Reiterstiefel Style-Guide: Kendall Jenner und Snoop Dogg zeigen's vor

Nach Tennis-Core und Cowboy-Chic reitet die Mode nun hoch zu Ross: Der Reiterstiefel steht im Fokus. Wie man ihn am besten in Szene setzt.

Der Pferdestall ist – selbst wenn der Boden fein gefegt ist – selten der sauberste Ort. Man wird schnell dreckig: Die Hose ist voller Pferdehaare, Heureste kleben am T-Shirt, und mit den Stiefeln tritt man womöglich in Pferdemist. Kein Ort für eine Modeschau, möchte man meinen.

Doch weit gefehlt. Kaum etwas ist derzeit in der Haute Couture begehrter als der Reiterstil. Ein Vorgeschmack darauf wurde bereits bei der Vogue Fashion Show im Sommer geboten.

Die Supermodels Gigi Hadid und Kendall Jenner präsentierten taillierte Jacken, Reiterhosen und schwarze Stiefel aus der Hermès-Kollektion für Herbst und Winter 2024 am Pariser Place Vendôme  – hoch zu Ross.

Auch die orangefarbenen Satteldecken und Gamaschen der beiden andalusischen Hengste Django und Napo stammten dabei aus dem Hause Hermès. 

Und selbst Rapper Snoop Dogg, der eigentlich Angst vor Pferden hat, erschien zu den Dressurbewerben der olympischen Spiele in Paris gemeinsam mit Martha Stewart – komplett gekleidet in ein Dressur-Outfit.

Downton Abbey macht's vor

Internationale Erfolgsserien wie "Downton Abbey", "The Crown" oder aktuell "Rivals" haben in den vergangenen Jahren die Bildschirme mit Galopprennen, Jagdgesellschaften und Wochenendausritten geprägt. Während Luxusmarken wie Hermès und Gucci seit jeher den edlen Landhausstil in ihren Kollektionen feiern, schlüpfen inzwischen auch Modebegeisterte ohne Stall-Erfahrung in Jodhpur-Hosen und taillierte Turnierblazer.

Snoop Dogg von Kopf bis Fuß auf Pferd getrimmt

Snoop Dogg von Kopf bis Fuß auf Pferd getrimmt

©APA/AFP/TT NEWS AGENCY/HENRIK MONTGOMERY/TT

Das Herzstück dieses Modetrends, das derzeit rasant die Style-Charts erklimmt, ist – natürlich – der Reiterstiefel

Model Irina Shayk wurde unlängst in einer kniehohen, schwarzen Variante in New York gesichtet, Schauspielerin Demi Moore erschien in einer glänzenden Leder-Version zum Gucci Cruise und Sydney Sweeney rundete ihr Poloshirt und ihren Jeans-Minirock mit einem kantigen Exemplar ab.

Auch bei Online-Händlern sind Reiterstiefel begehrt: Laut Guardian sind die weltweiten Suchanfragen nach Reitstiefeln bei Asos im Vergleich zum Vorjahr um 260 Prozent gestiegen.

Reiterstiefel im Fokus

Grund genug, sich diesem ikonischen Schuh genauer zu widmen.

Die Wiener Stilberaterin Franka Mainusch von Schrankwunder erklärt: "Der klassische Reiterstiefel zeichnet sich durch seinen hohen, bis zum Knie reichenden Schaft und einen flachen Absatz aus. Meist wird er aus hochwertigem Leder gefertigt."

Ob schwarz, ob braun, es gibt immer was zu schau'n

©Getty Images/claudio.arnese/istockphoto.com

Die modischen Varianten zeigen dabei aber vielfältige Abwandlungen: geschwungene Schaftformen, Ziernähte, Schnallen oder Reißverschlüsse. Optionen mit Block- oder Stilettoabsätzen bieten Alternativen für diejenigen, die auf zusätzliche Zentimeter nicht verzichten möchten.

Wie stylt man den Reiterstiefel richtig? 

Obwohl der Reiterstiefel streng genommen ein Sportschuh ist, rät Franka Mainusch von allzu sportlichen Kombinationen ab: "Dafür ist ein eleganter Reiterstiefel einfach zu edel."

Stilberaterin Franka Mainusch 

Stilberaterin Franka Mainusch 

©Franka Mainusch

Stattdessen empfiehlt sie, die Skinny Jeans wieder aus dem Kleiderschrank hervorzuholen. "Diese lassen sich hervorragend mit einem Oversize Tweedblazer, einem Strickpullover oder einer Bluse mit Gilet kombinieren." 

Wer es ein bisschen femininer möchte: "Ein Midikleid oder ein A-Linien-Rock, mit Trenchcoat oder Wollmantel darüber sorgen für einen schicken Look." Man könnte das Midi- oder Maxikleid auch mit kurzem Cardigan, dicker Strumpfhose und Reiterstiefel kombinieren. "Gerade im Winter sind Wollkleider in Kombination mit den Reiterstiefeln ein stilvoller Hingucker." 

Weniger ist mehr

Eines ist jedoch wichtig: "Weniger ist mehr", mahnt Franka Mainusch. "Der Stiefel sollte für sich sprechen und nicht durch ein zu überladenes Outfit untergehen."

Reitartikel aus dem Hause Hermès

Von der Reitbahn auf den Catwalk

Bei der Luxusmarke Hermès denkt man wahrscheinlich zuerst an die ikonischen Birkin- oder Kelly-Bags. Doch das Traditionshaus hat seinen Ursprung nicht in der Taschenproduktion – sondern in der Herstellung von Lederwaren, die ursprünglich nicht für den menschlichen Gebrauch bestimmt waren.

Als der Franzose Thierry Hermès 1837 in Paris sein erstes Geschäft eröffnete, spezialisierte er sich auf hochwertiges Pferdegeschirr und Zaumzeug. Ab 1867 erweiterte er sein Sortiment dann um maßgefertigte Sättel. Erst in den 1920er Jahren begann Hermès, Damen- und Herrenmode zu produzieren.

Sättel stellt Hermès übrigens noch heute her – jährlich rund 500 maßgefertigte Exemplare. Das Standardmodell kostet etwa 4.500 Euro.

Wer den Look vertiefen möchte, kann sich an weiteren Accessoires im Reitstil orientieren. Eine Saddle Bag mit abgerundeter Klappe, inspiriert von traditionellen Satteltaschen, ist ein Highlight. "Marken wie Dior und Chanel setzen immer wieder auf diesen zeitlosen Trend." 

Dazu gebe es aktuell auch Schmuck mit Steigelbügelverzierungen. Oder klassische Reitermäntel. Die würden nicht nur vor Wind und Wetter schützen, sondern zeigen auch zeitlose Raffinesse. 

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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