Vertretung bei Krankheit: Warum König Charles jetzt schnell handeln muss
In Großbritannien ist die Vertretung des Königs gesetzlich geregelt. Nur durch Zustimmung des Parlaments kann sie geändert werden.
Der britische König Charles III schiebt die umstrittenen Mitglieder der Royal Family ins Abseits. Der Monarch will seinen Bruder Andrew und seinen jüngeren Sohn Prinz Harry faktisch aus ihren Rollen als potenzielle Vertreter des Staatsoberhaupts drängen, wie in dieser Woche bekannt wurde. Beide nehmen ohnehin bereits aktuell keine offiziellen Aufgaben mehr für die Königsfamilie wahr. Trotzdem sind sie wegen ihres Rangs in der Thronfolge nach geltenden Regeln weiterhin zwei der fünf Stellvertreter (Counsellors of State) für den britischen Monarchen.
Charles: Harry und Andrew schnell ins Aus
Wie der höchste Beamte des königlichen Haushalts, Lord Andrew Parker of Minsmere, im britischen Oberhaus mitgeteilt hatte, möchte Charles zusätzlich seine Schwester Prinzessin Anne und seinen jüngsten Bruder Prinz Edward zu Counsellors of State zu machen. Das solle "gewährleisten, dass öffentliche Angelegenheiten wahrgenommen werden, wenn ich nicht verfügbar bin wie bei der Erfüllung offizieller Pflichten im Ausland", hieß es in dem von Lord Parker verlesenen Schreiben des Königs. Berichten zufolge soll eine entsprechende Gesetzesänderung noch heuer verabschiedet werden.
Die Dringlichkeit hinter dem Anliegen des Königs könnte mit der bevorstehenden Reise von Prinz William in die USA zusammenhängen. Denn dieser könnte seinen Vater im Falle des Falles eben nicht vertreten, wenn er sich nicht in Großbritannien befindet.
Der britische Adelskommentator Richard Palmer bemerkte in der Zeitung Daily Express: "Es ist ziemlich interessant, dass der König seinen Geburtstag wählte, um an das Parlament zu schreiben und darum zu bitten, dass die Gesetzesänderung so schnell wie möglich vollzogen wird." Dies sei ein Signal, dass es sich um eine wichtige Sache handle.
Die Vertretung des Königs etwas bei Auslandsreisen oder im Fall einer schweren Erkrankung ist in Großbritannien gesetzlich geregelt und kann nur durch Zustimmung des Parlaments geändert werden. Bisher ist vorgesehen, dass der Monarch durch zwei Counsellors vertreten werden kann. Zu dem Kreis gehören seine Partnerin, Königsgemahlin Camilla, sowie die vier nächsten Royals in der Thronfolge, die älter sind als 21 Jahre. Das sind derzeit Thronfolger William, Prinz Harry sowie Prinz Andrew und dessen Tochter Prinzessin Beatrice.
Befürchtet wurde eine Situation, in der bei der konstitutionellen Rolle des Monarchen, beispielsweise beim Inkrafttreten neuer Gesetze, ein Vakuum entsteht. Der Verfassungsrechtler Craig Prescott von der Universität Bangor in Wales sieht in dem nun von Charles angestoßenen Schritt eine "elegante Lösung" für das Problem, wie er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag sagte. Die nächste absehbare Änderung im Kreis der Counsellors of State stünde ansonsten erst mit dem Erreichen des 21. Geburtstags von Prinz Williams neunjährigem Sohn George an. Durch die Berufung von Anne und Edward verschaffe man sich daher etwas Luft. Gleichzeitig sei sichergestellt, dass Andrew und Harry faktisch keine Rolle mehr spielten, so Prescott weiter. Ein drastischer Schritt aber wird vermieden und die Fassade nach außen gewahrt.
Neuer enger Vertreterinnen- und Vertreterkreis
Effektiv sei der Kreis der Vertreter damit künftig auf Camilla, William, Anne und Edward beschränkt, so Prescott. Das sei selbst dann ausreichend, wenn sowohl das Königspaar als auch der Thronfolger auf Reisen seien. Anne und Edward hatten die Rolle bereits in der Vergangenheit inne, bevor sie in der Thronfolge nach unten rutschten.
Andrew, der zweitälteste Sohn der im September gestorbenen Queen Elizabeth II, gilt wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den verstorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein als nicht mehr salonfähig.
Prinz Harry ist aus dem engen Kreis des Königshauses hingegen freiwillig ausgeschieden. Er lebt inzwischen mit seiner Frau Herzogin Meghan und den beiden Kindern Archie (3) und Lilibet (1) im US-Bundesstaat Kalifornien. Abgesehen davon, dass er als Stellvertreter wohl allein schon deswegen meist nicht verfügbar wäre, liegt er im Clinch mit dem Rest der Königsfamilie.
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