Mate Rimac zwischen einem Bugatti und einem Rimac Nevera (r.)

Das Duell der E-Enthusiasten: Elon Musk vs. Mate Rimac

Liegt die Autozukunft nur 400 km von Wien entfernt? Was Teslas Gigafactory in Berlin, ist Mate Rimacs Campus in Kroatien.

Henry Ford, Vater der Massenproduktion per Fließband, war auch Pate des Model T. Die legendäre "Tin Lizzy", bis 1972 das meistverkaufte Automobil der Welt, wurde zu ihrer besten Zeit in gerade einmal 90 Minuten hergestellt. Komplett. 

Elon Musk, der bekannteste Autobauer des 21. Jahrhunderts, will demnächst in der Nähe Berlins die Tesla Gigafactory eröffnen. Ein Fahrzeug seiner Palette - von Model 3 über Model S bis Model X - soll dort in zehn Stunden fertig sein. Zum Vergleich: Andere Hersteller brauchen mindestens drei Mal so lang.

Vorerst aber hat Elon Musk ein Problem. Die endgültige Betriebsgenehmigung für seine Tesla-Gigafactory in Berlin-Brandenburg steht noch aus. Die riesige Fabrik selbst existiert zwar schon, aber die Behörden wollen sich noch durch die mehr als 800 Einwendungen gegen das Bauvorhaben durcharbeiten. 

Rimac Campus bei Zagreb: Die europäische Antwort auf die Tesla-Gigafactory bei Berlin

©Rimac

Auch nicht schwach sind die Pläne des gerade einmal 33 Jahre alten Autoenthusiasten Mate Rimac (siehe Foto ganz oben) aus Kroatien. Der Tüftler und Erfinder ist der Mastermind hinter dem Elektro-Hypercar Rimac Nevera, das sich rühmen kann, schnellstes Serienauto auf der Viertelmeile zu sein. Dessen Eckdaten: 1.914 PS, 412 km/h Spitze. Mate Rimac aber ist seit ein paar Wochen auch Chef der legendären Nobelautomanufaktur Bugatti.

Als wäre das nicht genug, hat der kroatische Genius am Stadtrand von Zagreb bereits begonnen, eine Entwicklungs- und Produktionsstätte für die Mobilität der Zukunft zu bauen: das 200 Millionen Euro teure Rimac Campus. Eröffnet werden soll die Fabrik, die schon jetzt an die Tausend Mitarbeiter zählt, in zwei Jahren.

Kritiker mögen einwenden, dass ein Hypercar, das mindestens eine Million Euro kostet, alles andere als ein Fahrzeug für die Massen darstellt. Mate Rimacs Zugang dazu: "Mit den Supercars zeigen wir, was wir können. Und verkaufen dann die Technologie." Längst zählen Unternehmen wie Porsche und Hyundai-Kia zu seinen Partnern in Sachen elektrifizierter Antriebstechnik. Und wer weiß, was noch alle kommt aus Kroatiens High-Tech-Tüftelfabrik. 

E-Bike aus dem Stall von Mate Rimac: ein Greyp

©Greyp

Mit Greyp gibt es seit einigen Jahren eine eigene Marke für E-Hochleistungs-Mountain-Bikes. Mit Preisen ab 5.500 Euro sind auch sie keine Mezzie. Aber kein Vergleich zu Rimacs Hypercars. Diese werden mit höchstens 50 Exemplaren pro Jahr superexklusiv bleiben.

Was in Zukunft noch alles auf seinem Campus entstehen wird? "Ich war 20 Jahre alt, als ich in einer Garage angefangen habe", sagt Mate Rimac. "Damals wusste ich nicht, wo das hinführen soll. Jetzt fühle ich mich schon langsam als Teil der Industrie."

Man hört, dass er so nebenbei an Robotaxis tüftelt. Und vielleicht können die vielleicht auch bald fliegen.

Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

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