Durch Nordirland mit dem Wohnmobil: Auch im Winter eine Reise wert
Mit seinem milden Klima, herrlicher Natur und urig-netten Orten lohnt sich ein Wohnmobil-Urlaub in Nordirland selbst im Winter.
Die immergrünen Schaf- und Rinderweiden, die alten Bäume, die urigen Gemäuer. Jenseits der Autobahnen sind die Straßen Irlands auch im Winter einfach malerisch, doch meistens ziemlich eng. Als ungeübter Linksverkehrsteilnehmer lenkt man das Wohnmobil deshalb ein bisschen langsamer. Das ist sicherer und aussichtsreicher. Denn jede Landschaft, jedes Dorf ist sehenswert.
Eine Seite des Sees liegt in Irland, die andere in Großbritannien
Neunzig Minuten hinter Dublin, der Hauptstadt der Republik Irland, erreicht man das Seen- und Flussgebiet Lough Erne. Sein Südteil liegt noch in der Republik, der größere im Norden sprich in Großbritannien. Bis auf Straßenschilder gibt es zwischen beiden Teilen Irlands keine Grenzmarkierungen. Mehrfach überquert man die unsichtbare Zickzacklinie und bald zum ersten Mal den River Erne.
Der erste Stopp bei Newtownbutler gilt Crom Estate direkt am Fluss. Vorbei an greisen Eichen voller Spechte erkunden hier Urlauber per Rad das Anwesen mit Burgruine.
Auf dem Campingplatz könnte man in komfortablen, umgebauten Ställen übernachten. Im nahen Castle Archdale Caravan Park am Lough Erne erwartet Wohnmobilisten jedoch ein guter Stellplatz auf der Wiese nah am Wald. Bis zur Marina spaziert man nur wenige Minuten.
Per Fahrrad über den See zur Insel
Dort kann man sich warm angezogen auf ein Hydrobike schwingen und radelt damit ganz gemütlich zwischen Anglern, Inseln, Schilf und Enten auf dem See herum. White Island ist das Highlight der Wasserfahrradtour. Denn dieses Inselchen beherbergt die Ruine einer tausendjährigen Abtei und noch viel ältere geheimnisvolle Steinfiguren.
Info
Anreise per Flug oder Gefährt
- Direktflüge von Wien nach Dublin haben Air Lingus (aerlingus.com) und Ryanair (ryanair.com), viele Airlines mit Zwischenstopps, auch nach Belfast. CO2-Kompensation, etwa via atmosfair.de: 29 €.
- Anreise mit eigenem Gefährt via Fähre von Frankreich (Cherbourg oder Roscoff) nach Dublin (irishferries.com), Cork oder Rosslare (brittany-ferries.co.uk), 18 Std.
70 Pfund inkl. Steuern pro Tag: So viel kostet etwa ein Wohnmobil von Bunk Campers (in Irland und UK ansässig, bunkcampers.com).
Irlandweit aktiv ist Camp & Cruise Motorhomes (campandcruise.ie), Causeway Campers nur in Nordirland (causewaycampers.com)
Ganzjährig offene Stellplätze Etwa Friels Bar and Restaurant in Swatragh (à 20 £, friels.ie), The Shepherds Rest Pub in den Sperrin Mountains (20 £) oder Kinnego Marina (à 25 £)
Auskunft
tourismireland.com,
discovernorthernireland.com
Viel Geschichte haben auch Enniskillen Castle und sein Museum zu erzählen. Die graue Burg mit ihren Zwillingstürmchen steht wie die gesamte Altstadt auf einer Flussinsel zwischen den Seen. Wie vielseitig die wasserreiche Gegend selbst unter ihrer Oberfläche ist, erfährt man bei einer Höhlentour durch die elf Kilometer langen Marble Arch Caves. Durch weiträumige Tunnel und emporstrebende Hallen folgt man dem unterirdischen Verlauf des Flusses Owenbrean zu Fuß und mit dem Boot, staunt über Glanz und Farbenspiele, erfreut sich an Spiegelungen und abstrakter Tropfsteinkunst.
Im Reich der Geister
Es nieselt wieder. Doch das stört hier nicht. Denn ohne Nässe wäre Irland nicht so grün, selbst in der "kalten Jahreszeit". Das milde Klima und der Wind machen die Feuchtigkeit erträglich – ebenso wie all die gut gelaunten Menschen hier, die ihre Insel und das Wetter nehmen, wie sie sind.
Mit Schirm und wasserdichter Kleidung geht es noch einmal mit dem überdachten Fahrrad-Buggy durch den "Regenwald", dann weiter gen Nordosten und allmählich leicht bergauf, ins Land der Sperrin Mountains.
Knapp siebenhundert Meter hoch, doch eher in Gestalt von sanften, oft mit Hochmooren bedeckten Hügeln, empfangen sie den Reisenden würdevoll in Wolken. Ihr legendäres Image als ein Ort von Riesen, Feen und Geistern wie den Leprechauns könnten sie nicht besser pflegen.
Kurz hinter Cranagh stößt man auf zwei der übergroßen sagenhaften Wesen – träumend und erzählend, wie Recyclingkünstler Thomas Dambo sie sich vorstellt. Mit viel Witz und Liebe schuf der kreative Däne diese klobigen, doch herzigen Gestalten – wie alle seine Troll-Skulpturen aus gebrauchtem Holz.
Unter "Lichtschutz" gestellt: dunkler Wald und helle Sterne
Gut zu wissen, dass die wilden Sperrin-Waldbewohner nette Burschen sind! Denn der nächste Campingplatz im dunklen Drum Manor Forest Park liegt in ihrem Revier. Noch deutlich finsterer wird es im Nachbarwald und der Umgebung, weshalb man das Gebiet 2020 als erstes in Nordirland unter internationalen "Lichtschutz" stellte.
Nicht umsonst zählt Sterneschauen hier beim Camping zu den beliebtesten Aktivitäten. Astronomisch inspiriert ist ebenso die kurze Wanderroute, die am Teleskop des OM-Dark-Sky-Park-Besucherzentrums endet. Ihr Startpunkt sind die ominösen Steinkreise von Beaghmore. Vor 3.600 Jahren geschaffen, dienten sie vermutlich Religion und Wissenschaft.
Kreidekunstwerke der Natur
Hier im Norden wird jede Tour zu einer Fahrt ins Blaue. Denn alles wird dominiert vom Meer und seiner White-Rocks-Küste. Ihre schönsten Plätze liegen an der Causeway Coastal Route. Portstewart Strand und Whiterock Beach vermerkt man für später, ebenso die Hängebrücke Carrick-a-Rede. Am Aussichtspunkt Magheracross an einer Klippenkante breitet sich der ganze raue Charme der Panoramastraße aus.
Soweit der Blick nach Westen reicht, sieht man die riesenhaften, strahlend weißen und begrünten Kreidefelsen, oftmals ausgehöhlt oder zu Bogenformationen ausgewaschen, rechts daneben Skerries Islands, im Osten die Ruine Dunluce Castle – eine Landschaft als Gesamtkunstwerk, von Nordkanal und Himmel eingerahmt.
Sehr einfallsreich war die Natur auch, als sie jene vierzigtausend gleichmäßig geformten, bis zwölf Meter hohen Steinsäulen kreierte, die man Giant’s Causeway nennt und zum UNESCO-Welterbe erklärte. Vom Besucherzentrum wandert man eine Viertelstunde zu diesem Wunder aus Basalt. Geologen sagen, es entstand, als heiße Lava vor Millionen Jahren in das kalte Meer floss und erstarrte. Der Vulkan, der sie einst ausspie, ist verschwunden.
Ein guter Ort für Camper, um eine Weile zu bleiben und jeden Augenblick des Reiseabenteuers auszukosten.
Wer mehr über (Nord-)Irland erfahren möchte: Tourism Ireland ist auf der Ferien Messe Wien (16.–19. 1. 2025) vertreten.
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