Männer allein zuhaus

Warum es nach einer weiten Reise nichts Schöneres geben kann, als Pizzakartons im Bett und Knoblauch im Haar

Als ich vor Jahren meinen Dottore Amore kennenlernte, stellte er mir zwei Fragen: 1. Willst du mal Kinder? und 2. Wie groß bist du eigentlich? Da ich die erste bejahte und meine Antwort auf die zweite ergab, dass er ein paar Zentimeter größer ist, beschloss er, mich zu heiraten. Er ist ein hartnäckiger Mensch, der oft seinen Willen bekommt. Irgendwann vergaß er allerdings, was GENAU ich auf seine Frage nach dem Kinderwunsch geantwortet hatte. Und zwar: „Ja, aber nur mit einem Partner, der auch 50 Prozent der Kinderbetreuung übernimmt.“
 Auch ich bin ein hartnäckiger Mensch, der oft seinen Willen bekommt. Und so ist nun mein Mann dran mit Vollzeit-Elternschaft. Für mich ist das selbstverständlich, für den Großteil aller Männer nicht und für Süditaliener noch weniger.

Als mein Mann das erste Mal in Anwesenheit seines Vaters Windeln wechseln wollte, japste Don Schwiegerpapa voll der Sorge um seinen Enkel auf: „Aber weißt du überhaupt, wie das geht?“ Das weckte seinen Ehrgeiz. Während ich beweisen wollte, dass ich neben dem Kind auch arbeiten kann, wollte mein Mann zeigen, dass er neben der Arbeit auch ein Kind umsorgen kann. Ich hatte daran nie Zweifel.
 Dennoch war ich ein wenig überrascht, dass nicht einmal während meiner ersten Auslandsreise irgendein Mitglied meines Männerhaushaltes nach mir weinte. Das einzige Drama war, dass der Hund Babys Plastikgiraffe erlegte. Auf dem Rückflug kam ich mir fast ein bisschen nutzlos vor. Zuhause war die Küche aufgeräumt und alle schlummerten wohlbehalten. Dann merkte ich, dass Gatte wie auch Söhnchen dieselbe Kleidung trugen wie bei meiner Abreise. Im Hundenapf waren Pizzaränder, auf meiner Betthälfte Pizzakartons, das Haar meines Sohnes roch nach Knoblauch und Fanta. Ich freute mich. Meine Buben kommen ohne mich zurecht, aber ich bin ihr Bollwerk gegen die komplette Anarchie.

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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