Sex: Lust mit Bewegung, Atmung und Rhythmus steigern

Mit Sex sind oft rigide Vorstellungen vom "klassischen" Akt verbunden: Vorspiel, Reinraus, Orgasmus. Es geht aber auch ganz anders.

"Tanzen ist Sex", hört man immer wieder – eins, zwei, Wiegeschritt! Eine Behauptung, bei der manche Menschen vermutlich innehalten: Denn was, wenn da jemand ist, der nicht tanzen kann oder mag?

Tatsächlich gibt es gar nicht so wenige Leute, die stolpern eher herum, statt auf dem Parkett geschmeidig von einem Schritt zum anderen zu gleiten. Sind diese Anti-Dancing-Stars womöglich schlechter beim Sex? Und sind jene, die Walzer, Jive oder Tango lässig aus der Hüfte schütteln, unschlagbare Meisterinnen und Meister der Horizontalen? So einfach ist es nicht.

Zweifellos birgt Tanzen ein beachtliches Maß an Erotik – dieses Tête-à-Tête aus Führen und geführt werden, das Spiel von Nähe und Distanz samt Takt und Rhythmen hat durchaus was. Und trotzdem stelle ich die beherzte These auf, dass niemand gut tanzen können muss, um guten Sex zu erleben. Was aber schon wichtig ist: die Fähigkeit, mit seinem Körper "spielen" zu können, um ihn als Klang-Organismus und Instrumentarium für lustvolle Gefühle zu nützen.

Was insofern wahnsinnig wichtig ist, als nach wie vor falsche und starre Bilder von Geschlechtsverkehr kursieren. Dieses Bäm bäm, das rigide Reinraus samt monotoner Bewegung, Motto: rammeln, bis Dr. O. kommt. Und das womöglich stets nach dem Motto: Er oben, sie unten, geht schon, gemma. 

Vor allem Männern, aber auch Frauen, sei etwa die Kunst tiefer Atmung ans Herz gelegt, die dazu führt, im Becken entspannter, fluider und beweglicher zu werden. Und das wiederum ermöglicht das Spiel mit Rhythmen.

Auf der "Orgasmusautobahn"

Ein Gehabe, das auf Dauer zu Unbehagen führt, bei Frauen ebenso wie bei Männern: Sie kommt nicht, er kommt zu schnell – als Ergebnis einer genitalen Direttissima, die vor allem von Tempo und stakkatoähnlicher Zielstrebigkeit geprägt ist. Viele Herren rasen auf der Orgasmusautobahn dahin, ohne Stopp, ohne Spieltrieb, ohne dazwischen durchzuatmen. 

Ja eh, kann sein, dass der Kavalier im Mann irgendwann raunt: Langsamer, Burschi. Und der Gute nun im Sinne eines Bremsmanövers an etwas maximal Unerotisches denkt, um nicht schon wieder so schnell zu kommen: an Gackisackerln, an die letzte Niederlage des Lieblingsvereins, an eine verpatzte Matheschularbeit vor 25 Jahren oder einen entzündeten Pickel am Hintern. Manche zählen pragmatisch-schlicht von 100 runter oder memorieren die Buchhaltung des vergangenen Monats. Irgendwo habe ich von einem Mann gelesen, der meinte: "Wenn es wirklich nicht mehr anders geht, denke ich an die Queen im Bikini."

Nun, das ginge auch anders und schöner. Vor allem Männern, aber auch Frauen, sei etwa die Kunst tiefer Atmung ans Herz gelegt, die dazu führt, im Becken entspannter, fluider und beweglicher zu werden. Und das wiederum ermöglicht das Spiel mit Rhythmen. Da geht was, da geht mehr, nämlich: Variabilität, Tempowechsel, eher gleiten statt hetzen, mehr "kann" statt "muss". 

Um das zu erreichen, hilft es, sich bewusst und mental in eine Art "Raum der Lust" hineinzubeamen. Einen, in dem ganz viel Platz ist – für mehr als das übliche Programm. Für Größe und Weite, für fließende, schnelle, langsame oder ausufernde Bewegungen. Für Spannung und Laute, für Entspannung und Stille, für Atem, Stöhnen und Schreien. Aber auch für unterschiedliche Rhythmen, wie beim Tanzen. 

Sich in diesem Raum zu bewegen, kann magisch sein – weil es möglich wird, die eigene Lustkurve selbstermächtigt zu beeinflussen. Nicht sie steuert uns, sondern wir sie. So wird der Akt zum Spiel, in dem jeder selbst in der Hand hat, wann sich seine Lust "entladen" mag und wann nicht. Klar: Von heute auf morgen geht das nicht, das muss erst gelernt und geübt werden, damit der Körper nach und nach versteht, was zu tun ist. Um nach und nach in seine eigene und besondere Melodie zu finden.

Politik und Beziehung

Wie sehr Politik die Liebe und Partnerschaft beeinflusst, zeigt eine repräsentative Elite-Partner-Studie für die 4.234 Liierte befragt wurden. Ein Drittel findet, dass Politik in der Liebe nichts zu suchen habe, in vier von zehn Partnerschaften kommt das Thema dennoch zur Sprache. Bei vielen führen politische Differenzen zu Streit, jede siebte Beziehung ist gefährdet, wenn der Partner politisch anders denkt und wählt.  

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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