Fabelhafte Welt: Vor dem Valentinstag

Wen Jungeltern um Erlaubnis bitten müssen, um nach der Babypause wieder romantische Romantik zu erleben.

Am Valentinstag wollen mein Mann und ich endlich wieder romantische Romantik erleben. Unserer Beziehung geht es gut, aber seit Bambino da ist, haben sich die Ausdrucksweisen der Zuneigung verändert. Wo wir früher eine edle Flasche Wein in der Küche tranken, sterilisieren wir nun Milchflaschis. Kleine Aufmerksamkeiten mitbringen, bedeutete einst, den anderen mit Delikatessen oder Preziosen zu überraschen. Die Liebesgaben dieser Tage sind Rückenschmerzpflaster, koffeinhaltige Kaugummis oder jene Jungeltern-Luxusartikel welche Apotheken im Kassenbereich präsentieren, die man nach Kinderfiebersaft durchforstet. Zärtlichkeit ist, wenn der eine das Kind ins Bett bringt, selbst einschläft, sich trotzdem nochmals aufrafft, um den anderen zu wecken, der auf dem Sofa einschlief.

Gemeinsame nächtliche Aktivitäten involvieren für gewöhnlich frische Windeln, Pyjamas und Bettwäsche. Es sei denn, der Hund hat sich den Magen verdorben. Dann dürfen auch noch Desinfektionsreiniger und Küchenrolle mitspielen. Mittlerweile ist Bambino eineinhalb und wir haben beschlossen: Wir wollen uns mal wieder füreinander schön machen, wobei schön machen mehr bedeutet, als sich nach vier Tagen endlich zu duschen. Wir wollen auswärts essen und nicht nur zwei dampfende Sackerl von draußen holen, die unser Freund vom Lieferdienst an den Gartenzaun gehängt hat. Wir fühlen uns dazu bereit, Schlafentzug in Kauf zu nehmen und unvernünftig lang aufzubleiben. Wir wollen Spaß haben, einander tief in die Augen schauen, etwas zu viel trinken, obwohl wir wissen, dass am nächsten Morgen das Kind auf uns herumspringen wird.

Romantisch ausgehen geht schließlich auch, wenn man Kinder hat. Nur mit einem Unterschied: Erst müssen wir um Erlaubnis bitten. Denn ob es für Jungeltern romantische Romantik geben wird, entscheiden nun einzig und allein: die Großeltern.
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Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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