Geschenkeflut zu Weihnachten: Ein Pro und Contra

Was wäre Weihnachten ohne die vielen Geschenke oder ohne Zuckerringe, die sich an die Hüften heften? Ein Für und Wider.

PRO

von Guido Tartarotti

Das erste Weihnachtsgeschenk, an das ich mich erinnere, war eine Werkbank. Ich war drei Jahre alt, und meine Eltern glaubten, meine gut verborgenen handwerklichen Fähigkeiten fördern zu müssen. Die Werkbank interessierte mich nicht im Geringsten.  Aber bald bekam ich bessere Geschenke: Einen riesigen Stoffhund. Die griechischen Heldensagen. Eine Winnetou-Platte. Bis heute liebe ich Geschenke. Es ist ein wunderbares Gefühl, etwas auszupacken, was jemand anderer mit Liebe eingepackt hat. Das muss nicht einmal etwas Besonderes sein: Es reicht ein  Duschgel, ein Paar Socken oder ein Sackerl Bonbons, Hauptsache Liebe. Noch lieber aber schenke ich: Nichts ist schöner, als wenn ein lieber Mensch etwas auspackt, was man mit Liebe verpackt hat, und dann sagt: Jö, ein  Duschgel, mein größter Wunsch. Schenken und beschenkt werden, das sind die besten Gefühle, die das Leben zu bieten hat. Weil man dabei spürt: Das Beste, was man hat, das ist der andere. Ich bin auch nie zu spät dran mit dem Aussuchen der Geschenke: Das ganze Jahr über besorge, verpacke und verstecke ich sie. Und manchmal finde ich sie tatsächlich erst ein Jahr später wieder – aber da ist ja wieder Weihnachten.

CONTRA

Birgit Braunrath

Endlich einmal hemmungslos kochen und backen dürfen, danach glücklichen Menschen beim Genießen zuschauen, das ist mir das schönste Geschenk. Wenn dann noch die Kinder einen Gutschein für einen gemeinsamen Theaterbesuch unter den Christbaum gelegt haben, wate ich vollends im Weihnachtsglück – und nicht in einer Mondlandschaft aus zerfetztem Geschenkpapier, selbst gebastelten Paketanhängern, Sternen, Glitzerschleifen sowie – neuerdings –  nachhaltigem textilen Verpackungsmaterial. Allein die mehrstufige Mülltrennung, die unsere klassische Geschenkeflut nach sich zieht, erfordert in Wahrheit einen dritten Weihnachtsfeiertag. Und da reden wir noch gar nicht von all den in Größe, Form und Farbe schlecht gewählten Krawatten, Pyjamas, Socken und Pullundern, die zum Caritas- oder Rot-Kreuz-Laden gebracht werden müssen; oder von den lebenden Geschenken (etwa den weihnachtlichen Wüstenheuschrecken für die Bartagame), die sich unbemerkt befreien konnten und erst mühsam wieder eingefangen werden müssen. Schenken wir einander Zeit! Und zwar unverpackt. Das spart jede Menge Zeit, weil kein weihnachtlicher Restmüll mehr anfällt.

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