Laute dreckige Osterfreuden
Warum Feiertage ein willkommener Anlass sind, die besten gatschigen Kindheitserinnerungen wieder aufleben zu lassen.
Ostern fand ich als Kind tatsächlich spektakulärer als das Weihnachtsfest, zu welchem wir im Sonntagsstaat artig unter dem Christbaum saßen und die Klebestreifen vom Geschenkpapier wuzelten, damit es wiederverwendet werden konnte. Wir bekamen zwar nur Naschsachen, durften allerdings durch den Gatsch robben, um diese zu suchen. Unser Vater versteckte Osternester gern an ausgefallenen Orten: bei den Hühnern, auf Bäumen oder unter der Erde. Wenn wir den ersten Schokohasen köpften, waren wir von oben bis unten dreckig. Zudem gingen wir ratschen.
Falls Sie davon noch nie gehört haben: Auch Kirchenglocken haben sich einen Kurzurlaub verdient und fliegen deshalb in der Karwoche nach Rom. Damit die Menschen jedoch nicht zu beten vergessen, zieht die Jugend mit lauten Holzratschen mehrmals durch das Dorf. Dabei darf man nicht nur Lärm machen, man MUSS Lärm machen. Weil mir mein Mann in unserem Haus am Stadtrand keine Hühner erlaubt und Ratschen wahrscheinlich eine Anzeige bekäme, baute ich heuer für unsere Neffen einen Hindernislauf aus übrig gebliebenen Baumaterialien. Um an ihre Nester zu gelangen, müssen sie über Balken balancieren, durch Tunnel kriechen, im Gatsch wühlen, Styroporwände eintreten, ausgeblasene Eier mit Wasserpistolen von den Ästen fetzen. „Ich nenne das meinen Mini-Ninja-Parkour“, sagte ich. „Ich nenne das ein bisschen übertrieben“, sagte mein Mann und ich verschwieg ihm, dass dieser Parkour eine abgespeckte Variante dessen war, wovon ich geträumt hatte, was ich jedoch in Ermangelung von Kinder-Fangnetzen nicht umsetzen konnte. „Da werden sie urviel Lärm machen und sehr dreckig werden!“, sagte mein Mann und ich antwortete, grinsend wie ein frisch lackiertes Hutschpferd: „Das ist der Plan!“ In diesem Sinne: Frohe Ostern! Seien Sie laut und machen Sie sich dreckig. Wann darf man das sonst noch.
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