Winterfreuden am Hochplateau: die schönsten Plätze in Österreich, Südtirol und der Schweiz

Hüttenhüpfen auf der Rax, Schlittenfahren auf der Seiser Alm, ein Pistenbutler auf der Turrach, Free-Riden in Laax. Die besten Plätze mit Fernblick liegen auf sonnigen Hochplateaus.

Endlich wieder einmal ein Winter wie anno dazumal. Tiefverschneite Almen und Tannenwälder, unberührte Schneedecken unter einem weiten blauen Himmel. Ein paar krächzende Krähen, die sich auf den Ästen niederlassen, sonst nur Stille. So einen Winterurlaub, wie man ihn aus der Kindheit kennt, findet man heute immer öfter abseits  präparierter Pisten. Zum Beispiel auf einsamen Hochplateaus. Das Wandern ist gemütlich – statt steil bergauf und bergab geht es mit den Schneeschuhen meist über flaches oder leicht hügeliges Gelände. Natürlich gibt es auch Hochplateaus, auf denen man statt Stille Trubel und Hüttengaudi findet. Eines haben aber alle gemeinsam: Grenzenlosigkeit, die den Kopf frei macht, mit spektakulärer Fernsicht. 

Skitourengeher und Schneeschuhwanderer lieben die Stille der Hochebene am Mieminger Plateau, Tirol

©innsbruck tourismus/christian vorhofer

Ausschließlich Skiurlaub zu machen, ist Schnee von gestern. So sind die sonnigen Hochplateaus in Österreich, Südtirol oder der Schweiz besonders bei Urlaubern beliebt, die neben dem üblichen Pistenskifahren weitere Winterfreuden erleben wollen. Laut Touristikern geht der Trend eindeutig in Richtung erlebnisorientierter Winterurlaub. Buchten 2010 noch 60 Prozent aller Urlauber reinen Skiurlaub, waren es 2022 nur noch 40 Prozent. Deshalb bieten Wintersportorte auch abseits von Lifttrassen und Après-Ski-Trubel vermehrt Sterne-Kulinarik, alpine Kultur, neue Freizeit-Routen und Loipen in stillen Winterwäldern an. Erlebnisse im Schnee sind gefragt, nicht nur das Pistenflitzen. Vielen ist es wichtig,  pure Natur zu erleben – zu finden etwa auf dem Mieminger Plateau, zwischen Außerfern und Inntal, wo der letzte Skilift schon vor Jahren abgebaut wurde. Heute lockt das Hochplateau vor allem Schneeschuhwanderer an, die die stille, verschneite Winterlandschaft queren. 

Hier trainieren Weltmeister: Olympiaregion Seefeld, 1.200 m Höhe, Tirol

©olympiaregion seefeld

Zwischen Stille und Olympia

„Der Schnee, das könnte klarer Zucker sein ...“, schrieb Erich Kästner in seinem Gedicht Meyer IX im Schnee, „der Schnee hängt wie kandiertes Obst im Wald ...“ Wer diese Idylle sucht, ist auf einer Höhe von 800 bis 1.000 Metern genau richtig. Nicht nur die Nähe zu Innsbruck macht die Tiroler Hochebene  außergewöhnlich. Hier sind vor allem geführte Schneeschuhtouren und eine neun Kilometer lange Almenrunde,  beliebt. Wer danach wieder in den Trubel eintauchen will, ist in  circa einer halben Stunde Autofahrt in Innsbruck. 
In Seefeld kann man sich wiederum mit den Olympioniken messen. Hier findet alljährlich der Weltcup „Nordic Combined Triple“ statt. Die Olympiaregion mit nordischem Kompetenzzentrum und Biathlonanlage zählt zu den modernsten Langlaufgebieten, 245 Kilometer Loipen führen durch idyllisch verschneite Landschaften. Und Schnee gibt es hier zum Glück noch genug. Wer nicht langlaufen will, radelt mit dem Fatbike durch Schnee, dreht Runden am Pistenbully oder lässt sich  auf der Rodel von Schlittenhunden ziehen.

Freeride-Paradies: Region Flims Laax Falera,  1.020 m Höhe, Schweiz 

©philipp ruggli

Neue Sportdisziplinen gibt es wiederum in Graubünden. Die drei Dörfer Flims, Laax und Falera liegen auf einem Hochplateau über der Rheinschlucht, dem Swiss Grand Canyon, einem der größten und innovativsten Skigebiete der Schweiz. Hier schätzen vor allem junge Wintersportler ökologische Nachhaltigkeit, Greenstyle und Freestyle, der wie eine alpine Version der Surf- und Skatekultur Kaliforniens wirkt. Laax spielt seit Jahrzehnten in der Freestyle-Szene mit und gilt als Freeride-Hotspot. „Das ist die Zukunft im Schnee. Wir gehen bewusst den Schritt in die neue Richtung, Skifahrer und Snowboarder nebeneinander fahren zu lassen“, sagt Reto Poltèra, Präsident der Laax Open. Aber klar kann man auf der Hochebene auch Schneeschuhwandern, langlaufen oder „schlitteln“ (rodeln).

Heimische Zirbe und Dirndl-Day

In den beliebten Naherholungsgebieten der Wiener Alpen geht es ruhiger zu. Schöne Stunden im Schnee kann man etwa im Donau-Gebiet, beim Skifahren oder Snowboarden am Jauerling – sogar auch bei Nacht! – und beim Wandern in der Wachauer Winterlandschaft verbringen. 

Schneeschuhwandern in Arbesbach, Skifahren am Jauerling, Niederösterreich

©Niederösterreich Werbung/ Michael Liebert

Am schneesicheren Raxplateau bringen Schneeschuh-Wanderungen auf bestens markierten Routen schöne Stunden in der Natur. Nach einer Seilbahnfahrt aufs Hochplateau, man startet am besten vom Raxalm Berggasthof, führen markierte Routen über die weitläufige Hochebene zum Ottohaus, zur Höllentalaussicht und zum Preiner Wand Kreuz bei der Neuen Seehütte. 

Raxplateau, 1.545 m Höhe, Niederösterreich. Die Wiener Alpen sind ein nahes Schneeschuhparadies

©Niederösterreich Werbung/ Pavel Danek

Alpines Feeling, das an die Dolomiten denken lässt, kann man in Kärnten genießen. Denn auf der Turracher Höhe gibt es nicht nur die größten geschlossenen Zirbenwaldflächen Österreichs, man kann hier  auch einen stilvollen Pistenbutler buchen. Der entführt die Gäste dann zu versteckten Plätzen und urigen Hütten auf der Turrach.

 Turracher Höhe, 1.800 m Höhe, Kärnten. Auf der Turrach gibt es drei Bergseen, herrliche Zirbenwälder, Pisten und Loipen

©Peter Maier/Austrian Mediahouse

Das gratis Service wurde für Ski- und Sommergäste von den Turracher Bergbahnen eingeführt. Und am 6. April wird hier im Kilt gefeiert, fast wie in Schottland: denn bei der alpinen Variante der Highland-Games wird im

Rettl Ski Day Turrach

Der KILTSKITAG von RETTL 1868 findet am 7. April auf der Turracher Höhe statt

©Hesteller Rettl

luftigen Kilt über die Pisten gecarvt. Die Teilnehmer müssen dabei bis zu zehn Aufgaben, die den Vergleich mit den berühmten Spielen in Schottland nicht scheuen müssen, bewältigen: so wird etwa „Schottisch Zielscheibn g’schossen“, „Tscherfl gschmissen“, „Bierle gezupft“ oder „Maßkrug gstemmt“. Mit dabei im Rettl-Kilt-Ski-Club sind auch zwei Ehrenmitglieder: Nici Schmidhofer und Michaela Dorfmeister.

Seiser Alm, 1.600 bis 2.350 m Höhe, Italien. Europas größte Hochalm hat Platz für schicke Wellnesshotels, Langlaufloipen und Pferdeschlitten

©Harald Wisthaler

Weiß, soweit das Auge reicht, heißt es auf der Seiser Alm in Südtirol. Auf der größten Hochalm Europas, so groß wie 8.000 Fußballfelder reicht das Bergpanorama von den Dolomiten bis zu den Zillertaler und Ötztaler Alpen. Und breit wie die Alm ist auch das Freizeitangebot. Hier wird Tradition mit der legendären Bauernhochzeit hoch gehalten und der Weltfrauentag mit  dem Dirndl-Ski-Day. Gefeiert wird  der „Tag der Frauen“ am 8. März auf der urigen Sanon-Hütte, die auch per Pferdeschlitten erreichbar ist, bei regionalen Schmankerln und Begrüßungsdrinks. Sportler gehen  langlaufen und Schneeschuhwandern über lawinensichere Wege und Loipen von Dolomiti Nordicski, Europas größtem Skilanglaufkarussell.

Region Kronplatz, 2.275 m Höhe, Südtirol. Der Kronplatz gilt zwar offiziell als Ski-Berg Nummer 1, sieht aber wie ein Hochplateau aus und lockt neben schwarzen Pisten mit Gourmet-Restaurants und Kunst-Museen (Skulptur von Helmut Pizzinini)

©Welley Florentina

Der Südtiroler Kronplatz, Hausberg von Bruneck, punktet wiederum mit den Black Five, Norbert Niederkoflers Bergküche im AlpiNN und zwei Museen mit Panoramablick von den Drei Zinnen bis zur Marmolata. Der 2.275 Meter hohe Berg, der alle Vorzüge eines Hochplateaus bietet, ist von drei Tälern aus mit Gondeln zu erreichen. „Das touristisches Konzept  verbindet Kulinarik nahtlos mit Kunst“, sagt Thina Adams, Direktorin des LUMEN Museum für Bergfotografie, von dem man direkt auf die Piste und ins Restaurant gelangt.

Florentina Welley im Gespräch mit Direktorin Thina Adams im LUMEN Museum am Kronplatz

©Welley Florentina

„Unser Ausstellungskonzept richtet sich nach den Betriebszeiten der Gondel.“ Beim Bergsport geht es ja auch um gemeinsames Erleben, das verbindet. Wer im Museum still Bergfotos betrachtet, sieht durch die großen Glasscheiben draußen die sportlichen Skifahrer und Paraglider vorbeiziehen.  

TIPP zu Kulinarik und Unterkunft

Mieminger Plateau,  880 m, Tirol

Skitourengeher und Schneeschuhwanderer lieben die Stille der Hochebene.
Hotel-Tipp:  Alpenresort Schwarz. Mitten am Sonnenplateau liegt das Resort mit großem Spa-Bereich, Saunadorf und Wasserwelten. Von hier kann man auch direkt zur Stöttlalm wandern oder langlaufen, 
Kulinarik: Auf der Stöttlalm am Berg gibt es gehobene Küche wie auch Hüttenschmankerln. Im Tal unten kocht das Greenvieh beste regionale Gourmetspecials.

Olympiaregion Seefeld, 1.200 m Höhe, Tirol

Hier in Seefeld trainieren auch die Weltmeister der nordischen Disziplinen.
Hotel-Tipp Das Naturhotel Aufatmen in Leutasch bietet Zimmer und Chalets an. Ideal für alle, die Wellness oder Sauna mögen und schlichtes Design aus Lärchenholz sowie vegane Küche  bevorzugen
Kulinarik: Fischspezialitäten aus der Leutascher Fischerei im urigen Gasthof Dorfkrug in Mösern. Gasthaus Restaurant Brücke: gute Weine und regionale Küche mit Wild und Fisch

Region Flims Laax Falera,  1.020 m Höhe, Schweiz 

Die Region gilt als Freeride-Paradies unter jungen Sportlern und punktet mit 12 Freeride-Routen.
Hotel-Tipp: Ski-in-Ski-out-Hotel an der Talstation in Laax. Rocksresort, stylisches familienfreundliches Resort mit  Zimmern und Appartements, Bars und Restaurants. Kulinarik: Ustria Startgels (am Berg), feine Grilladen mit Polenta und  gut sortierte Weinkarte. Wer will, kann hier auf 1.590 Metern Höhe auch ein Zimmer buchen und gleich übernachten. Mulania Brasserie (im Tal), mit unkomplizierter französisch-bündnerischer Küche.

Turracher Höhe, 1.800 m Höhe, Kärnten

Auf der Turrach gibt es drei Bergseen, herrliche Zirbenwälder, Pisten und Loipen.

Der KILTSKITAG von RETTL 1868 findet am 7. April auf der Turracher Höhe statt

©Hersteller

TIPPS: Hotel Hollmann am Berg. Drei „Troadkästen“ stehen auf dem Alm-Seen-Plateau und sind für bis zu zehn Personen geeignet. Mit Kamin, Sauna und Panoramablick auf die Turracher Höhe. Von hier aus erreicht man direkt eine 42 Kilometer lange Familien-Skipiste. Snow Park, XXL-Funslope und die Langlaufloipe sind auch in der Nähe 
Kulinarik-Wellness-Hotel:  Das Hotel Hochschober hat neben einem Gourmet-Restaurant ein beheiztes See-Bad mit orientalischem Badehaus 

Raxplateau, 1.545 m Höhe, Niederösterreich

Die Wiener Alpen sind ein nahes Schneeschuhparadies
Hotel-Tipp: Raxalm Berggasthof, direkt auf der Bergstation der Rax-Seilbahn mit wunderbarem Ausblick auf Reichenau. 27 Zimmer stehen im Berggasthof bereit, die Küche verwöhnt mit Gulasch, Wildspezialitäten, vegetarischen Schmankerln und süßen Köstlichkeiten
Kulinarik: Das Hotel-Restaurant Looshaus in Payerbach gilt mit seiner klaren Schlichtheit der Loos-Architektur noch immer als Geheimplatz für Kultur-Fans, die hier gerne in dem über zwei Stockwerke gehenden Restaurant mit Panoramablick und Vintage-Interior speisen

Region Kronplatz, 2.275 m Höhe, Südtirol

Der Kronplatz gilt zwar offiziell als Ski-Berg Nummer 1, sieht aber wie ein Hochplateau aus und lockt neben schwarzen Pisten mit Gourmet-Restaurants und Kunst-Museen 
Hotel-Tipp: Das Hotel Post im Zentrum von Bruneck erreicht man in acht Autominuten. Mit schicker Bar und Restaurant Cosmo. Kulinarik: Auf 2.275 Metern Höhe findet sich der Gourmettempel AlpINN, inspiriert von der Kochphilosophie „Cook the Mountain“ von Sternekoch Norbert Niederkofler und dem Interior von Martino Gamper, in dem Nachhaltigkeit und Regionalität im Vordergrund stehen. Hier ist auch das Museum für Bergfotografie LUMEN untergebracht.

Seiser Alm, 1.600 bis 2.350 m Höhe, Italien 

Europas größte Hochalm hat Platz für schicke Wellnesshotels, Langlaufloipen und Pferdeschlitten, https://dolomitinordicski.com
Hotel-Tipp: Como Alpina Dolomites, ein neues Hideaway hinter der Seiser Alm Bergbahn, mit stylischen Suiten und einem herrlichen Indoor-Pool
Kulinarik: Restaurant Anima im neuen Hotel Sensoria Dolomites. Beste Südtiroler Küche und gemütliches, puristisches Interieur inmitten eines herrlichen Dolomitenpanoramas. Auch hier kann man übernachten. Pferdeliebhaber können hier auch Reitferien buchen


 

 

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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