"NoFap": Ich hatte Sex mit einem Mann, der nie selbst Hand anlegt

Die "NoFap"-Bewegung ist äußerst umstritten, denn masturbieren ist verboten! Was das bringt - und wie es ist, mit einem "NoFapper" Sex zu haben.

Masturbation. Heute etwas ganz normales, für das sich niemand mehr schämt. Oder?

Nicht alle stimmen diesem Statement zu: Bereits 2011 begründete sich eine Bewegung, die in unseren Breiten noch großteils unbekannt ist. Auch ich kannte sie nicht, bevor ich mit einem "NoFapper" im Bett landete. Das Prinzip ist schnell erklärt: Die zu 99% aus Männern bestehende Community verzichtet auf Masturbation und Pornografie. 

Eine kleine Internet-Recherche führt schnell zu einer entsprechenden Reddit-Community, die äußerst bunt gemischt zu sein scheint: Einerseits gibt es pornosüchtige Jungs, die ihre Energie durch die fehlende Masturbation (und Ejakulation) auf andere Dinge wie Sport oder Karriere lenken wollen. Die andere Hälfte scheint aus religiösen Motiven getrieben zu sein. Gerade in den evangelikalen Communities in den USA ist "NoFap" ein Riesenthema. 

Wie kommt man also mitten in Europa an einen österreichischen "NoFapper"? Die Antwort ist denkbar einfach: Tinder. 

Wie ist Sex mit einem "NoFapper"?

Gleich vorweg: Wie das "NoFapping" genau ausgelegt wird, scheint sehr individuell zu sein. Während die religiös Motivierten vollkommen auf Masturbation und Sex verzichten, schaut es bei den Pornografiesüchtigen schon etwas anders aus. Sex mit Partner(in) ist erlaubt - egal ob in der festen Beziehung oder beim Dating. 

Dass ich es mit einem "NoFapper" zu tun bekommen würde, war mir sowohl vor dem Date als auch nach dem Sex nicht bewusst. Verraten wurde mir der Fakt erst nach einigen Dates. 

Bei der kleinsten Berührung schien er in Wallungen zu kommen – mit lautstarken und motivierenden Zurufen wurden Oralsex und andere Berührungen gutgeheißen.

Ohne groß ins Detail zu gehen: Mein "NoFapper" war etwas verrückt im Bett. Nicht auf die schlechte Art, sondern laut, experimentierfreudig und sehr leicht zu motivieren. Bei der kleinsten Berührung schien er in Wallungen zu kommen – mit lautstarken und motivierenden Zurufen wurden Oralsex und andere Berührungen gutgeheißen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass man immer genau auf der richtigen Fährte ist, sondern ist auch reichlich amüsant. Und Spaß im Bett ist eines der wichtigsten Dinge!

Und wer jetzt denken mag: "Der Mann hat vielleicht seit Ewigkeiten seinen Korken nicht mehr knallen lassen, lang kann das ja alles nicht gedauert haben", den muss ich enttäuschen: Er blieb standhaft und hielt sogar überdurchschnittlich lang durch. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass es der beste Sex meines Lebens war. 

Wir Frauen profitieren also indirekt vom "NoFap"-Phänomen. 

"NoFap": Die Motivsuche

Wie kommt ein durchschnittlicher Österreicher also zum "NoFapping", frage ich den Liebhaber nach einigen Dates? "Ich verschieße meine Energie nicht unnötig", schmunzelt er. "Ich spare mir das für den Sex mit Dir auf." Außerdem habe er so mehr Fokus auf die Arbeit, das Sozialleben und andere Dinge und fühle sich viel seltener im Alltag ausgelaugt. 

Grund genug, es selbst zu probieren. Über die nächsten Wochen verzichtete auch ich auf "Satisfyer" und andere Spielzeuge, sondern hatte nur noch Orgasmen in Begleitung. Einen gewissen Reiz hat die Sache: Man muss sich seine Lust für den Partner aufsparen – und das beflügelt die Begierde unheimlich. 

Dass die Bewegung von vielen zu recht kritisch gesehen wird, weil sie bei jungen Menschen das sexuelle Verlangen unterdrücke und Sex tabuisiere, ist für mich nachvollziehbar. Das bedeutet aber nicht, dass man sich nicht für ein Weilchen an den guten Seiten des Phänomens bedienen kann – zur Steigerung der eigenen Lust. Solange man hier nicht zu dogmatisch vorgeht, ist es ein nettes Experiment.

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