Achtung, Mandel-Mütter
Wenn gesunde Jausen zu Glaubenskriegen werden.
Die Mutterschaft wurde um eine neue Facette bereichert: „The almond mum“. Als ob wir nicht schon ausreichend von den Heli-Mums genervt wären! Erinnern wir uns an die Selleriebrühe schlürfende Gwyneth Paltrow, die mit ihren Unterernährungstipps eine Instagram-Aufregung kreierte. Optisch personifiziert sie mit von Verhärmung gezeichneter Blässe das Gegenteil von prallem Leben. Sie ist auch Chefideologin des Mandelmütter-Stamms. Mandelmütter und Nüsschenväter sind die, die bei Elternabenden mit der Entspanntheit von Sprengmeistern knapp vor der Entschärfung übler Tickobjekte über die korrekte Zusammensetzung gesunder Jausen debattieren und Diskurse über den Erwerb veganer Fingerfarben zu Glaubenskriegen ausarten lassen.
Wehe Ihnen, falls Sie Ihre Brut im Fasching in Indianer- oder Prinzessinnen-Outfits in die Ökoschmiede entsandt haben. Oder die Fortpflänzchen mit Spritzpistolen für die Pool-Party ausgestattet haben. Aufruf zur Gewalt, hallo, vielleicht schon was von Stereotypen-Ernährung und Diskriminierung von Minderheiten gehört? Wir haben unsere Kinder einst ziemlich italienisch großgezogen. Fremdbetreuung war kein Schimpfwort, sondern ein Lebensentwurf. Die Kinder wurden mitgeschleppt, in Büros oder vor Prosecco-Tränken verparkt, und wenn sie nicht geschlafen haben, dann hat man sich nicht „Einschlafen ohne Tränen“-Führer geamazont, sondern einfach die Tür zugemacht. Wir waren jung und hatten wenig Zeit. Interessanterweise sind die Produkte unseres Erziehungsstils weder Axtmörder, noch obdachlos geworden. In jedem Fall machen sich einige der Generation Y um ihren Nachwuchs soviel Sorgen, wie die UNO um ein von Naturkatastrophen bedrohtes Entwicklungsland. Alle hätten viel mehr Spaß, wenn etwas Druck aus der pädagogischen Überambitioniertheit genommen werden würde. Aber ich hab ja natürlich sowas von keine Ahnung.
Mamacholie: Das Polly-Adler-Muttertagsspecial im Rabenhof, 14. Mai 11 & 15 Uhr. Mit Petra Morzé & Sona MacDonald
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