Die kürzeste Nacht mit Sonnwendfeuern hell erleuchtet

Vom Flachland bis ins Hochgebirge lodern zum Sommerbeginn die Feuer. Die Tradition geht bis ins Mittelalter zurück.

Von Sabine Salzmann & Teresa Sturm

Es ist ein magisches Datum, wenn die Sonne ihren scheinbar höchsten Stand erreicht. In ganz Österreich, von der Wachau am Donauufer bis ins Hochgebirge werden dann Feuer entzündet und Rituale zelebriert. Volkskundler sprechen Flammen und Rauch eine schützende und reinigende Wirkung zu. Klar ist, in den Lagerfeuern und Fackeln lodert neben heidnischen Wurzeln auch viel christliche Symbolik mit. Das Feuer gilt als Lebenslicht. Die Menschen bitten der Überlieferung nach um einen gnädigen Wettergott und eine reiche Ernte. Dem Volksglauben nach vertreiben die Sonnwendfeuer böse Dämonen, Vieh- und Hagelschäden.

Fakten

Ursprung
Die Wurzeln gehen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Die Feuer sollen Dämonen vertreiben. 

Sonnenwende
Am 21. Juni 2022 ist mit mehr als 17 Stunden Helligkeit der längste Tag des Jahres. Seit 2010 zählen die Bergfeuer der Tiroler Zugspitz Arena zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe.

Die schönsten Feuer in den Alpen

Unter den Top 10 der schönsten Sonnenwendfeuer der Alpen ist auch die Region Saalfelden-Leogang im Salzburger Pinzgau gelistet. Alpenverein, Bergrettung, Feuerwehr und Naturfreunde machen sich hier seit Jahrzehnten auf den Weg. Im Gepäck: umweltfreundliche Spezial-Fackeln, die aus Wachs und Hobelspänen bestehen. „Wir sammeln immer in den Hotels Kerzenreste und schmelzen sie ein“, verrät Hermann Müllauer, Urgestein bei der Bergrettung Leogang, der rund 60 Jahre mitmarschierte.

Besonders markant: In der Schneegrube des Steinernen Meeres hoch über Saalfelden steckt die Feuerwehr mit etwa 800 Fackeln ein Feuerbild in Form eines Edelweißes ab. Die einmalige Blüte und die leuchtenden Umrisse der Bergspitzen strahlen weit ins Tal hinunter. Einziges Risiko: wenn Gewitterfronten Wolken vor die Gipfel schieben. Die „Feuergärtner“ sind generell wetterfest und harren dann trotzdem an ihren Plätzen aus. Gute Nachricht für heute, Samstag: Das Wetter scheint zu halten. Alleine von der Feuerwehr sind rund 60 Bergfexe im Einsatz. Auch Thomas Schreder, der neue Kommandant, will die Tradition nicht missen: „Es geht da auch viel um die Kameradschaft.“

In der Wachau ist die Sonnenwende traditionell ein besonderes Spektakel. Heute erscheinen bei Dämmerung Sehenswürdigkeiten von Spitz in besonderen Lichteffekten – eine Anreise ist auch mit der Wachaubahn möglich. Highlight des Abends: das große Feuerwerk.

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