Verrückt nach Mary: Ein Ausflug nach Mayerling

Mayerling: Wandern auf den Spuren von Kronprinz Rudolf und seiner Geliebten Mary Vetsera

Überblick

Anreise

Über die A21

Öffentlich

Bus Linie 459

Bezirk

Baden, NÖ

Einwohner

ca. 270

Ein Gasthof, zwei Bushaltestellen, ein Pflegeheim, zwei Kirchen und zwei Klöster. Geht es um das rein Sichtbare, könnte man Mayerling im südlichen Wienerwald glatt übersehen. Anfang 2021 zählte die Ortschaft gerade einmal 269 Einwohner. Und dennoch zieht es Jahr für Jahr tausende Besucher hierher. Denn sie sind verrückt nach Mary, der tragischen Geschichte von Marie Alexandrine Freiin von Vetsera, genannt Mary (1871-1889).

Der Landschaft sieht man es nicht an, dass sich hier vor mehr als 130 Jahren etwas Erschütterndes zugetragen hat. Ein Mord! Ein Selbstmord! Im Schatten der gegenüber des ehemaligen Jagdschlosses des Kronprinzen Rudolf liegenden Anhöhe - die auf 514 Metern gelegene Bischofsmütze - wurde Geschichte "erzwungen".

In der Nacht zum 30. Jänner 1889 hatte der Kronprinz für sich und seine Geliebte den Freitod gewählt. Genau hier. Denn die Kirche des Karmel Mayerling steht exakt an der Stelle, an der sich einst diese Tragödie zutrug. Kaiser Franz Josef I. hatte damals das Jagdschloss sofort in ein Karmelitinnenkloster umbauen lassen.

Darstellung der Tragödie in Mayerling von Charles Atamian, 1906.

©Getty Images

Das Kloster ist bewohnt. Die Karmelitinnen leben darin zwar sehr zurückgezogen, führen aber gerne durch das neben dem Kloster befindliche Besucherzentrum, die prachtvolle Kirche sowie die Elisabethkapelle mit dem geschändeten Sarg der Mary Vetsera. Es ziemt sich, die Schwestern nicht allzusehr nach der Raubersgeschichte mit dem Linzer Möbelhändler auszuquetschen. Der war vor 30 Jahren auf die irre Idee gekommen, die Gruft der besagten Dame im beachbarten Heiligenkreuz zu öffnen und ihre Gebeine zu entwenden.

Das Museum in ehemaligen Jagdschloss von Kronprinz Rudolf in Mayerling.

©Kurier/Jeff Mangione

Auf Schautafeln im 2014 eröffneten Besucherzentrum lässt sich das alles nachlesen. Von hier aus kann man perfekt in die Geschichte eintauchen - vom historischen Teepavillon über den Blumengarten, die Kapelle sowie und Ort der Tragödie bis zur Kerzenkapelle. 

Gut durchatmen, nach diesem Sprung zurück in die Zeit wartet der Aufstieg zur Bischofsmütze. Aufstieg? Ja, der Gipfel dieser Anhöhe hat durchaus etwas Alpines an sich. Sie werden es an den Wadeln spüren.    

Einkehr

Zu Essen empfiehlt es sich in Mayerling im Gasthof zum Alten Jagdschloss. Die Küche ist traditionell, auf der Karte ist viel Wild zu finden. hotel-restaurant-mayerling.at

Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

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