Welche Probleme König Charles vor seiner Krönung noch zu lösen hat

Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 Jahren.

Mit einem großen Konzert und Straßenfesten im ganzen Vereinigten Königreich soll von 6. bis 8. Mai die Krönung von König Charles III gefeiert werden. Laut Palast-Mitteilung findet die Zeremonie selbst am Samstagvormittag in der Londoner Westminster Abbey statt. Dort wird der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, Charles und seine Königsgemahlin Camilla krönen. Bis dahin wird sich Charles noch mit einigen Problemen auseinandersetzen müssen, die seinen großen Tag trüben könnten. Da wären zum Beispiel die anhaltenden Familienstreitigkeiten und ein potenzielles Buch von Prinz Andrews mutmaßlichem Missbrauchsopfer Virginia Giuffre.

 

Aussöhnung mit Harry für ein harmonisches Königs-Bild?

Es ist daher fraglich, ob Charles' jüngerer Sohn Prinz Harry und dessen Ehefrau Herzogin Meghan zur Krönung eingeladen sind. Harry hatte in seiner kürzlich veröffentlichten Biografie "Reserve" schwere Vorwürfe gegen den Palast und seine Familie erhoben. Sollte es Charles ein Anliegen sein, bei der großen Zeremonie das Bild der geeinten Familie zu vermitteln, muss er sich ranhalten, viel Zeit bleibt nicht mehr. Gänzlich ausgeschlossen soll eine Versöhnung tatsächlich nicht sein.

Laut dem Bericht der Sunday Times könne es schon in den kommenden Wochen zu Treffen kommen. "Es wird Flexibilität von allen Seiten erfordern, aber es ist möglich, es ist reparabel", zitierte das Blatt die Quelle, die dem König nahestehen, aber gleichzeitig auch Harry und Meghan gut kennen soll. Zuerst müsse ein Treffen zwischen Harry, Prinz William und Charles mitsamt neutralen Vermittlerinnen und Vermittlern stattfinden. Später sollten auch die Ehefrauen miteinbezogen werden. Die Royals müssten zu Harry sagen: "Wir können den Schmerz nachvollziehen, den du erfahren hast", so die Quelle laut Sunday Times. Eine Aussöhnung müsse unbedingt vor der Krönung erreicht werden, damit der Tag nicht überschattet werde. William brenne zwar innerlich vor Wut über seinen Bruder, so der Bericht weiter, aber verstehe, "was zum Wohl des Landes getan werden müsse".

Ein zweites Familienmitglied dürfte Charles laufend Probleme bereiten: Sein in wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein in Ungnade gefallener Bruder Prinz Andrew.Zuletzt haben neuerlich zwei Medienberichte Aufsehen erregt. Andrew will nach Informationen der britischen Boulevardzeitung Sun juristisch gegen Vorwürfe vorgehen. Er werde argumentieren, dass er sein mutmaßliches Opfer Virginia Giuffre nie getroffen habe und dass ein Foto, das die beiden vor gut 20 Jahren gemeinsam zeigt, gefälscht sei, berichtete das Blatt. Die US-Amerikanerin Virginia Giuffre hatte Andrew vorgeworfen, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben.

Bevor es zu einem Prozess kam, einigten sich Giuffre und Andrew außergerichtlich. Im Gegenzug zahlte der Prinz Berichten zufolge mehrere Millionen Pfund. Brititsiche Medien berichten indes, dass Guiffre planen könnte, ihre Memoiren zu veröffentlichen. Es gebe keinen besseren Zeitpunkt für Veröffentlichung für das Buch als die Krönung, schreibt der Mirror - Charles dürfte das naturgemäß anders sehen.

 

Proteste

Auch an seinen Beliebtheitswerten kann Charles noch arbeiten, denn der neue König hat nicht nur Fans. Kritikerinnen und Kritiker wollen im Krönungsjahr eine Abstimmung über die Zukunft der britischen Monarchie abhalten und demonstrieren. Die Anti-Monarchie-Organisation Republic startete im Jänner eine Petition für ein öffentliches Votum über die Frage, welche Rolle die Monarchie künftig spielen solle. "Eine aus der Zeit gefallene, sinnlose Krönung, die angesichts einer Krise bei den Lebenshaltungskosten viele Millionen Pfund an Steuergeldern kosten wird, dient dem britischen Volk in keiner Weise", heißt es auf der Petitionsseite, die bereits tausende Menschen unterschrieben haben.

Am Buckingham-Palast versuchten Anhängerinnen und Anhänger von Republic Ende Jänner, ein großes weißes Schild mit der Aufschrift "Polling Station" (deutsch: "Wahllokal") anzubringen. Die Organisation spricht sich für ein gewähltes Staatsoberhaupt aus. "Wir sollten eine Wahl haben zu entscheiden: Wollen wir Charles oder eine Wahl?", erklärte Sprecher Graham Smith der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge.

Am Tag der Krönung wollen die Monarchie-Gegner eine große Demonstration abhalten. Auch in den Monaten zuvor sind Proteste geplant. Dass Charles die Monarchie-Gegner und -Gegnerinnen noch um umstimmen kann, ist unwahrscheinlich. Was ihm bleibt, ist für verstärkte Sicherheitsmaßnahmen zu sorgen.

Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 Jahren. Charles' Mutter Queen Elizabeth II war am 2. Juni 1953 ebenfalls in der Westminster Abbey gekrönt worden. Sie starb am 8. September 2022. Seitdem ist ihr ältester Sohn König.

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