Die Küstenstadt Porto liegt im Nordwesten Portugals

Oh, wunderschönes Porto: Gondeln, Romantik und Harry Potter

Porto, die Metropole am Douro, blüht auf. Inklusive pittoresker Aussichten, gekachelter Kulturhistorie – und einem gewissen Zauberlehrling-Feeling.

Überblick

Währung

Euro

Einwohner

ca. 215.000

Anreise

Non-Stop-Flug von Wien nach Porto in 3 Std. 20 Min.

Womit beginnen? Am besten ganz oben. Um sofort schockverliebt vor dieser Stadt zu kapitulieren, folgen Sie bitte unmittelbar folgenden Anweisungen: Fahren Sie nach der Landung mit dem Flieger (oder wie Sie sonst angereist sind) in ihr Hotel. Stellen Sie dort Ihr Reisegepäck ins Zimmer. Einen Kaffee können Sie später trinken, jetzt gilt es keine Zeit zu verlieren. Also setzen Sie Ihre Sonnenbrille auf und schlendern schnurstracks in Richtung Ribeira, der historischen Altstadt.

Weil Sie schlau sind, haben Sie Ihre Unterkunft sowieso in zentraler Lage gewählt, Sie haben’s also nicht weit. Es sind enge Gasserln, durch die man sich hier seinen Weg bahnt, es geht mitunter steil bergauf, ziemlich oft trippelt man Steinstiegen rauf, dann wieder runter, man macht also zugleich etwas für die Fitness, während man durch dieses ehemalige arme-Leute-Viertel für die ansässigen Fischer mit seinen schmalen Häusern, den kleinen Balkonen und den hölzernen Fensterläden flaniert.

Stadtbild aus Porto, bunte Häuser am Fluss Douro, darüber eine Seilbahn mit Gondeln

In einer Gondel der Teleférico de Gaia schwebt man über den Douro, auf der Seite Vila Nova de Gaias sind hier viele berühmte Portwein-Kellereien aneinandergereiht
 

©Getty Images/iStockphoto/SeanPavonePhoto/iStockphoto

Dann sind wir fast da: Am Rande des kopfsteingepflasterten Weltkulturerbes mit seinem mystischen Charme drängt sich Ribeira an den Douro, wie eine Hauptschlagader durchzieht der grünglitzernde Fluss die Stadt. Wer jetzt den Douro überquert und damit die Stadt Vila Nova de Gaia betritt, will hoch hinaus: An der südlichen Uferpromenade steigt man in eine Gondel, und schon schwebt man mit der 2011 installierten Seilbahn Teleférico de Gaia hinauf in luftige Höhen. Hier, ganz oben – und mit diesem Ausblick – startet ein spontaner Wochenendtrip nach Porto vielleicht am stimmigsten. Mit unserem vom Alltag daheim noch getrübtem Blick kann man die Schönheit dieser Stadt, die sich von der Bergstation gesehen plötzlich vor einem ausbreitet, anfangs kaum verarbeiten.

Pittoresk, als hätte man eine Postkarte vor Augen, tuckern die Schiffe vor einem den Douro auf und ab; auf der Seite von Gaia schaut man auf die Portweinkeller und die sanft schaukelnden Rabelo-Boote mit den Fässern an Bord, die hier ankern; die Farben des historischen Häusermeers von Ribeira sind – auf der anderen Seite – in ihrem pastelligen Gelb, Violett oder Rot beinahe unreal saftig. Und das endlose Puzzle aus glänzend roten Ziegeldächern wirkt so intensiv, als hätte es jemand in den strahlend blauen Himmel gemeißelt. Liebe auf den ersten Blick.

Pittoresk: Rabelo-Boote mit Portwein-Fässern an Bord

©Getty Images/iStockphoto/Sean Pavone/iStockphoto

Buben, die von Brücken springen

In Porto wird gearbeitet, in Lissabon wird gefeiert, hieß es früher. Doch die Erlebniswelt in Porto muss sich heute längst nicht mehr verstecken. Kulturell, mit seiner Historie und der Architektur, gastronomisch mit vielen spannenden Lokalen, landschaftlich sowieso. Die nördliche Metropole, die lange im Schatten der Hauptstadt lag, hat sich ordentlich gemausert, ist trotzdem immer noch eine Art Geheimtipp, was insofern praktisch ist, als man von Touristenmassen weitgehend verschont bleibt.

Perfekt also, um unbedrängt mit besagter Seilbahn nach oben zu fahren, ideal, um danach händchenhaltend durch die anschließende Gartenanlage Jardim do Morro zu bummeln und sich Kaffee trinkend auf einer Parkbank niederzulassen. Vor allem aber kann man hier ein weiteres wichtiges Wahrzeichen der Stadt erkunden: Die Ponte Dom Luís I verbindet Gaia mit Ribeira und ist eine wahrlich eindrucksvolle Bogenbrücke von 385 Metern Länge.

Ein schmiedeeisernes Kunstwerk, auf deren unterer Ebene übermütige, dünne Buben in Badeshorts barfuß das schmale Geländer entlangbalancieren; unter dem Geraune der stetig größer werdenden Ansammlung an Gaffern warten sie auf den geeigneten Zeitpunkt, um sich todesmutig und Beifall heischend von der Brücke in den kalten Fluss zu stürzen. Auf der oberen Ebene in 60 Metern Höhe fährt die Bahn, aber beide Plattformen kann man per pedes überqueren.

Farbenfrohes Kleinod: Porto mit der den Fluss Douro querenden Brücke Dom Luís im Herzen der Stadt. Die Brücke verbindet die Altstadt Ribeiro mit Vila Nova de Gaia

©Getty Images/iStockphoto/SeanPavonePhoto/iStockphoto

Dass die Dom Luís so frappant an die Architektur des Eiffelturms erinnert, ist übrigens kein Zufall. Die 3.000 Tonnen schwere Konstruktion, die 1886 gebaut wurde, stammt vom Deutschen Téophile Seyrig, der ein Schüler von Gustave Eiffel war. Sie war zu ihrer Zeit die größte Brücke der Welt ihrer Art. So wie Porto, die Stadt der Seefahrer, mit ihrem Hafen einst eines der bedeutendsten Handelszentren ganz Europas war. Und eines der reichsten. Portus Cale (zusammengesetzt aus den Wörtern „Hafen“ und „gegenüberliegende Siedlung“), nannten die Römer einst den Ort. Daraus wurde erst Portucale und später Portugal. Im 18. Jahrhundert florierte der Handel mit Portwein, und dieses Geschmackserlebnis sollte man sich auch heute nicht entgehen lassen.

Einst gehörte der Süßwein in gehobenen Kreisen zum guten Ton, heute ist er eher in Vergessenheit geraten. Zumeist wird er aus roten Trauben gewonnen, es gibt die in der Flasche gereiften Ruby Ports und die im Fass gereiften Tawny Ports, und durchaus witzig dabei ist, dass die Engländer ersteren mit Vorliebe nach dem Essen trinken, die Franzosen zweiteren als Aperitif.

Mmmh, Portwein

Auf 80 verschiedene Rebsorten kommt der Wein aus drei Gebieten der Region Alto Douro im Douro-Tal. Der Schieferboden speichert das Sonnenlicht hier besonders lange. Wer das flüssige Gold selbst verkosten möchte (am besten schmeckt er zu köstlichem Käse oder dunkler Schokolade), der kann das Tal im Zuge eines Tagesausflugs besuchen. Oder man sieht sich eine berühmte Weinkellerei wie Taylor’s, Graham’s oder Sandeman an, lässt sich bei einer Führung in die Geheimnisse des Port einweihen und gönnt sich anschließend den einen oder anderen guten Tropfen.

Flüssiges Gold: Ein Besuch in einer Portwein-Kellerei lohnt sich 

©Getty Images/vuk8691/istockphoto

World of Wine in sieben Museen

Seit fast zwei Jahren gibt es auch ein touristisches Großprojekt, das sich der Weinkultur widmet: World of Wine heißt es und wartet mit gleich sieben Museen auf. 105 Millionen Euro hat der Engländer Adrian Bridge in seine Weinwelt gepumpt, der Investor ist auch Teil von Taylor’s und besitzt das Luxushotel The Yeatman. Das Museumsquartier widmet sich in seinen Ausstellungen Produktionsmethoden, Regionen, Mode oder Schokolade, in Workshops darf man selbst zur Tat an der Traube schreiten. Der Pink Palace widmet sich alleine der Geschichte des Roséweins. Verknüpft wird das alles mit Genuss vor Ort, sprich einer bunten Vielfalt an Restaurants und Cafés.

Apropos Speis und Trank: Wer in Porto zu Gast ist, sollte die Stadt unter keinen Umständen verlassen, bevor er nicht das hier entstandene Francesinha-Sandwich schnabuliert hat. Der Happen ist ein vollends deftiger Genuss. Zwischen zwei geröstete Toastscheiben kommt Beefsteak, Schinken und Wurst, darüber ein Spiegelei, geschmolzener Käse und eine Sauce aus Paradeisern, Bier und Senf. Serviert wird der zehn Zentimeter hohe Ziegel mit Pommes frites.

Stadt der Brücken: Diese eindrucksvolle Aussicht erlangt man von den romantischen Gärten des Jardins do Palácio de Cristal aus gesehen, einer Grünoase über der Metropole

©Getty Images/iStockphoto/diego_cervo/iStockphoto

Harry-Potter-Feeling 

Wenn man da nach dem schweren Essen erstmal ein Weilchen sitzen bleiben muss, ist das nur allzu verständlich. Man kann die Zeit auch nutzen und zu einem guten Buch greifen. Passend wäre „Harry Potter“. Nicht etwa, weil Porto im Epos um den Zauberlehrling eine besondere Rolle spielen würde. Jedoch lebte Joanne K. Rowling, die Autorin der ultimativ erfolgreichen Buchreihe, eine Zeit lang als Englischlehrerin in Porto. Sie soll viel Zeit im Café Majestic verbracht haben, zu dem wir später aufbrechen, mehr noch: Die ersten sieben Bände soll sie in diesem Belle Époque-Juwel mit seinen üppigen Lustern und riesigen Spiegeln teils auf Servietten skizziert, und das erste Buch „Harry Potter und der Stein der Weisen“ hier geschrieben haben.

Nicht nur für Leseratten ein Augenschmaus: Die Bücherhandlung Lello, die ihren Ursprung 1869 hat, zählt zu den schönsten der Welt

©imago stock&people

Auch die Livraria Lello scheint Teil dieses verschnörkelten, geheimnisumwobenen Universums zu sein, auch sie soll Rowling inspiriert haben – vor allem aber ist sie die schönste Buchhandlung der Welt. Wer die rote Stiege hinauf in den ersten Stock geht, zwischen den Regalen lustwandelt und auf der Brücke stehend die kunstvoll verziertenFenster bewundert, fühlt sich tatsächlich ein bisschen wie im Zauberinternat Hogwarts. So groß ist der Andrang in dem Geschäft, dass Eintritt verlangt wird.

Tag am Strand

Und nun? Mehr der Schönheit genießen, die Porto zu bieten hat, immer mehr. Mit der Straßenbahnlinie 1 am Flussufer entlang fahren etwa. Sich in den Jardins do Palácio de Cristal verlieren, dieser wunderbar romantischen Gartenanlage, einer Grünoase mitten in der Stadt, an jeder Ecke entdeckt man ein neues, herrliches Plätzchen. Während man Luft holt, zur Ruhe kommt, spazieren riesige, schillernd-schöne Pfaue an einem vorbei. Wunderbare Aussichtsplätze auf die Stadt sind ohnehin selbstverständlich. Wen es in hippere Gegenden zieht, der ist im Künstlerviertel rund um die Rua de Miguel Bombarda mit seinen Galerien und Vintage-Läden an der richtigen Adresse.

Mystisch: Kapelle Senhor da Pedra am Strand von Miramar

©Getty Images/iStockphoto/soniabonet/iStockphoto

Und was immer geht, ist natürlich ein Tag am Strand. Vier Stadtstrände gibt es, Einheimische fahren etwa gerne an den Praia de Matosinhos, den größten Strand Portos. Wir empfehlen allerdings Miramar, zehn Kilometer außerhalb der Stadt und mit dem Zug leicht zu erreichen. Auf einem Felsen gebaut steht hier die sechseckige Kapelle Senhor da Pedra, ragt wie ein steinern-stilles Mysterium mitten aus dem Strand, umbrandet von den Wellen des Atlantiks. Wunderschön.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

Kommentare