstellung, die die Entstehungsgeschichte der weltweit ersten Torpedos dokumentiert.
Rijeka ist drauf und dran, sich seinen alten Ruf als „Venedigs Rivalin“ zurückzuerobern.
Info
Anreise
Mit den ÖBB ist die Anreise
per Zug nach Rijeka täglich möglich, z. B. ab Wien Hbf. mit einmal umsteigen in knapp zehn Stunden. Pro Person ab 29,90 Euro (Sparschiene).
Mit dem Auto ca. 5:30 Std. Bei Rijeka gibt es auch einen internationalen Flughafen.
Unterkunft
– Hotel Miramar 4-Sterne-Superior Opatija. Halbpension pro Person ab 140 € im Doppelzimmer mit Meerblick, Tel. 00385/ 51280000
Restaurant
– Hotel Draga di Lovrana,
Tel. 00385/51294166
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