Braucht es ein perfektes First Date für eine glückliche Beziehung?

Je romantischer und toller die Kennenlernphase, desto besser die Beziehung? Eine Psychologin klärt über dieses Missverständnis auf

Das erste Date von  Prinz William und Kate Middleton war durchsetzt von peinlichen Momenten. Ihr, so erzählen die beiden heute, stand die Schamesröte im Gesicht, er stolperte gar über seine eigenen Füße. Na und? Es wurde Liebe daraus. Auch Heidi Klum tappte gleich zu Beginn ins Fettnäpfchen: Als Bill Kaulitz ihr - ohne dass die das wusste - seine Lieblingsplaylist vorspielte, ätzte sie gefühlt über jeden zweiten Song. Kein guter Start. Lässt sich daraus auf ihr Beziehungsglück schließen?
 

 

Wohl eher nicht. „Es ist  egal, wie man sich kennenlernt. Viel wichtiger ist, was man daraus macht“, sagt Psychologin Ida Raheb-Moranjkic.

Liebespaare kennen das: Ob Hochzeit oder  Freundesrunden – irgendwann steht die Frage im Raum: „Und? Wie habt ihr euch kennengelernt?“ Psychologin Ida Raheb-Moranjkic sieht die Frage als gelungenen Einstieg, um ins Gespräch zu kommen und das Gegenüber kennenzulernen. Romantisch, spannend, prickelnd – die meisten Geschichten erhalten das Prädikat Hach, so schön.

Sind es junge Erwachsene, die einem die Frage nach dem ersten Date stellen, könnte eine Orientierungssuche dahinter stecken, meint die Psychologin. „Es gibt heute so viele Möglichkeiten zueinanderzufinden, dass die Liebesgeschichten der anderen helfen könnten, den eigenen Weg auszuloten.“
Wer jetzt  glaubt, dass Paare, die auf eine besonders tolle Kennenlerngeschichte im Liebes-Archiv zugreifen können, bessere Chancen auf eine glückliche, dauerhafte Beziehung haben, irrt. „Je romantischer und toller die Kennenlernphase, desto schwieriger kann es werden, die Hochgefühle dieser prickelnden Zeit im Beziehungsalltag aufrechtzuerhalten“, so Raheb-Moranjkic.

Umgekehrt kann ein eher mauer Start – siehe Kate und William – sogar der einfachere Weg ins Glück sein. "Man kann gleich herausfinden, ob der potenzielle Partner zu einem hält, wenn etwas schiefgeht oder ob er Humor hat. Wer sich hingegen sein mentales Schema im Kopf zurechtbastelt, wie das perfekte Date zu sein hat, kann Positives womöglich nicht erkennen, weil zu schnell aussortiert wird“, so Raheb-Moranjkic. Dazu komme, dass immer mehr Frauen und Männer  in die Verliebtheitsphase verknallt seien, beobachtet die Paartherapeutin in ihrer Praxis. Man spricht hier vom so genannten Sensation Seeking. „Diese Menschen fühlen sich top, solange die Verliebtheit frisch und prickelnd ist. Lässt das Hochgefühl nach, wird’s uninteressant.“ Deshalb sind vielleicht die Hoppala-Dates sogar die schöneren Geschichten: Trotz Pleiten, Pech und Pannen ins Liebesglück.

Und? Wie habt ihr euch kennnen gelernt?

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

Kommentare