Pirat Bucht Wien Neue Donau Strand

Hier ist Wien im Sommer wie Barcelona, Los Angeles oder Neapel

Warum in die Ferne schweifen, wenn Urlaubsdestinationen so nah sein können? Hier ist die sommerliche Welt in Wien zu finden.

Sommer in Wien ist magisch. Weniger Menschen, Gastro-Pop-ups unter freiem Himmel, natürlich Schanigärten ohne Ende und die Alte Donau. Wozu eigentlich in die Ferne schweifen und auf Urlaub fahren oder fliegen, wenn das Gute doch so nahe liegt? Und überhaupt: manchmal wirkt es in der Hauptstadt ohnehin wie in beliebten Urlaubsdestinationen. An diesen elf Orten kann Wien schon einmal wie Bangkok, Paris oder gar Hintertupfing (stolze Stadtbewohner mögen das verzeihen) wirken. 

Los Angeles am Kahlenberg

Ein bisschen darf man sich auch in die Gefilde der Traumfabrik träumen und den Kahlenberg als Hollywood Hills interpretieren. Sollte tagsüber die Fantasie dafür fehlen oder es schlicht und ergreifend einfach zu heiß für einen Besuch sein: In der Nacht gleicht es hier schon wie in den Hügeln von Los Angeles. Die beleuchtete Stadt mit ein paar Hochhäuser-Clustern könnte als die US-Metropole durchgehen. Und im Hintergrund die Wildnis: Wienerwald statt Westcoast. Höhenstraße statt Mulholland Drive. Hinsetzen und unten die Stadt glitzern sehen. Vorteil: Hier gibt es am ehesten Füchse und keine Pumas. Da lässt es sich durchatmen. Ein weiterer Vorteil: Smog kommt anders als in der US-Stadt auch nie vor.

Blick vom Kahlenberg auf Wien.

©i-Stockr/IStockphoto.com;

Neapel in Hietzing

Gute Pizza und viel zu viel Verkehr. Das gibt es nicht nur in Italiens chaotischem Süden, sondern auch im gediegenen 13. Bezirk. Und zwar gegenüber der U-Bahn-Station, wo sich Lokal an Lokal reiht. Am Schanigarten der Passione Da Ferdinando in der Hietzinger Hauptstraße donnern die SUVs der Nobelbezirksbewohner beinahe über die Teller. Aber gut ist dieses Lokal schon. Und auch sehr neapolitanisch. Pizza gibt es hier auch zusammengefaltet oder frittiert. Und auch sizilianische Arancini werden serviert (so streng neapolitanisch muss es in Wien auch nicht sein). Daher am besten gegen Abend kommen, dann ist der Verkehr nicht mehr so stark. 

Süditalienisches Lebensgefühl und Lebensmittel in der Passione Da Ferdinando in Wien-Hietzing.

©Pr / beigestellt

Barcelona in Kaisermühlen

Ein Sandstrand in einer europäischen Millionenstadt. Dafür muss man nicht unbedingt nach Barcelona reisen. Zwar ist es in der katalanischen Hauptstadt immer nett, das Nachtleben pulsierend, die Natural-Wines in den vielen Bars sehr trinkbar, aber im Sommer eben auch sehr heiß und leider sehr überlaufen. Da geht es in der "Pirat Bucht" (warum eigentlich nicht Piratenbucht?) schon ruhiger zu. An der Neuen Donau, zwischen Vienna City Beach Club und Wakeboard-Lift, wurde vor zwei Jahren ein künstlicher Sandstrand mit 200 Metern Länge und 3.500 Quadratmetern Fläche aufgeschüttet. Ein Mini-Barceloneta oder Mini-Bogatell. Andererseits ist es hier sogar ein wenig besser. In Wien gibt es - anders als in der spanischen Metropole - eine Menge schattenspendender Bäume.

Die Pirat Bucht an der Neuen Donau bietet Sandstrand auf 200 Metern Länge.

©Kurier/Juerg Christandl

Ibiza im Volksgarten

Schicke Menschen, Party unter freiem Himmel - der erste Bezirk gleicht an sommerlichen Wochenenden einer südlichen Partyinsel. Und das seit Jahrzehnten. Die Disco im Volksgarten (und auch die Säulenhalle) ist eigentlich ein Juwel und verströmt einen Hauch von Ibiza. Warum die sich nicht regelmäßig in den Listen der besten der Welt findet, ist ein kleines Rätsel. Wo sonst treffen die Balearen auf mondänen Glanz? Wobei: auf die musikalische Programmierung legt man seit geraumer Zeit keinen so großen Wert mehr. Warum auch? Die Bude und der Garten sind auch ohne größere Anstrengungen immer voll.

Berlin in der Spittelau

Wien und Berlin, das ist so eine Sache. Um die Jahrhundertwende matchte man sich darum, wer besser, kulturell bedeutender und weltstädtischer sei. Viele Menschen aus Wien zieht es heute an die Spree, weil es an der Donau manchmal doch vergleichsweise gemächlicher und gesitteter zugeht. Die mittlerweile eingestellte Elektronik-Bibel De:Bug wagte 2010 "die sanfte These, dass Wien im nächsten Jahrtausend das neue Berlin wird". Die Pratersauna hatte damals - als sie noch nicht Martin Hos Dots-Gruppe gehörte - clubtechnisch für Furore gesorgt. Und manche suchen immer noch gerne Berlin in Wien. Ein Platz, wo man das ein bisschen finden könnte, ist die Spittelau mit dem Werk. Der Club im alten Stadtbahnbogen neben der Müllverbrennungsanlage wirkte lange sehr improvisiert, die Stimmung ist entspannt, der besondere Fokus liegt auf Techno. Im Sommer ist auch davor einiges los und an der Bar gibt es einen Spender mit Gratis-Wasser. Für den Fall, dass es draußen zu heiß ist. Wofür sonst?

Die Kulturterrasse am Wiener Donaukanal des Clubs Werks. Drinnen ähnelt es Berliner Discos.

©Das Werk Wien

Paris in der Praterstraße

Die Praterstraße ist der einzige wirklich Boulevard in Wien, an dem man unter schattenspendenden Bäumen flanieren kann - wenn nicht an ihrer Verbesserung gebaut wird. Aber nicht nur ob der Breite und der Pflanzen fühlt man sich an die französische Hauptstadt erinnert. Am Anfang, unten beim Donaukanal, wirkt das Grätzel schon sehr mondän und parisisch - etwa wenn die Tische unter den Markisen des Cafe Ansari knallvoll sind. Und auch sonst kann Wien hier lokaltechnisch mit der Metropole mithalten. Da gibt es Cafés wie das Ramasuri oder natürlich den heißbegehrten und ständig ausgebuchten Restaurant-Klassiker Mochi. Und auch sonst gibt noch allerhand. Wenn es warm wird, ist in den Schanigärten und auf den Bänken eine Menge los. Mit dem Club-Bar-Pizzeria Hybrid Praterstrasse gibt es gar ein Konzept, das sicher auch anspruchsvollen Pariser Nachtmenschen ein anerkennendes Lächeln oder zumindest ein Lob aus ihrem arroganten Gesicht entlocken würde. Denn so etwas könnte auch in London, Barcelona oder Amsterdam stehen. Und noch dazu bäckt gerade dort XO Beef im Pop-up Moon Crust verrückte Pizzen.

Wie am Montmartre? Geht das Ramasuri in der Praterstraße als Paris durch? Die Gegend rundherum wirkt schon sehr wie die französische Hauptstadt.

©Kurier/Gilbert Novy

New York am Karlsplatz

Der Karlsplatz ist schon ein sehr urbaner Platz. Viel Beton (bei Hitze eigentlich eh zu viel), viele Menschen, rundherum Lokale - und vor der Karlskirche ein mit Wasser gefülltes Becken. Viele Menschen, viele Lokale, einen großen Brunnen - und eine Menge an Urbanität: das gibt es auch im Washington Square Park in New York City. Mit etwas Fantasie geht also die Gegend zwischen Innere Stadt und Wieden als Manhattener Village durch. Und wenn das nicht der Gemeinsamkeiten genug wären: beide Plätze waren früher Orte für Outsider und nicht immer gut beleumundet. Heute ist es damit vorbei. Heiß geht es nur mehr beim Wetter zu.

Der Karlsplatz hat etwas vom Washington Square Park in New York.

©KURIER/Jeff Mangione

Miami oder Jesolo in der Seestadt

Jetzt wird es wirklich kühn. Türkisblaues Wasser und visionäre Architektur: das ist Miami. Könnte aber auch die Seestadt Aspern sein, wenn man statt des Meeres einen Teich heranzieht und statt vieler Wolkenkratzer eines der größten Holz-Hochhäuser der Welt. Andere wiederum fühlen sich ob der Promenade nach Jesolo versetzt. Immerhin versucht sich die Stadt an der Adria ein neues Image zu verpassen, setzt auf Architektur und wird zu einem Mini-Miami. Ein Ausflug mit der U-Bahn zur U2-Endstation ist auf jeden Fall klimafreundlicher als ein Flug in die USA (oder eine Autofahrt nach Italien).

Die Seestadt Aspern mit modernen Häusern und großer Promenade. Wie Miami oder Jesolo?

©Getty Images/iStockphoto/Leonsbox/iStockphoto

Mailand in der City

Auf einen Campari-Aperitivo in die Bar Campari. Dafür muss man seit ein paar Jahren gar nicht mehr nach Mailand, um den roten Likör originalgetreu zu schlürfen. Es reicht das Goldene Quartier. Rundherum sind - wie in der Lombardei - auch noch eine Menge Luxus-Geschäfte. Also: Auch wenn es schwer fällt, eventuell nicht zu viel Campari-Variationen bestellen, sonst sitzt auf einmal die Kreditkarte locker. Den Kater merkt man nicht nur am Brummschädel, sondern auch später am Kontoauszug. 

Die Campari Bar im Goldenen Quartier in der Wiener City.

©Kurier/Franz Gruber

Bangkok rund um den Hauptbahnhof

Thailands Hauptstadt Bangkok ist nicht nur bekannt als Moloch für ankommende Sex-Touristen oder Backpacker aus aller Welt. Die Stadt ist auch voll mit stylischen Rooftop-Bars. Warum also Wien nicht als durch die südostasiatische Metropolen-Brille betrachten? Um den Hauptbahnhof wurde ja architektonisch zuletzt einiges verbrochen - kein gescheiter Bahnhof-Vorplatz, uninspirierte Bauten. Aber immerhin gibt es ein paar Hotels, die auf Bars mit Aussicht setzen. Die Aurora-Rooftop-Bar im Andaz ist so eine. Und auch das Moons am Gürtel hat eine supere Terrasse mit toller Aussicht.

Rund um den Hauptbahnhof gibt es - wie hier im Hotel Andaz - Rooftop-Bars mit toller Aussicht.

©Gregor Titze/Andaz Vienna Am Belvedere

Hintertupfing in Penzing

In Wien ist es ja schwierig echte Wienerinnen und Wiener zu finden, heißt es. Denn eine Menge kommt unter anderem aus den Bundesländern. Und als derartige Zuagroaste könnten sie sich nach ihrem Bad im Heimatdorf sehnen - so es das noch gibt, Kommunalpolitiker stampfen die Freibäder nämlich aus Kostengründen gerne ein. Wie gut, dass es da für alle Landeier das nette, kleine Haweibad im Westen der Stadt - in Hadersdorf-Weidlingau - gibt. Und gleichzeitig gibt es hier noch eine Einschulung in den alten Wiener Schmäh, der am Verschwinden ist.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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