Vea Kaisers Kolumne: Gut hydrierte Gespräche
Wie abendliche Flirts zur Anschaffung eines tragbaren Humpen führen und dieser wider Erwartens zum besseren Leben.
Sonntagabend. Die Kinder schliefen, der Dottore Amore und ich saßen auf dem Sofa. Plötzlich spürte ich seinen Blick auf mir liegen. Ich linste grinsend über den Buchrücken: "Na, du Hübscher, was denkst du?" Er fragte: "Welche Farbe hat dein Urin?" Mein Liebster ist zwar Urologe, aber Lulu ist keines seiner Hobbys.
Zu den Intimitäten, die ich gern mit ihm teile, zählen Unterhaltungen über Harnstrahlhäufigkeit definitiv nicht. Also sprang ich auf und führte den Hund äußerln.
Während dieser das Randsteinunkraut bewässerte, gestand ich mir ein, dass meines Mannes Frage berechtigt war: Ich trinke zu wenig. Meist habe ich so viel im Kopf, dass ich daran nicht denke. Und wenn ich mir ein Wasserglas nehme, patscht, rotzt oder spuckt Bambino II hinein.
Resigniert kaufte ich mir daraufhin einen riesigen Aluminium-Trinkbecher, wie sie die amerikanischen Insta-Girls herumschleppen: Er fasst 1,2 Liter, hat einen Griff an der Seite und kommt mit Deckel und Trinkhalm.
"Was willstn mit dem Humpen?", fragte meine Oma, die wie alle anständigen Niederösterreicher Wasser nur aus 0,125-Gläsern trinkt. "Ich hab’ Angst, dass du mich damit erschlägst", sagte mein Mann, stellte jedoch keine Lulu-Fragen mehr. Denn der Humpen und ich wurden bald unzertrennlich.
Vor nicht allzu langer Zeit machte ich mich darüber lustig, dass unsere Zeit besessen sei vom Wassertrinken. Egal, ob man über ein Aua klagt oder einen Ausflug plant, automatisch hört man: "Trinkst eh genug?" Als ich in der Bibliothek beobachtete, wie die jungen Studenten permanent an ihren Wasserflaschen zuzelten, wunderte ich mich, dass meine Generation an der Uni überlebt hat: Wir tranken tagsüber nix und abends nur Spritzer.
Aber seit mich der Humpen begleitet, muss ich sagen: Langweiligerweise macht ausreichend Wasser trinken alles angenehmer. Nicht nur die Gespräche mit dem Gatten.
Weitere Infos: www.veakaiser.de
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