Mary im Stilporträt: Neue Königin in alten Kleidern

Meisterin des royalen Roben-Recycling: Wie Mary von Dänemark zum Stilvorbild wurde.

Es war einmal eine junge Australierin, die sich in einen ihr unbekannten dänischen Prinzen verliebte. Für ihn zog sie ans andere Ende der Welt und fand sich damit ab, fortan ein Leben in der Öffentlichkeit zu führen. Die Dänen fanden Gefallen an der modeaffinen Werbefachfrau – eine Sache aber sorgte immer wieder für Kritik. Mitten in der Wirtschaftskrise gab sie zu viel Geld für luxuriöse Markenkleidung und Accessoires aus, ließ sich sogar mit einer exklusiven Birkin-Bag ablichten. 2019 soll sie bei offiziellen Terminen Kleidung im Wert von umgerechnet 100.000 Euro getragen haben, getoppt nur von einem Mitglied des Hochadels: Herzogin Meghan (deren Garderobe inzwischen bekanntlich wieder ihre Privatsache ist).

©APA/AFP/Ritzau Scanpix/OLAFUR STEINAR RYE GESTSSON

Seit diesem Monat ist Mary als Ehefrau von Frederik Königin von Dänemark und das beliebteste Mitglied der Royal Family. Frühere Luxuseskapaden hat man ihr verziehen, inzwischen gilt sie weit über die Landesgrenzen hinweg als Fashion-Ikone und Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Im Gegensatz zu ihrer Schwiegermutter Margrethe, die für ihren schrullig-exzentrischen Modegeschmack berühmt war, hat sich Mary eher dem skandinavisch-minimalistischen, stets eleganten Stil verschrieben. Wie es sich für ein Staatsoberhaupt gehört, trägt sie am liebsten Kreationen lokaler Designer, gemixt mit einer Auswahl internationaler Labels wie Gianvito Rossi, Marc Jacobs oder Prada.

Fakten

Zur Person
Mary Elizabeth Donaldson wuchs in Tasmanien  als Tochter schottischer Eltern auf. Am 5. Februar wird sie 52

Familie
Im Sommer 2000 traf sie Kronprinz Frederik während der Olympischen Spiele in Sydney. Sie heirateten 2004 und bekamen vier Kinder

Einfluss
Europas Royals sind ein Wirtschaftstreiber.  Prinzessin Catherine soll der britischen Modeindustrie jährlich 1 Mrd. Pfund bringen

Modewoche
Dänisches Design liegt im Trend. Die Copenhagen Fashion Week findet von 29.1–2.2. statt und umfasst 31 Schauen 

Sie kleidet sich zurückhaltender als die niederländische Königin Máxima, aber wagemutiger als die Prinzessin von Wales, mit der sie aufgrund optischer und biografischer Parallelen gerne verglichen wird. „Mary ist kein Sklave der Luxusmode, ihre Kleiderwahl ist nie offensichtlich. Sie setzt auf nachhaltige, gut gemachte Styles, die dem Test der Zeit standhalten“, kommentierte Mattie Cronan, Chefin des Magazins Australian Women’s Weekly, den Stil der heutigen Königin.

Mehr als eine Anziehpuppe

Als Mary das royale Parkett betrat, war es verpönt, Outfits zwei Mal auszuführen. Heute gilt die 51-Jährige – neben Prinzessin Anne – als adelige Vorreiterin beim Roben-Recycling. Wie Kate versteht sie es, ihre viel fotografierte Garderobe als Medium für wichtige Anliegen zu nutzen. Als sie am Abend nach der überraschenden Rücktrittserklärung von Königin Margrethe bei der Silvestergala auftrat und alle Augen auf sie, die künftige Königin, gerichtet waren, wählte sie kein neues Kleid, sondern eine dunkelrote Samtrobe, die sie zu diesem Anlass bereits drei (!) Mal getragen hatte. Auch ihr midilanger Bouclé-Rock von Alexander McQueen kommt alle paar Monate zum Einsatz.

Ob in Paris bei Brigitte Macron, in Kopenhagen oder bei der UNO in New York: Alexander McQueen geht immer

©Getty Images/Pierre Suu/Getty Images

Die Dänin Henriette Schmidt verfolgt Marys Stil schon seit Jahren. In ihrem Blog Styleofmary dokumentiert und analysiert sie alle modischen Auftritte der Königin. „Sie ist sich selbst immer treu geblieben, egal, was der Trend vorgibt“, sagt Schmidt zum KURIER. „Wenn sie sich entscheidet, einem Trend zu folgen, dann macht sie das auf ihre individuelle Weise. Sie liebt Muster und Prints, in letzter Zeit greift sie verstärkt zu starken Farben und weiten Hosen. Kleider und Röcke waren typisch für ihre frühen Jahre.“ Häufig werden ihre Roben nicht einfach wieder getragen, sondern mit einfachen Tricks abgeändert und neu kombiniert. „So lebt sie vor, dass Rewear nicht langweilig sein muss, sondern Spaß macht“, sagt Schmidt.

Als Patronin der Global Fashion Agenda und Organisatorin des Global Fashion Summit setzt sich Mary auch auf gesellschaftspolitischer Ebene für einen bewussteren Umgang mit Kleidung und neue, umweltfreundlichere Technologien ein. Sie wirbt für Second-Hand-Mode und besuchte im Jahr 2017 eine Textilfabrik in Bangladesch, um die Gefahren von Fast Fashion und nötige Änderungen aufzuzeigen. Für sie beginne Nachhaltigkeit zu Hause, erzählte sie: „Ich hebe alle Kleider auf, von denen ich denke, dass sie meine Töchter einmal tragen werden. Andere Sachen werden an Leute weitergegeben, die dafür Verwendung haben.“ Immer öfter sieht man ihre Töchter, Isabella (16) und Josephine (13), in den Kleidern und Mänteln ihrer Mutter, zuletzt winkend auf dem Palastbalkon am vergangenen Sonntag. Gut möglich also, dass Marys Lieblingsstücke noch viele Jahrzehnte im Umlauf sein werden.

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