Polly Adlers Kolumne: "Immer die selben Schwächlinge"

Lebensweisheiten mit dem Fortpflanz und Peggy.

Venedig mit Fortpflanz und Mutter

La mamma, in lebenslanger Liebeshaft mit dieser Stadt, kennt ohnehin die neurotischen Familienverhältnisse jedes Steinengels in jeder Kirche und pausiert am Tag 2, weil Vaporetto-Streik. Zu viele Brücken für ein 80-plus-Golden Girl

Das Kind und ich pilgern zum Palazzo Peggy Guggenheim. Ich liebe diesen Ort, weil er die seltene Symbiose von unermesslichem Reichtum, Leidenschaft, gesellschaftspolitischer Verantwortung, Exzentrik und Intelligenz verkörpert. "Jeden Tag muss ein Bild gekauft werden", war Peggys Motto, an das sie sich ein Leben lang gehalten hatte. 

Vor dem Grabstein ihrer geliebten Hündchen (die beloved babies waren alle mit Namen und Lebensdauer registriert) hielt eine zartblasse Kunststudentin mit Renaissance-Nase und Nerd-Brille ein Referat über Peggys an Dramen, Tragödien und Glamour so reichem Leben. 

Sie erzählte, dass Peggy drei Mal die Woche ihren Palazzo der Öffentlichkeit zugänglich machte, damit alle ihre Calders, Pollocks, Mondrians und Max Ernsts atmen konnten. Manchmal geisterte sie an diesen Tag selbst in einem Bademantel durch die Hallen und genoss es, mit der Haushälterin verwechselt zu werden. 

Sie besaß auch eine ausgeprägte feministische Ader und initiierte eine Ausstellung, in der ausschließlich Bilder von Künstlerinnen gezeigt wurden. In Folge zeigte sich auch gleich, dass das Schicksal wie so oft schwarzen Humor besaß. 

Denn wer brannte mit einer von Peggy mit Verve geförderten jungen Surrealistin namens Dorothea Tanning durch? Ihr Ehemann Max Ernst, den sie über Jahre durchgefüttert hatte.

Der Fortpflanz schüttelte nur deprimiert den Kopf: "Wieder einer, der es nicht verkraftet hat, dass die Frau mehr Power hatte und sich so rächen musste. Immer der gleiche Plot, immer die gleichen Schwächlinge!" 

Bei einer Gondelfahrt (ein bisschen sehr cheesy, aber herrlich) flüsterte ich ihr: "Merk dir bitte für immer eines: Dankbarkeit ist in der Liebe keine Kategorie."

Polly Adler

Über Polly Adler

Polly Adler steht als Chaos-de-luxe-Kolumnistin auf dem satirischen Beobachtungsposten von Alltags-Irrsinn, Beziehungs-Herausforderungen und Brutpflege. Hinter dem Pseudonym versteckt sich die Wiener Journalistin Angelika Hager. Aus Polly Adlers verrückter Welt entstanden inzwischen acht Bücher, eine TV-Serie und diverse Bühnen-Shows, aktuell „Knietief im Glamour”: die Polly-Adler-Show im Rabenhof. Jeden Sonntag um 11 Uhr.

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