Vea Kaisers Kolumne - Eine fabelhafte Welt: Endlich ist die EM vorbei
Ein Spiel ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.
Für einige meiner Freunde war die EM vorbei, bevor sie begonnen hatte. Alaba verletzt und Österreich in einer Gruppe mit Frankreich, Polen und den Niederlanden. „Das schaff ma eh nie.“ Die Kommentatoren wiederholten gebetsmühlenartig, dass wir vom Pech verfolgt seien: Verletzungsdrama, Losunglück. Die Mannschaft trainierte am Ball, die Balkonmuppets im Tiefstapeln.
Als Österreich das erste Spiel gegen Frankreich mit einem Eigentor verlor, Italien gegen Spanien mit einem Eigentor verlor, da war die EM auch für mich gelaufen. Der Dottore Amore schimpfte: „Ein lausiger Fußball-Fan bist du!“ „Ich wappne mich nur gegen eine Enttäuschung!“, sagte ich, als Rapid-Anhängerin vielgeprüft in dieser Disziplin.
Mein Liebster indessen fieberte, jaulte, unterstützte seine Squadra Azzura, glaubte fest daran, dass sie Europameister werden würden, bis die Schweiz sie nachhause schickte. Die Bambini und ich mussten daraufhin sehr lieb zu ihm sein: das Unglück war episch. Österreich indessen siegte und siegte und ging als Gruppensieger ins Achtelfinale gegen die Türkei.
Plötzlich sahen die Analysten Österreich als Geheimfavorit. Das Team sei so super, im Radio wurde spekuliert, auf wen man im Viertelfinale treffen könnte, die Türkei hatte man erst kürzlich vernichtend geschlagen.
Die Begeisterung war groß … Was dann passierte, möchte ich nicht wiederholen, die Wunde ist frisch. Der türkische Torschütze outete sich noch dazu als bösartiger Ungustl. Ach ja, episches Unglück, es lastet so schwer … Glücklicherweise ist die EM heute Abend vorbei. Endlich können wir wieder über anderes reden, müssen unser Sozialleben nicht mehr an den Spielplan anpassen und vor allem: Endlich können wir uns auf das nächste Turnier freuen. Ich hab eine Lehre gezogen aus der EM 2024: Ein Spiel ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Möge das nächste beginnen.
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