Uns allen ein frohes neues Jahr

Welche „anderen“ Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um es zu Silvester so richtig knallen zu lassen.

Vergangenes Silvester flüchteten der Hund und ich ins Besenkammerl. Ich war davon ausgegangen, dass sich die Allgemeinheit an das Feuerwerksverbot halten würde. Fälschlicherweise. Heuer werden wir es uns noch vor Anbruch der Dunkelheit im Keller gemütlich machen. Denn obwohl die Lage der Welt nicht dafür spricht, wird’s draußen knallen. Zumindest haben einige meiner Freunde angekündigt, selbstverständlich Raketen abzuschießen. Ich verstehe die Faszination eines Feuerwerks, finde es aber ziemlich deppert. Mensch, Tier, Umwelt, Geldbörsel: Alle leiden für ein paar Sekunden Oooh-Aaaah-Wowww.
Vor zwei Jahren beobachtete ich eine junge Frau, die ein Feuerwerk zu fotografieren versuchte. Keines der Bilder gelang, also retuschierte sie bunte Punkte in das Foto hinein, ehe sie es auf ihren Social-Media-Accounts postete. Manchmal wirkt es, als könne die Jugend von heute mit Dingen, die sich nicht fotografieren lassen, nur schwer etwas anfangen. Wäre es dementsprechend nicht an der Zeit, mit dem stupiden Geballere aufzuhören? Man kann es auch anders knallen lassen: zum Beispiel das Geld, das man in Feuerwerkskörper investieren würde, für richtig geile Fressalien ausgeben, die man sich sonst nie leisten würde. Champagner knallt im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Explosionen, Nervenkitzel und farbprächtige Bilder hat Netflix auch zu bieten. Gesamtgesellschaftlich liegen die Nerven blank. Die allgemeine Laune ist schlecht, alle sind angespannt, leicht reizbar, nicht besonders nett zueinander. Knallfrösche werden das nicht ändern. Doch die Bettpfosten zum Knallen zu bringen, hilft bekanntlich gegen alle Arten von körperlichem wie seelischem Unwohlgefühl.
In diesem Sinne: Knallen Sie sich gut ins neue Jahr, es muss ja nicht mit Raketen sein, es gibt schließlich auch Futter, Unterhaltung und Menschen zum Liebhaben.
 

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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