Mann redet auf Frau ein

Manterrupting: Warum Frauen das Unterbrechen auch lernen sollten

Männer sind statistisch gesehen dominanter in Konversationen. Wie dies einer Beziehung schaden kann und warum Frauen öfter unterbrechen sollten.

"Manterrupting", das neue Phänomen nach "Mansplaining"? Tatsächlich kursieren beide Begriffe bereits seit Längerem. Wie unterschiedlich Männer und Frauen unterbrechen, kann allerdings nicht nur nervtötend, sondern sogar schädlich für die Beziehung sein. Ein Blick in die Forschung zeigt allerdings, wie tiefgreifend das Phänomen reicht.

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Unterbrechen in der Beziehung

Vermutlich ist es für die meisten Paare nichts Neues, dass man sich sowohl im Alltag als auch während eines Konflikts ausreden lassen und zuhören sollte. In vielen Fällen fällt das Unterbrechen dem Partner nicht einmal unbedingt auf, da es bereits automatisch geschieht. Allerdings ist bekanntermaßen die richtige Kommunikation essenziell und hat etwas mit Respekt zu tun. Bereits der Psychologe Dr. John Gottmann schrieb in seinem Buch "What Predicts Divorce?" (1993 veröffentlicht, basierend auf seinen Studien über 40.000 Paare) über die Faktoren einer problematischen Kommunikation. Das wichtigste No-Go: Herablassendes Verhalten. Dazu zählt es auch, den Partner zu unterbrechen. Und darunter leiden zwischen Männern und Frauen vor allem letztere.

Der Nachteil einer Frau: Sie wird mehr unterbrochen

Bereits vor einigen Jahren kochten in einer Konversation über die US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen die Gemüter hoch. Kamela Harris wies 2020 in einer Fernseh-Debatte den damaligen US-Vizepräsidenten Mike Pence in seine Schranken, da er sie zuvor unterbrochen hatte. "Herr Vizepräsident, ich spreche gerade", sagte Harris. Danach verbreitete sich in den sozialen Medien der Hashtag #Imspeaking, auch in der Forschung wurden Untersuchungen zu weiblichen Sprecherinnen und Vortragenden durchgeführt. Für den US-amerikanischen Senat stellte man fest, dass Frauen durchschnittlich 10 Prozent häufiger unterbrochen werden.

An einem weiteren Beispiel von Seminaren aus dem Wirtschaftssektor fiel in einer Studie den Forschenden auf, dass weibliche Sprecherinnen durchschnittlich auch 12 Prozent öfter hinterfragt wurden. Sie erhielten auch mehr Vorschläge sowie Klarstellungsfragen aus dem Publikum, und sie wurden mit mehr attackierenden beziehungsweise unangenehmen Fragen konfrontiert. Auffällig dabei war, dass weibliche Vortragende zwar ein demografisch vielseitigeres Publikum anzogen, dass aber trotzdem Männer die meisten Fragen stellten.

Sollten Frauen dann einfach ebenso mehr unterbrechen? Auch da hat das weibliche Geschlecht einen Nachteil. Die Wissenschafterin Katherine Hilton der Universität Stanford untersuchte in einer Studie insgesamt 5.000 Testpersonen. Dabei wurden Audio-Clips verschiedener Personen abgespielt, die dann bewertet werden sollten. Männliche Zuhörer empfanden laut den Ergebnissen unterbrechende Frauen als unhöflicher, unfreundlicher und weniger intelligent als unterbrechende Männer.

Fazit: Ein hoffnungsloser Fall?

Frauen scheinen also nichts richtig machen zu können. Entweder sie werden unterbrochen oder sie unterbrechen selbst und werden dabei als unhöflicher empfunden als Männer. Zwar kann Frau nicht die gesamte männliche Bevölkerung verbessern, allerdings ist es immer noch möglich, einzelne Fälle anzusprechen. Gerade der Partner sollte einen respektieren und eine funktionierende Kommunikation ermöglichen.

In manchen Situationen gibt es allerdings nur einen unangenehmen Ausweg. Denn wie sollen weibliche Vortragende sich gegen zu viele Fragen oder Unterbrechungen bei Seminaren wehren? Manchmal ist es einfach notwendig, höflich, aber bestimmt attackierende Fragen zu unterbinden. Auch wenn Frauen sich weniger wohl fühlen damit als Männer, ist es wichtig Grenzen aufzuzeigen. Wenn Frauen dann noch als unhöflich betitelt werden, ist es an den Männern, der Ironie ins Auge zu blicken.

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