Blöckflötenklänge zu Weihnachten: Ja oder nein?

Was wäre Weihnachten ohne musikalische Untermalung von Blockflötenklängen? „Still, still, still.“ Zwei KURIER-Autoren erörtern das Für und Wider.

PRO

von Guido Tartarotti

Es gibt ja hoch interessante Ängste. Die Anatidaephobie ist die Angst, von Enten beobachtet zu werden. Die Arachibutyrophobie ist die Angst, dass Erdnussbutter beim Essen in der Kehle stecken bleibt und man deshalb erstickt. Und die Aulophobie ist die Angst vor Flöten. Die kennen alle Eltern, vor allem in der Weihnachtszeit. Die Flöte kann eine furchtbare Waffe sein – jeder, der schon einmal in Fußgängerzonen unterwegs war und dort erlebt hat, wie als Indianer verkleidete Menschen „El cóndor pasa“ in ihre Flöten husten, weiß, wovon die Rede ist. Aber zu Weihnachten ist alles anders: Die falschen Töne, die Kinder produzieren, während sie auf der Okarina „Stille Nacht“ tröten, sind die Erinnerungen, die einem Jahrzehnte später die Augen befeuchten. Daher: Flötet, liebe Leute, es gibt wahrlich schlimmere Geräusche. Und Flöten hat den Vorteil: Die Menschen haben den Mund nicht frei und können daher nicht streiten. Wäre ich ein Komponist, ich würde Weihnachtsoratorien für Blockflötenorchester schreiben.

CONTRA

von Birgit  Braunrath

Über die Jahre musste selbst ich, leidenschaftliche Blockflötistin, einsehen, dass die Weinbegleitung mehr Fans hat als die Blockflötenbegleitung. Früher wurde ich nicht müde,  Werbung für meine Flötenauftritte unterm Christbaum zu machen, leider ohne großes Echo. Kaum holte ich die Flöten aus der Truhe, mussten alle „aufs Klo“, „eine rauchen“ oder „schauen, wie das Wetter zwei Gassen weiter ist“. Dabei hatte sich doch längst herumgesprochen, dass ich meinen Flöten nur wohltuende Töne entlocke und dass ich als Kind nicht auf Kaugummiautomatenringe, sondern auf handgeschnitzte Palisanderholzflöten gespart habe. „Kein Kind kann so blöd sein“, lautete der zwischen Zweifel und Bedauern oszillierende Tenor. Eines Tages beschloss ich, den Flöten und mir die Enttäuschung zu ersparen und sie zu Weihnachten nicht mehr auszupacken.
Obwohl ... Heuer könnte ich es anders angehen und nicht vor dem Essen, sondern zwischen den Gängen flöten. Da ergreift dann niemand die Flucht, weil jeder Angst hätte, dass ihm die anderen etwas wegessen.
 

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