Polly Adlers Kolumne

Polly Adlers Kolumne: Kafka am Flughafen

Der Kummer mit europäischen Flügeln

Kafka hätte daraus einen Roman gezwirbelt, ich bekomme nur ein Trauma ab. Landen Sie, wann immer es sich vermeiden lässt, nicht in Düsseldorf, zwischen, und schon gar nicht mit dieser Fluglinie, die sich europäische Flügel nennt, und falls doch, verlieren Sie nicht am Gate Ihr Handy. Ich würde mich gern dafür hassen, aber es ist nun einmal passiert. Der Lost-&-Found-Schalter des Flughafens rührt nicht ein Ohrwaschel. 

Die Eurowings-Suchabteilung erklärt mir, nach mehrmaliger Anfrage, dass der Fall für sie längst abgeschlossen ist. Nachdem ich 180 Mal mit Besessenheit die Spiele-einen-Ton-ab-auf-deinem-verlorenen-iPhone-Option strapazierte, bekam mein Dienstgeber eine Meldung, dass das Telefon bei einem Fundbüro namens Aviapartner abgegeben wurde und ich es mir jederzeit in Düsseldorf abholen könne. Echt jetzt? Es werden autonome Anreisen erwartet? Falls es noch Fragen gebe, das Aviapartner-Team Düdo stehe jederzeit per Mail zur Verfügung. Meine liebe Firma und ich haben danach ungefähr 17 Mails geschickt, aber die sind dort entweder alle scheintot oder es handelt sich um ein Briefkastenunternehmen in einem Wohnklo. 

Das Passagiermanagement des Düdo-Flughafens hebt schon nach 25 Minuten ab und begrüßt einen mit „Gute Frau, ich habe jetzt gleich Feierabend!“ Die prickelnde Idee, sich bei dem Eurowings-Kundenservice zu melden, birgt das kafkaeske Resultat, dass nach 30 Minuten ein unverständlich sprechender Mensch, der in irgendeinem Callcenter sitzt, mir erklärt, dass er für solche Angelegenheiten nicht zuständig sei. Wofür dann? Menschen über den Rand des Nervenzusammenbruchs zu manövrieren? Via Chatbot versuche ich mit letzter Kraft bei Eurowings, Hilfe zu bekommen. Keine Antwort, aber die Meldung „Ich hoffe, Du warst mit unserer Antwort zufrieden!“ 

Drei Wochen sind inzwischen vergangen. Ihr habt gewonnen! Ich steige auf Brieftauben um. Und: Balkonien, mach dich hübsch, ich komme!

Polly Adler

Über Polly Adler

Polly Adler steht als Chaos-de-luxe-Kolumnistin auf dem satirischen Beobachtungsposten von Alltags-Irrsinn, Beziehungs-Herausforderungen und Brutpflege. Hinter dem Pseudonym versteckt sich die Wiener Journalistin Angelika Hager. Aus Polly Adlers verrückter Welt entstanden inzwischen acht Bücher, eine TV-Serie und diverse Bühnen-Shows, aktuell „Knietief im Glamour”: die Polly-Adler-Show im Rabenhof. Jeden Sonntag um 11 Uhr.

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