Mountainbiken im Burgenland: Zwei Reifen, ein Berg und Ich
Das Schöne am flachen Land: Die Mountainbike-Trails am 884 Meter hohen Geschriebenstein sind auch im Winter geöffnet – Shuttle-Service inklusive.
Das Burgenland im Winter. Thermen, Wellness, Kulinarik und Entspannung, so weit das Auge reicht. Keine Spur von stressigem Après-Ski bei den – kein Scherz – Liften in Rettenbach, Kukmirn und Wiesen, die bei entsprechend niedrigen Temperaturen, Stichwort Schneekanonen, tatsächlich in Betrieb sind.
Doch halt! Im südlichen Teil des östlichsten Bundeslandes, direkt an der Grenze zu Ungarn, „türmt“ sich mit dem Geschriebenstein die mit 884 Metern höchste Erhebung des Landes auf. „Berg“ wäre wohl zu viel der Ehr’, und deshalb gibt’s dort auch keine Skilifte, sondern Downhill-Strecken für Mountainbikes. Und jetzt das Beste an Pannonien: Dank des milden Klimas können die "Burgenland Trails" ganzjährig befahren werden.
Von gemütlich bis rasant. Wer braucht da schon Semmering, Kitzbühel & Co., wenn stattdessen Trails mit klingenden Namen wie Esterházy oder Batthyány warten. Steht man dann allerdings als Anfänger in Sachen Downhill am Einstieg einer dieser Routen, kann einem auch ganz schön mulmig werden – abhängig von der gewählten Strecke (siehe Seite 13).
Denn die erst im Vorjahr eröffneten "Burgenland Trails" sind vor allem eines: abwechslungsreich. Ungeübte Mountainbiker haben hier ebenso Spaß wie Fortgeschrittene – und sogar Profis verschlägt es immer wieder in den Bike-Park am Rande der pannonischen Tiefebene. Das wundert nicht. Für den Bau der Strecken wurden Fachleute aus dem Ausland geholt. Dank der minimalinvasiven Ausführung musste kein einziger Baum gefällt werden.
Das gefällt. So schreibt etwa das Fachmagazin Lines: „Die Trailbauprofis von Mountain Bike Movement nutzten die vorhandenen Gegebenheiten perfekt und so schlängeln sich flowige Singletrails die kleinen Canyons hinab.“ Nur 12-Meter-Sprünge sucht man vergeblich.
Ist doch einfach, oder? Also rauf auf das Bike und runter den Berg. Wobei das leichter gesagt, als im Selbstversuch getan ist. Große Hilfe dabei war Mountainbike-Coach Roman Csiszer. Ohne ihn wäre ich wohl zu so manchem Baum ziemlich zärtlich gewesen – aber der Baum vermutlich nicht zu mir.
Batthyány Trail (leicht): Mit Abwechslung, schöner Aussicht und ständigem Auf und Ab führt die etwas schwerere Route am „Bergrücken“ des Geschriebensteins entlang, um dann recht steil zum südlich gelegenen Rechnitzer Badesee abzufallen. Kleine Anstiege und schwerere Passagen inklusive.
Ein bisschen Übung sollte man also schon mitbringen, wenn man rasant ins Tal brausen möchte. Oder auch nicht. Denn speziell am burgenländischen Mountainbike-Mekka sind seine variantenreichen Trails: Auf den Strecken hat man so gut wie immer die Wahl zwischen leichten, mittelschweren und schweren Passagen. Schließlich kann einem ja auch Downhill einmal die Kraft ausgehen, vor allem in den Armen. In den Pausen wird man dann – je nach Jahreszeit und Wetterlage – mit einem Blick ins weite Tal oder einem nebelverhangenen Wald belohnt.
Service & Sicherheit. Gesperrt sind die Trails nur, wenn es allzu feucht und dementsprechend matschig ist. Schnee an sich ist kein Problem, gefrorener Boden sowieso nicht. Wer seinem eigenen Bike die Strapazen nicht zutraut oder etwas Neues ausprobieren möchte, kann sich ein Fahrrad ausleihen. Das "E-Bike Paradies" hat auch elektrisch betriebene Mountainbikes im Angebot.
Am Wochenende sowie an Sonn- und Feiertagen gibt es sogar ein Shuttle-Service, das Radfahrerinnen und Radfahrer etwa alle 30 Minuten von Lockenhaus und Rechnitz zur "Ranch" auf die Passhöhe bringt – quasi das Pendant zu den Sechser-Sesselliften der westlichen Skigebiete. Ob Ski oder Bike, der Muskelkater ist so gut wie fix. Nur gut, dass auch die Thermen ganzjährig geöffnet sind.
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