Fabelhafte Welt: Die härteste Tür der Welt
Welche Hindernisse das Partyvolk auf dem Weg zur Party überwinden muss und warum diese nie aufhören.
Ist eine Party richtig gut, dann steht zwischen Feier und Feierwütigen ein Türsteher. In meiner Jugend waren sie ernstzunehmende Hindernisse: Würden sie unsere gefälschten Ausweise erkennen? Würden sie uns den Einlass verwehren, weil meine Fortgehherde nicht nur aus kontrollierten Trinkern bestand, sondern auch aus solchen, die sich schon beim Vorglühen vernichteten?
Die Zutrittserfordernisse in den Großraumdiscos meiner Landjugend waren einigermaßen überschaubar: volljährig sollte man sein und nicht allzu besoffen. Dass dem Türsteher von Welt die Selektion des Partyvolkes zukommt, die Verantwortung, einen guten Menschenmix im Dunkel der Nacht zu vereinen, auf dass die Abende bereichernd für alle würden, verstand ich, als ich in die Stadt zog.
Doch erst in Berlin, New York, Tokio wartete ich vor Clubs, deren Türsteher mehr an Gästekuratoren erinnerten denn an Schlachthofmitarbeiter.
Nur wer das richtige Styling, Stimmung, Ausstrahlung mitbrachte, wurde von diesen Torwächtern mit der Ehre bedacht, hinab in die Nachtwelt steigen zu dürfen. Drei Anläufe brauchte ich, um es auf die andere Seite der angeblich „härtesten Tür der Welt“ in einen berüchtigten Berliner Club zu schaffen.
Danach dachte ich: Nichts und niemand kann mich von einer guten Party fernhalten. Und dann kam mein Sohn in den Kindergarten.
In seinem Kindergarten gibt es viele Feiern, nur erfahre ich immer erst im Nachhinein davon, weil ich meinen Endgegner gefunden habe. Den einen Türwächter, an dem ich nicht vorbeikomme: den Eltern-E-Mail-Verteiler. Vierzehn Mal habe ich bisher darum gebeten, aufgenommen zu werden. Vierzehn Mal ohne Erfolg. Als ich das Kind bekam, dachte ich, genug gefeiert zu haben und auf Partys verzichten zu können.
Seit ich wieder grüble, wie ich an diesem Türsteher vorbeikomme, weiß ich: Man hat nie genug gefeiert. Nie.
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