Topmodel Nadine Mirada im Interview: „Ich bin nie einsam“

Nadine Mirada ist eines der erfolgreichsten Topmodels Österreichs. Warum sie vorhat, niemals in Pension zu gehen.

Lange träumte sie davon. Mit ihren Kampagnen für die Luxusmarke Guess hat Nadine Mirada es geschafft: Als Topmodel jettet die Linzerin rund um den Erdball. Wir baten sie zum Gespräch.

Wenn man Ihr Leben verfolgt, kann einem schnell schwindlig werden. Wie lief Ihre vergangene Woche?

Nadine Mirada: Erst einmal ging es von Linz nach München, mein Flieger nach Bari ging von dort. In Bari dann ein Shooting für einen österreichischen Kunden, einen Hersteller von Luxus-Designartikeln, in einer genialen Architekten-Villa. Von dort weiter nach Rom, für ein Meeting mit meiner italienischen Modelagentur. Und das war erst die erste Wochenhälfte. Danach ging’s nach Istanbul: Kleideranprobe für eine Couture-Kleiderkampagne für eine bekannte Modemarke aus dem Libanon. Anschließend war ich einen Tag zuhause, in Linz: Koffer aus- und wieder einpacken. Jetzt bin ich in den Kalkalpen in einem Luxuschalet. Wir haben hier einen Brand-Workshop und ein Strategie-Meeting.

Immer aus dem Koffer leben: Ist dieses Leben nicht oft ziemlich einsam?

Ich bin nie einsam. Es sind auch ständig Leute um mich. Bei einer großen Produktion arbeiten schon mal 15 Leute mit. Da trifft man immer jemand Neuen. Und rein theoretisch könnte ich ja auch meine Mutter mitnehmen, oder meinen Hund. Ich liebe es, so wie es jetzt ist. Es ist genau so, wie ich mir mein Leben immer gewünscht habe. 

Viel Zeit für Partys oder Hobbys scheint kaum übrig zu bleiben.

Mein Job ist mein Hobby. Meine Berufung, meine Leidenschaft. Und Partys waren generell nie mein Ding. Ich bin die, die um Mitternacht heimgeht. Man ist ja auch keine 18 mehr. Mein Körper ist mein Kapital. Da gehört viel Disziplin dazu, ich will ja auch so lange es geht gut ausschauen. 

Was sind Ihre Pläne für danach, wenn Sie einmal als Model in Pension gehen?

Ich werde nie in Pension gehen. Mein Ziel ist, bis ins hohe Alter zu modeln; eine Laufbahn wie die von Monica Bellucci zu haben. Und ich will später der nächsten Generation Models etwas mitgeben: All das Wissen, das ich mir selbst schwer über die Jahre erarbeiten musste. Immer mit dem Ziel: Modeln kann man lernen wie jeden anderen Beruf. 

Heidi Klum sucht wieder „Germany’s Next Topmodel“. Dabei wird auf Diversität gesetzt, Konfektionsgröße und Alter sollen angeblich egal sein. Sind Sie das?

Mittlerweile: ja. Es ziehen definitiv immer mehr große Labels nach. Aber das Gesamtpaket muss stimmen. Nur „anders“ auszusehen reicht nicht, um langfristig erfolgreich zu sein. Nicht jedes Model passt für jede Marke. Je spezieller ein Model aussieht, umso spezieller muss die Marke sein. Wer 1,60 Meter groß ist, wird kaum für die Fashionweek in Paris gebucht werden. Das Schöne ist: Es gibt viele Models, viele Marken, und alles ist möglich.

„Als Teenager wurde ich wegen meiner Kurven  gemobbt. Dennoch bin  ich mir treu geblieben. Scheinbar habe ich immer schon gespürt, dass ich genau so perfekt bin, wie ich bin.“

©Diana Kopaihora
Sie haben sich früher als Curvy Model bezeichnet, heute nicht mehr, oder?

Die Bezeichnung kommt von der Industrie, da wird eben nach Zentimetern und Kilos beurteilt. Das ist nicht böse gemeint. Man darf das nicht missverstehen und mit dem echten Leben verwechseln. Da ist mir bewusst, dass ich eine normale Frau bin. 

Ist der Druck groß, einen perfekten Körper haben zu müssen?

Wenn du wie ich kein klassisches, dünnes 1,80-Meter-Laufstegmodel bist, ist das egal. Ob ich fünf Kilo mehr oder weniger habe, spielt keine Rolle. Ich bin froh, dass ich hier eine Vorreiter-Rolle einnehmen kann.

Problematische Schönheitsideale sind derzeit ein großes Thema. Hatten Sie je negative Gedanken über Ihr Aussehen?

Ich selbst nicht. Als Teenager wurde ich aber wegen meiner Kurven und buschigen Augenbrauen gemobbt. Ich bin mir und meinem Körper dennoch treu geblieben, habe mich davon nicht beeindrucken lassen. Scheinbar habe ich immer schon gespürt, dass ich genau so perfekt bin, wie ich bin. Heute weiß ich das. 

Cindy Crawford hat einmal gesagt: „Auch ich sehe, wenn ich morgens aufwache, nicht aus wie Cindy Crawford.“ Kennen Sie das von sich selbst?

Ich sehe immer aus wie Nadine Mirada.

Ist ein Prinz Teil Ihrer Cinderella-Story?

Prinzessin sein ist großartig. Im Moment gehören 100 Prozent der Aufmerksamkeit mir. Das liebe ich.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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