Ed Hardy & Co.: Was wurde aus den In-Marken der 00er-Jahre?
Manche Lieblingslabels der Milllennials rutschten ins Image-Tief – andere leben dank Social Media gerade neu auf.
Von Angelika Gross und Julia Pfligl
Ein T-Shirt mit Affenkopf, ein Kapperl mit Flammenherz, eine Handtasche mit Karabinerhaken. Manches modische Relikt aus den Nullerjahren erscheint zwanzig Jahre später wie von einer anderen Welt. Doch Mode verläuft zyklisch und die junge Generation Z (deren Vertreter um die Jahrtausendwende zur Welt kamen) hat einige der früheren Kultmodelle wieder für sich entdeckt.
„Y2K“ heißt die Vintage-Ästhetik, ein Begriff, der aus der Computersprache kommt und für „Year 2000“ steht. Denn um das Jahr 2000 etablierten sich viele Trend-Marken, die Millennials damals liebten und heute nostalgisch werden lassen. Während manche über die Video-App Tiktok ein Comeback feiern, schlitterten andere in die Bedeutungslosigkeit. Wer erinnert sich noch an Abercrombie & Fitch? Die einst populäre Jugendmarke kämpft gerade gegen Sexismus- und Rassismusvorwürfe. Eine Wiederbelebung scheint ausgeschlossen. Zumindest in dieser Generation.
Ed Hardy: Einfach zu viel des Guten
Schrill. Wir schreiben das Jahr 2007, Britney Spears rasiert sich vor den Linsen der Paparazzi eine Glatze und ganz Hollywood trägt Sachen von Ed Hardy. Die Idee, bunte Tattoomotive auf Kleidung zu drucken, machte Christian Audigier zum Multimillionär. Doch Anfang der 2010er-Jahre ging es bergab. Ed-Hardy-Produkte in allen Variationen hatten die Provinz erreicht und ihr Glamour-Image eingebüßt. Verkäufer wurden beschimpft, Geschäfte mussten schließen. Als sich It-Girl Bella Hadid 2021 in einem Shirt der Marke zeigte, roch es verdächtig nach Comeback. Es bleibt also spannend.
Victoria’s Secret: Am Zeitgeist vorbeigeflogen
Aufreizend. 2020 durchlebte Victoria’s Secret – das 2006 ein Drittel (!) des Unterwäscheverkaufs in den USA ausmachte – die größte Krise seiner Geschichte. Heteronormative Männerfantasien, toxische Körperideale und Missbrauchsskandale in der Führungsriege passten nicht in die Post-#MeToo-Ära. Nach einer Schaffenspause kehrte die legendäre Show mit neuem, „wokem“ Anstrich zurück. Doch die Generation Z fliegt inzwischen auf die Lingerielabels von Rihanna (Savage X Fenty) und Kim Kardashian (SKIMS). Ganz ohne Flügel.
Juicy Couture: Es lebe die Lässigkeit
Plüschig. Paris Hilton, Beyoncé oder Kim Kardashian: Kaum ein Paparazzi-Foto dieser Stars kam in den 2000ern ohne samtigen Trainingsanzug mit Logo auf dem Po aus. Die beiden Gründerinnen von Juicy Couture hatten die Jogginganzüge an Stars verschickt, um der Marke Werbung zu verschaffen. Ihr Plan ging auf, 2008 erreichte das Unternehmen einen Umsatz von 604 Millionen US-Dollar. Während der Pandemie-Zeit war die plüschige Loungewear wieder gefragt. Spätestens dann, als Timothée Chalamet auf dem Cover der GQ mit rosa Juicy-Sweater posierte.
Paul Frank: Von der Garage auf Tiktok
Affig. 1995 hatte eine Gruppe junger Studenten (u. a. Paul Frank Sunich) eine simple, aber wirkungsvolle Idee. Um sich etwas dazuzuverdienen, fingen sie an, in einer Garage Logos und comicartige Figuren auf Rucksäcke, Kappen oder Gitarrengürtel zu nähen. Zu diesen Figuren gehörte auch Julius, der Affe. Die selbst designten Kreationen machten die Studenten zu Multi-Millionären. Die Mode von Paul Frank ist simpel: bunte T-Shirts mit grinsendem Affen-Logo. Auf Tiktok ist Julius, der Affe, wieder zurück. Unter dem Hashtag #PaulFrank zeigen Nutzer ihre Vintage-Teile.
Longchamp: Nobles für die Armbeuge
Faltbar. Ein Starbucks-Becher in der Hand, eine „Pliage“ am Arm: Die faltbare Nylontasche mit Druckknopf-Lasche und kleinem Henkel zählte lange zur Grundausstattung modebewusster Millennials (und deren Müttern). Vergangenes Jahr feierte das Kultmodell vom französischen Familienunternehmen Longchamp nicht nur 30. Geburtstag, sondern auch ein Trend-Revival in den sozialen Medien. Videos auf Tiktok und Instagram ließen die Nachfrage nach den bekannten Modellen laut der Plattform „Stylight“ um 14 Prozent steigen. Es lohnt sich, im Familien-Fundus zu stöbern.
George Gina & Lucy: Der Kult-Karabiner
Funktional. Quasi aus dem Nichts tauchte das Label aus Hessen Mitte der 2000er auf und war von da an im Kasten fast jeder Frau zu finden. George Gina & Lucy, das sind die Taschen mit dem charakteristischen Karabinerhaken. Nicolas Neuhaus, seine Frau Nicole und sein Freund Oliver Bruhn entwarfen die Nylontaschen 2004. Bunt, schrill und außergewöhnlich wurden sie schnell zum Trendteil. Aktuell häufen sich auf Tiktok Videos, in denen GG&L-Taschen wieder präsentiert werden. Viele davon secondhand gefunden.
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