Vea Kaiser

Vea Kaisers Kolumne:

Über die Schönheit und Eleganz von den Elementen trotzender Funktionskleidung in rot weiß rot

Süditalienische Verwandtschaft zu haben, hat einen Nachteil: Man fühlt sich oft uncool. Beim Anschauen unserer Familienfotos stellte eine Zia fest, dass ich Pech habe, so oft krank zu sein. Mir dämmerte: Die legere Alltagskleidung, in der wir Österreicherinnen selbstverständlich rumlaufen, trägt die durchschnittliche Süditalienerin nur, wenn sie körperlich zu schwach ist, um sich zu stylen. 

Während bei Familienzusammentreffen alle Kindergartenkinder bis weit nach Mitternacht herumlaufen, liegen meine um 19.30 im Bett, weil mir ihr Schlafrhythmus sakrosankt ist. Was Süditaliener überhaupt nicht verstehen: Kinder sollen Spaß haben dürfen!, sagen sie, wenn ich erkläre, dass meine ohnehin nicht so lange durchhalten würden, weil sie abends keinen Zucker zur Stärkung bekommen.

Unsere Ansichten darüber, was "Spaß" ist, unterscheiden sich fundamental. Dieser Tage verbringe ich mit den Kindern viel Zeit draußen. Wir sammeln Schätze der Natur und legen Äpfel in Laubhaufen für hungrige Igel.

Undenkbar für die Verwandtschaft: In der freien Natur ist es unter 15 Grad lebensgefährlich kalt!  Bei diesem Mimosenbibbern fühle ich mich als Österreicherin dann doch ziemlich cool: Wir verstehen es, dem Wetter zu trotzen. Kraft unserer Funktionskleidung hält uns weder Regen, Schnee noch Eis von der Schönheit des Landes fern.

Als wir zusammenkamen, besaß mein Dottore Amore hübsche, aber profillose Winterschuhe. Mittlerweile hat er nicht nur Wanderschuhe und Skiunterwäsche, sondern sogar eine wasserdichte, windundurchlässige Outdoor-Jacke mit reflektierenden Streifen. Stirnlampe verweigert er, aber das kann ja noch werden. 

Und als wir neulich mit den Kindern an einem nebeligen, kühlen Sonntag durch den bunten Herbstwald stapften, sagte er: "Heut’ fühl ich mich wie ein echter Österreicher!", und seine Wangen glühten rot-weiß-glücklich.

Weitere Infos: www.veakaiser.de

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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