Malediven in Europa: Diese Inseln sind eine Reise wert
Wer jetzt Sonne will, muss nicht auf die Malediven. Nur eineinhalb Flugstunden von Wien entfernt, warten traumhaft schöne Alternativen mit wunderbarer italienischer Küche.
Überblick
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Was ist die schönste Insel der Welt? Bora Bora? Kauai auf Hawaii? Laut den Lesern des renommierten US-Reisemagazins „Travel + Leisure“ ist es 2022 die Insel Ischia.
Tatsächlich hat Ischia schon bei der Anreise mit der Fähre aus Neapel etwas Magisches. Eine seltsame Fata Morgana, eine mächtige Burg auf einer kleinen Insel, taucht dann in der Ferne aus den Meeresfluten auf. Filmfans kennen diese mächtige Festung aus dem Film „Men in Black 4“.
Es gibt viele beeindruckende Burgen, aber beim Castello Aragonese, diesem unglaublichen Mix aus Harry Potters Zauberschule Hogwarts und dem französischen Mont Saint Michel, kommt man wirklich ins Staunen.
Es war an einem warmen Junitag im Jahr 1911, als ein leichtsinniger Anwalt die mittelalterliche Burginsel für nur 25.000 Lire gekauft hat. Später steckte dieser Anwalt ein wahres Vermögen in die Renovierung des Ensembles, in dem über Jahrhunderte zeitweise bis zu 1.900 Menschen Zuflucht vor Piraten gesucht hatten. Blauer Himmel und FilmstarsHeute ist das Castello das Wahrzeichen der Insel Ischia, wenngleich die Besucher vor allem wegen eines anderen Schatzes kommen, der heiß aus der Erde sprudelt. Die kleine Vulkaninsel – sie ist nur zehn Kilometer lang und sieben Kilometer breit – ist ein Thermalparadies mit über 100 Quellen, das schon vor 2.800 Jahren die Griechen erfreute, später die Römer, heute neben Deutschen und Briten vor allem die Italiener selbst. Ischia ist von Neapel nur dreißig Kilometer entfernt. Mit den Tragflügelbooten, den Aliscafi, dauert die Überfahrt 35 bis 50 Minuten, mit dem Traghetto braucht man eineinhalb Stunden, aber die Fahrt mit der großen Fähre ist ruhiger, billiger und schöner, zumindest wenn der Himmel in fantastischem Technicolor-Blau strahlt. Das tut er für Urlauber meistens.
Apropos Technicolor. Auf Ischia tummelten sich schon viele Filmstar: Elizabeth Taylor und Richard Burton, Alain Delon, Romy Schneider, Jack Lemmon, Isabelle Huppert... Nicht zu vergessen natürlich Matt Damon und Gwyneth Paltrow, die vor allem in Ischia Ponte viele Szenen für „Der talentierte Mr. Ripley“ drehten.
Dass Ischia zu einer populären Spa-Destination avancierte, verdankt es übrigens einem legendären italienischen Verleger und Filmproduzenten. Angelo Rizzoli, der unter anderem „La Dolce Vita“ mit Marcello Mastroianni und Anita Ekberg produzierte und dessen Buchhandlung „Rizzoli“ in der Fifth Avenue in Manhattan selbst oft zur Filmkulisse wurde, liebte Ischia. Er war in die Insel so vernarrt, dass er 1956 rund um das historische Thermalbad der Königin Isabella ein gleichnamiges Luxushotel bauen ließ, das rasch zum Treffpunkt des internationalen Film-Jetsets wurde.
Die Fünfstern-Herberge Albergo Della Regina Isabella im Örtchen Lacco Ameno ist immer noch ein schönes, wenn auch ein wenig in die Jahre gekommenes Hotel, in dem von Maria Callas bis Sting, von Jude Law, Francis Ford Coppola, Oliver Stone bis Selena Gomez schon vielen Promis wohnten. Nicht übrigens Angela Merkel, eine notorische Ischia-Urlauberin, die stets im autofreien Örtchen Sant Angelo im Miramare absteigt.
Inselträume
Die zwei schönsten Hotels auf Ischia haben beide mit einer Traumbucht zu tun, der Baia di San Montano bei Lacco Ameno. Das San Montano Resort & Spa liegt auf einem Hügel hoch über der Bucht in einem großen Garten mit 400 Zitronen- und 50 Olivenbäumen (jeder mindestens 100 Jahre alt) auf insgesamt drei Hektar Land. Das in den letzten Jahren mit Millionenaufwand renovierte Fünfsterne-Haus mit dem schönsten Blick auf Ischia ist vor allem im Frühling und im Herbst perfekt, weil das Thermalwasser aus einer eigenen Quelle für herrlich warme Pools (insgesamt elf) sorgt und weil man hier Spa-Urlaub mit feinem italienischen Essen verbinden kann. Es ist auch das einzige Spa auf Ischia mit Panoramablick aufs Meer. „Wir nutzen jeden Winter, wenn das Hotel geschlossen ist, um es noch schöner zu machen“, sagt der junge Hotelmanager Arcangelo De Siano, dessen Familie mehrere Hotels auf der Insel besitzt. „Nächstes Jahr werden wir zwanzig Suiten mit Private Pool haben, von denen man entweder den spektakulären Sonnenaufgang über dem Meer oder den Sonnenuntergang erleben kann.“ Genießer können sich übrigens auf Wunsch im Freien unter Zitronenbäumen massieren lassen.
Das zweite Top-Hotel auf der Insel hat mit Film und Piraten zu tun. Star-Regisseur Luchino Visconti, ein aristokratischer Kommunist, der Luxus liebte und zahlreiche Häuser besaß, hatte eine Traumvilla an der San Montano Bucht mit Blick auf einen mittelalterlichen Wachturm, der einst als Schutz gegen die immer wieder einfallenden muslimischen Sarazenen gebaut worden war. Heute ist der Wachturm das Herzstück eines einzigartigen Luxushotels. Das zur italienischen Luxusgruppe Pellicano gehörende Mezzatorre Hotel inmitten eines sieben Hektar großen privaten Pinienwaldes sieht – besonders wenn man es vom Meer aus betrachtet – unwirklich schön aus. Vom Mezzatore aus können Gäste auch direkt per Taxi-Boot zu den Inseldörfern fahren, aber auch nach Capri, unserer nächsten Station.
Die blaue Grotte
Fast alle Besucher Capris kommen per Fähre, nur die besonders Reichen und Schönen mit der Yacht oder per Helikopter. Auf jeden Fall gilt: Wer Capris Küste per Boot umrundet, erlebt eine der beeindruckendsten Landschaften der Welt. Steile Klippen, ein unglaublich blaues Meer und Naturwunder wie die vier Faraglioni-Felsen, die wie Kunstwerke im Meer stehen. Ihr Name kommt übrigens vom griechischen Wort Pharos, Feuer, denn früher wurden auf diesen Kalkfelsen Leuchtfeuer für die Seefahrer entzündet. Die Küste ist auch voller geheimnisvoller Höhlen, aber nur eine ist weltberühmt, die Grotta Azzurra. Das Wasser der Blauen Grotte wird durch das vom Grund reflektierte Tageslicht magisch blau verzaubert. Die wunderbare blaue Grotte diente einst Kaiser Tiberius als privates Schwimmbecken, heute dürfen Besucher sie per Boot maximal zehn Minuten bewundern.
Capri ist ein Sehnsuchtsort und war es schon immer, schon vor 2.000 Jahren, als Kaiser Tiberius die schöne Insel für elf Jahre zum Regierungssitz des Römischen Weltreichs machte. Und auch heute wollen jedes Jahr Legionen von Touristen Capri sehen. Die meisten kommen vormittags und verlassen die Insel wieder am Abend. Die wichtigste Regel, um die Schönheit Capris wirklich zu erleben, lautet daher: Auch wenn es teuer ist – und Capri ist sauteuer – hier muss man übernachten!
Erst abends, wenn die Massen an Tagestouristen verschwunden sind, wird es richtig schön. Dann verlassen auch die scheuesten Promis ihre Luxusboote in der Marina Piccola, um in den teuren Marken-Boutiquen in der Via Camerelle Geld auszugeben als ob es kein Morgen gäbe oder in den VIP Restaurants und Clubs wie der Villa Verde, Da Paolino, Aurora oder La Fontelina zu feiern. In diesem Jahr waren das zum Beispiel neben vielen anderen Rihanna, Jennifer Lopez und Beyoncé. Ein Spaziergang am Morgen vorbei an prächtigen Villen mit leuchtenden Bougainvilleen und den an Flieder erinnernden Blauregen, erklärt ohne Worte, warum so viele von Capri träumen. Wo also absteigen wie Oskar Wilde, Maxim Gorki, Ernest Hemingway? Oder Tom Cruise, Michael Douglas, Michael Caine, Ingrid Bergmann, Sting, Dustin Hoffman, na und so weiter?
Zimmer mit Aussicht
Die Herberge der Wahl ist in diesem Fall das zweitälteste Hotel der Insel, das 1845 eröffnete Hotel Quisisana, Mitglied der Leading Hotels of the World. Es gehörte lange dem deutschen Elektronik-Konzerngründer Max Grundig, ehe dessen Riesenreich unterging. Seit 1981 ist das edle Grand Hotel im Besitz der Capreser Familie Morgano. Es lebt nicht nur von seinem schönen Garten und Pool, von seiner Toplage direkt an der teuersten Einkaufsmeile, der Via Camerelle, sondern natürlich auch von den vielen Geschichten, die sich um das Grand Hotel ranken, und der Hoffnung, plötzlich Tom Cruise im Lift zu treffen. Für schmalere Geldbeutel gibt es ganz in der Nähe, gegenüber des Gartens des Augustus, auch ein deutlich günstigeres Viersterne-Haus, das mit einfacheren Zimmern, aber einem herrlichen Pool und einer Traumlage punktet.
Es nennt sich Luna, wohl auch weil die von hier zu bestaunenden Faraglioni-Felsen im Mondlicht unglaublich romantisch schimmern. „Gibt es ein anderes Naturwunder auf der Welt, das sich mit diesem vergleichen lässt“ fragte und verneinte Alexandre Dumas, als er 1816 – übrigens 29 Jahre später als Johann Wolfgang von Goethe – erstmals die Faraglioni sah. Kein Hotel auf Capri bietet einen besseren Blick auf diese herrlichen Felsen sowohl von den meeresseitigen Zimmern aus als auch von der schicken Dachterrasse. Der Signature-Cocktail in der Rooftop-Lounge des La Luna ist rosa und nennt sich Spritz No. 5. Nach dem ersten Schluck denkt man tatsächlich: La vie en rose! Wer will da noch auf die Malediven?
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