Verrückte Social-Media-Sex-Trends – und was wirklich davon zu halten ist

Lustig oder gefährlich? Wir sagen euch, welche viralen Sextrends heikel sind - und welche ihr mal probieren solltet.

So manches, was an schrägen Sex-Tipps oder Anregungen auf diversen Social-Media-Plattformen wie etwa TikTok kursiert, ist keinesfalls nachahmenswert. Weil gefährlich, blödsinnig, absurd – und womöglich ungesund. Anderes wiederum kann man tatsächlich einmal ausprobieren, je nach Lust und Laune, freiwillig und konsensuell. Wir erklären die wichtigsten „Trends“ - und was dabei zu beachten ist.

 „Coffee Climax“

Die Idee: Ein schneller Espresso vor dem Sex (oder der Selbstbefriedigung) erhöht die Lust und führt dazu, schneller zum Orgasmus zu kommen. Videos dazu gingen viral.

Fakt: Kaffee gilt als altes Aphrodisiakum, im Gehirn setzt Koffein diverse Botenstoffe frei, wie etwa das Glückshormon Dopamin oder Adrenalin, das wirkt stimulierend und anregend. Außerdem kann die Körpertemperatur etwas ansteigen, und etwaige Müdigkeit geht dadurch kurzfristig weg. Im Tierversuch wurde erhoben, wie sich Kaffee auf das Sexualverhalten auswirkt. Dafür wurden weiblichen Ratten kurz vor der Paarung Koffeindosen gegeben, was ihr Interesse an Sex sichtlich steigerte.

Aromazäpfchen für die Vagina

Die Idee: Junge Frauen „aromatisieren“ ihre Vagina mit speziellen Zäpfchen.

Fakt: Die Theorie, Frauen würden „da unten“ nicht gut genug riechen und sich daher beduften müssen, ist falsch. Eine gesunde Scheidenflora bedarf keinerlei Duftstoffe. Bei Scheidentrockenheit können aber gut riechende Zäpfchen aus dem Bereich der Aromatherapie sehr wohl unterstützend wirken - zum Beispiel mit Rosenöl oder Lavendel.

Alles ist ein Sex-Spielzeug

Die Idee: Unter dem Hashtag „Everything’s a dildo, if you’re brave enough“ (übersetzt: „Alles ist ein Dildo, wenn du mutig genug bist“) zeigten UserInnen eine Zeit lang diverse Gegenstände her, verbunden mit der Idee, man könne sie als Sextoy verwenden.

Fakt: Das klingt nur auf den ersten Blick lustig, ist es aber nicht. Vor allem jüngere UserInnen (ein Viertel der TikTok-UserInnen ist zwischen 10 und 19 Jahre alt) sind leicht beeinflussbar und machen etwas nach, nur um bei einer Challenge dabei zu sein. Dass das mitunter katastrophale Folgen kann, ist bekannt. Viele Sexunfälle passieren, weil Menschen mit irgendwelchen Gegenständen „spielen“, die definitiv nicht dafür geeignet sind und sich Dinge einführen, die dann nicht mehr rauskommen, weil sie sich verheddern. Wie etwa Flaschen, die aufgrund des entstandenen Vakuums stecken bleiben. Oder im Fall eines Mannes, der mit einem Staubsaugerohr spielte und sich schwere Verletzungen zuzog. Nicht selten kommt es zu Traumata im Urogenitalbereich, Verletzungen von Vagina und Penis und nicht zuletzt auch zu Infektionen.

„Vabbing“

Die Idee: Frauen verwenden ihr Vaginalsekret als Parfum, ebenfalls ein TikTok-Trend – das nennt sich „Vabbing“. Der Hashtag wurde millionenfach aufgerufen. Es wird angenommen, dass das ein Tupfer am Hals oder in der Armbeuge Männer anlockt – aufgrund der darin enthaltenen Pheromone.

Fakt: Aus Studien ist bekannt, dass Pheromone vor allem in der Tierwelt eine Funktion haben, beim Menschen nicht. Das Vaginalsekret selbst dient als „Schmiermittel“, das die Scheide befeuchtet und ist per se nicht ekelig. Aber es gehört eben in die Vagina und nicht auf den Hals oder sonst wo auf dem Körper. Die Zusammensetzung des Sekrets verändert sich im Laufe eines Zyklus, abhängig von hormonellen Faktoren und Alter, es enthält Wasser, Elektrolyte, organische Säuren, Harnstoff, Proteine, und - Bakterien.

„Furry Porn“

Die Idee: „Furry-Porn“ kommt vor allem aus Japan, dabei verkleiden sich Menschen als Tier (aber mit menschenähnlichem Körper) und machen Liebe.

Fakt: Geschmackssache – denn wie heißt es so schön: „Gottes Zoo ist groß“. Ein harmloser Trend, den halt manche lustig finden. Soll sein.

Rough Sex & Choking

Die Idee: Harter, grober Sex: Zunehmend angesagt vor allem durch die „50 Shades of Grey“-Bücher zum Trend geworden. In diesem Zusammenhang lief auf TikTok die „Choking“-Challenge, dabei geht es um das Spiel mit der Atemnot.

Fakt: Gefährlich! Davon ist strikt abzuraten. Jede Form von harten Praktiken, wie sie im BDSM-Bereich üblich sind, brauchen zwei Menschen, die gut aufeinander aufpassen, das auch „können“ und mithilfe eines Codeworts vereinbaren, wann’s gut ist. Das braucht Kenntnis, Kontrolle, Konsens und vor allem Vertrauen. Einfach damit zu experimentieren, kann fatale Folgen haben. Wichtigste Botschaft: Tut nie etwas, nur weil es andere tun oder von euch verlangen. Tut nur, was euch guttut und nicht schaden kann.

„Pillowsex“

Die Idee: Der „Pillowsex“-Hack bedeutet, dass sich die Frau ein Kissen unter den Hintern schiebt, während sie Sex hat. Videos dazu wurden millionenfach geklickt, verbunden mit der Annahme, dass es durch diese Form der Erhöhung zu einer besseren Stimulation des G-Punkts kommen soll.

Fakt: Der Polster unter dem Po führt vor allem dazu, dass die Klitoris leichter erreichbar ist, weil das Becken angehoben wird.  Durch die veränderte Beckenneigung wird der Verkehr „komfortabler“ und dem Mann wird die Penetration erleichtert. Alles in allem: harmloser Trend, der noch dazu was bringen kann. Probieren und studieren.

Orgasmus bei Sport

Die Idee: „Coregasm“ – noch so ein TikTok-Sextipp. Er bedeutet, dass man einen Höhepunkt während des Sports erlebt, der vor allem bei diversen Core-Workouts entsteht, ohne zusätzliche Stimulation. Also wenn die „Körpermitte“ (Bauch, Hüfte) trainiert wird, um die Körperstabilität zu verbessern.

Fakt: Bereits 2012 wurde dieses Phänomen im Rahmen einer Studie der Indiana University beschrieben. Nett, wenn’s passiert. Aber auch nicht schlimm, wenn’s nie passiert (was wohl bei den meisten der Fall ist). Jeder ist anders – daher sollte niemand trainieren, bis der Arzt kommt, damit er so etwas endlich auch erlebt.

Magendrücken

Die Idee: „Stomach Sex“, ebenfalls ein typisches TikTok-Ding, das zigtausende Views hatte. Es geht darum, ihren Magen während des Geschlechtsverkehrs zu drücken, weil so die G-Punkt-Region stimuliert würde.  

Fakt: Kann, aber muss nicht sein. Und sollte man eher nicht machen, wenn man vorher gegessen hat. Für manche Frauen fühlt es sich aber tatsächlich gut an, während des Sex intensiver auf dem Unterbauch berührt zu werden, an der Grenze zwischen Schambein und Bauch. Einfach experimentieren.

Eggyolk-Stimulation

Die Idee: Mit der „Eggyolk Technik“ ist gemeint, dass die Klitoris so sanft berührt wird als wäre sie ein zerbrechliches Ei. Kommt eigentlich aus der Selbstbefriedigung.

Fakt: Harmloses Spielchen, das man ebenfalls ruhig probieren kann. Die leichte Stimulation steigert die Erregung sehr, sehr langsam,  kann sich aber manchmal quälend anfühlen. Wenn das nix ist, muss man’s wieder lassen und es anders probieren. Sex ist ja immer auch ein Spiel mit den Möglichkeiten.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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