Färberei Fritsch

Von Natur aus bunt: Wiener Familienbetrieb als Farben-Pionier

Die Färberei Fritsch ist ein Traditionsunternehmen in Wien-Inzersdorf, das vor 20 Jahren begonnen hat, mit Naturfarben zu arbeiten.

Von Ingrid Greisenegger

Vom Vater, Rudolf, wurde die Firma Fritsch als Textilfärberei für Auftragsarbeiten 1952 gegründet. Sohn Rudolf, der jetzige Geschäftsführer, hat vor 50 Jahren übernommen und seit Beginn der 1980er Jahre immer mehr das Färben von eigenen Garnen und den Garnhandel forciert. Mit diesen Garnen werden Firmen in Österreich, Deutschland, Frankreich, England, Italien und der Schweiz beliefert.

Vor 20 Jahren gesellte sich per Zufall ein Nischenprodukt hinzu. Eines das immer mehr an Bedeutung gewinnt – sowohl für die Umwelt als auch für das gute Gewissen. Damals hatte Fritsch eine kleine Zentrifuge gesucht für seine konventionell arbeitende Färberei. Im fernen Allgäu stand das Gerät im Angebot, oben auf einer Alm. Dort hatte ein naturkundiger Mann, offensichtlich zunächst mit Erfolg, Wollflocken von Schafen mit Pflanzenfarben, die er selbst herstellte, eingefärbt, das Abwasser aber bedauerlicherweise direkt in den Bach geleitet. Was diesen rot, blau und gelb verfärbte. „Der Mann musste aufhören“, berichtet Fritsch, „deshalb war er froh, sein Wissen weiterreichen zu können.“ Er übergab ihm seine Farben und die Rezepturen dazu. „Das waren keine faden, verwaschenen Farben, wie man bei Naturfarben zunächst denkt“, sagt Fritsch.

Aus diesem Schatz entwickelte der Färber aus Wien ein ambitioniertes Nischenprodukt. Die Basis bilden bis heute historisch vertraute Pflanzen wie Krapp, Indigo, Blauholz, Rotholz und Reseda. Aus dem Tierreich kommt die Cochenille-Laus hinzu für ein helles bis dunkles Rot. Es begann ein langwieriges Experimentieren im Labor, um schöne und haltbare Farben zu erzielen. Letzteres hängt am Wissen um die richtige Vor -und Nachbeize. Gefärbt wird dann auf den industriellen Maschinen.

Färberei Fritsch

Rudolf Fritsch, der Färber aus Wien, Antonia Maedel, Designerin, die in London studiert hat, lieben Naturfarben: „Sie sind dezent, gewissermaßen höflich.“ 
 

©Färberei Fritsch

Am besten haften Naturfarben auf Seide und Wolle, auch auf Leinen und Viskose, schlecht auf Baumwolle. Ihr Vorzug: Naturfarben verursachen kein Abwasserproblem, sofern man auch ökologisch unbedenkliche Beizen wie Zitronensäure, Eisensulfate oder Weinstein einsetzt. Die Rohgarne und die Farben aus dem Hause Fritsch waren schon einmal mit dem Öko-Label GOTs zertifiziert. „Wir arbeiten zwar mit diesen Standards weiter,“ sagt Rudolf Fritsch, „es ist uns aber inzwischen für die kleinen Stückzahlen zu teuer und zu bürokratisch geworden“.

Färberei Fritsch

„Rudolf“, so benannt, weil schon der Großvater beider Gründerinnen so hieß, ist  das Label, unter
dem Naturfarben-Mode angeboten wird.  

©Färberei Fritsch
Färberei Fritsch

Das blaue Kleid ist mit Indigo gefärbt und wie auch das Herrenoutfit aus Bio-Merino-Wolle.

©Färberei Fritsch

Man färbt im Auftrag Garne und Kleidungsstücke und, „einfach um zu zeigen, dass es geht,“ gründeten die Textilchemikerin Lisa Mladek, die aus dem Färberhaus Fritsch stammt, und die Designerin Antonia Maedel 2014 das Label „Rudolf“. Dieses steht für Mode aus Bio-Merino-Wolle wie das zeitlose Kleid in Blau oder das trendige Herrenoutfit (oben im Bild), sowie für Heimaccessoires.
Keine Frage, dass Pflanzenfarben teurer sind – ein Kilogramm kann bis zu 300€ kosten  – als erdölbasierte Farbstoffe, deren umweltbelastendes und zum Teil auch gesundheitsgefährdendes Potenzial reichlich bekannt ist. „Ein Großteil der Textilfärbung findet außerhalb Europas statt,“ erklärt Michaela Knieli von der „Umweltberatung“, „wodurch die strengere EU-Gesetzgebung nur bedingt greift. Kontrolliert wird nur stichprobenartig. In der EU verbotene Farbstoffe kehren so durch Importe wieder in diese zurück.“ Als Benefit halten sich Fritsch und „Rudolf“ überdies zugute, dass ihre Produkte im Umkreis von 250 km um Wien entstehen: „Unsere Mode soll erst beim Tragen auf Weltreise gehen.“ Anders als in der Modeindustrie, wo ein Kleidungsstück die Welt umkreist, ehe es im Laden landet. 

Mehr Informationen

Mehr Informationen finden Sie auch online unter colortex.at und rudolfvienna.at .  
Für Interessierte gibt es zudem vom 25.7. bis 10.8. einen Pop up-Shop in der Kapitelgasse 9 in Salzburg. 

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