Ein unbekanntes Stück Polen: die Niederen Beskiden

Die Lemken prägten die Kultur in den Niederen Beskiden. Die Kirchen stehen heute noch – nicht der einzige Grund für einen Reise dorthin.

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Polnische Złoty (PLN)
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Klong. Mit der Hausglocke in der Hand ruft Gracina ihre Gäste zum Essen. Das lässt sich niemand zweimal sagen, denn was die Hausherrin des Swystowy Sad auf den Tisch bringt, schmeckt immer fantastisch. Und weil es hier schmeckt wie bei der Oma, wird es auch nie langweilig.

Gracina, die in Krakau Kunst studiert hat, ist nicht nur eine hervorragende Köchin,  sie hat  auch ein Talent, das Haus so einzurichten, dass jeder Gegenstand da steht, wo er passt – da sind die Geranien in den Fenstern des alten Bauernhauses oder die Emailkanne auf dem alten  Holzofen in der Küche. Ihr Mann Michael sorgt für den Käse, für den er täglich zweimal die Ziegen melkt.

Gracina kocht ihre Gäste ein, Michael macht den Ziegenkäse.

©Polandsoulandtravel

Viele Gäste kommen regelmäßig, wie zum Beispiel Doro. „Man fühlt sich hier sofort zu Hause und kann wunderbar entspannen“, sagt sie, während sie  das Idyll bewundert: Die hügelige Landschaft, die Brücke über den kleinen Bach und die spielenden Kinder, die  die ganze Woche nicht von hier wegwollen. „Am schönsten ist es im Herbst – eine Art Indian Summer in Polen“, scherzt sie.

Zweimal am Tag werden die Ziegen gemolken.

©Jakub Pajewski

Swystowy Sad (Polnische Website: ropki.com.pl) ist übrigens kein polnischer Name. Hier in den Niederen Beskiden waren die Lemken beheimatet – eine russinische Volksgruppe, deren Sprache eng mit dem Ukrainischen verwandt ist und die nach dem 2. Weltkrieg vertreiben wurde. Einige wenige wie Gracinas Vater kehrten in den 1950er-Jahren zurück.

Weltkulturerbe

Die Kultur der Lemken, die griechisch-katholisch oder orthodox sind, prägt die Region bis heute. Holzkirchen mit einmal spitzen, einmal runden Aufbauten findet man hier einige. Die schönste und beeindruckendste ist wohl die in Kwiatoń (Bild ganz oben), die auf der UNESCO-Weltkulturerbe seht.

Auch für Pferdeliebhaber hat die Region ein besonderes Schmankerl zu bieten. Unweit von Kwiatoń ist ein Gestüt, das die größte Zucht an Huzulenpferde hat – „eine Rasse, die eine Kreuzung aus robusten Wildpferden und Arabern ist“, wie die Gestütsleiterin ihren Besuchern erläutert. Geübte Reiter können hier Pferde für Ausritte mieten, für Anfänger gibt es entsprechende Reitkurse.

Nirgendwo werden so viele Huzulenpferde gezüchtet wie in den Beskiden.

©Polandsoultravel

Die Niederen Beskiden sind nicht nur für Reiter ein kleines Paradies (Infos über die Möglichkeiten in den Beskiden auf polandsoultravel.com). Mountainbiker und Wanderer kommen hier ebenso auf ihre Kosten. Und wer dann noch etwas über die Kultur der Lemken erfahren will, der sollte einen kleinen Abstecher nach Łosie machen, ein 700-Seelen-Dorf, das einst quasi das osteuropäische Zentrum des Schmieröls war. Ölbohrungen waren nicht nötig – das Öl floss aus dem Boden. Die Lemken entwickelten daraus Petroleum und transportierten das in ihren Pferdewagen bis ins Baltikum.

Das Museum in Łosie bietet Einblicke in die traditionelle Schmierölproduktion.

©Polandsoultravel
Ute Brühl

Über Ute Brühl

Meist schreibe ich über so ernste Dinge wie Schule und Wissenschaft. Daneben widme ich mich immer wieder den schönen und heiteren Dinge des Lebens - dem guten Essen oder dem Gärtnern zum Beispiel.

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