Für Winterschwimmer ist es im Paradies eiskalt

Eva Maria Wohlfarter über Eisschwimmen und die besten österreichischen Seen dafür.

Sie liefert sich den Elementen aus. „Wind, Kälte. Auch Eis und Schnee. Ich halte dem stand.“

Wer Eva Maria Wohlfarter zuhört, braucht kein Motivationsseminar. Dabei erzählt sie nur entspannt von ihrer Leidenschaft. Die Wienerin ist dem Winterschwimmen verfallen. „Ich habe das vor Jahren in der Slowakei gesehen und gedacht, das will ich auch machen.“ In Ländern des Ostens und Nordens – Wohlfarter nennt Finnland, Estland und Russland – sei Winterschwimmen stärker verbreitet.

Geeignete Plätze gibt es aber auch in Österreich, mit unzähligen Seen und Flüssen. Im Zeller See gehe sie öfters winterschwimmen. Ein Highlight sei das Eintauchen in den Pressegger See (Bild) gewesen, „paradiesisch zwischen Schilf und schneebedeckten Bergen gelegen“. Oder in den Klammsee, ein Stausee bei Kaprun, „der ist auch im Sommer sehr kalt“. Auch im Schwarzsee, ein kleiner Moorsee in den Kitzbüheler Alpen, war sie drin. Winterschwimmen ist mehr als ein kurzes Eintauchen in kaltes Wasser wie nach einem Saunagang. Die, die es machen, sehen die paar Minuten im Wasser als Ausdauersport. „Es hat mir eine neue Perspektive eröffnet, was ich im Winter alles machen kann“, so Wohlfarter.

Anfangs, beim Reingehen ins Wasser, sei es ein Schock. „Ruhig weiteratmen. Es kann einem schnell den Atem verschlagen. Man sollte sich mental darauf vorbereiten, dass kaltes Wasser auch wehtut.“ Diesen Winter schwimmt die „Stadtstreunerin“, wie sie sich nennt, in ihre vierte Saison. Im Alltag bedeute das einmal pro Woche eine Runde in der Alten Donau. Immer mit dabei: eine kleine Boje, eine Haube, Neoprenschuhe, ein Thermometer und ein Badetuch. Und heißen Tee für danach.

Wer’s ausprobieren möchte: Der Kagraner Uferplatz an der Alten Donau ist ein Hotspot der Wiener Eisschwimmerszene. In Österreich hat sich übrigens erst in den vergangenen Jahren eine Szene gebildet, eine Anlaufstelle ist der Eisschwimm-Verein IISA Austria. Fällt die Wassertemperatur unter fünf Grad Celsius, spricht man von Eisschwimmen.

Dass das kleine Österreich in Extremsportarten oft groß ist, zeigt hier Josef Köberl: 2014 schwamm der Steirer als erster Österreicher die Eismeile, also 1.609 Meter in Wasser unter fünf Grad Celsius. Im Juli 2021 legte Köberl in einer Gletscherspalte in Hintertux 1.511,5 Meter in einer Wassertemperatur von minus 0,23 Grad zurück – Rekord in Süßwasser. Bitte nicht nachmachen. Wenn doch, dann nur unter Anleitung: Köberl bietet Workshops „in eindrucksvollen Locations, vom Gletschersee, über Wasserfälle bis zu Seen im Winter“ an.

Und wenn an den ersten warmen Frühlingstagen viele vom Sommer am See träumen, geht für die junge Wienerin „eine kalte, herrliche Schwimmsaison“ zu Ende. Bis dahin wird sie von Spaziergängern an der Alten Donau noch öfters die Frage zugerufen bekommen: „Na, ist’s kalt?“

Tipps

Eisschwimm-Workshops für Anfänger und fortgeschrittene Eisschwimmer bietet Experte Josef Köberl an. Nächster Termin: 24.–27. Februar 2022. Anmeldung und Programm: josefkoeberl.at/kurse

Locations-Tipps von Wohlfarter: Zeller See, Klammsee/Kaprun und Schwarzsee in den Kitzbüheler Alpen

Ausrüstung: Badehaube, Schwimmbrille, Ohrenstöpsel und Schwimmboje sollten unbedingt dabei sein

Stefan Hofer

Über Stefan Hofer

Stefan Hofer ist seit 2009 beim KURIER. Schreibt für das Ressort Reise.

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