Das Problem mit den klugen Lebensmenschen
Warum in einer Partnerschaft nicht nur der Haushalt, sondern auch die Denkarbeit Verhandlungssache sind.
Wie gut, dass ich eine kluge Frau geheiratet hab“, sagt mein Mann oft. Meistens meint er das auch so. Zum Beispiel wenn er einen Vertrag unterschreiben soll, ich diesen akribisch durcharbeite und sogar das Kleingedruckte mit Post-its versehe. Er sagt das allerdings auch, wenn wir einen Actionfilm schauen und ich ihm nach zehn Minuten erkläre, wie dieser Film ausgehen wird, weil die Dramaturgie offensichtlich ist. Oder ich ihn in einer Diskussion argumentativ entwaffne. Dann folgt auf diesen Satz ein gequältes Lachen.
Seit jedoch der Abgabetermin für meinen neuen Roman in Siebenmeilenstiefeln naht, ist es in meinem Kopf zu voll. Ich habe ihm daher eröffnet, dass er mich stärker entlasten muss. „Aber ich mach eh schon 50 Prozent vom Haushalt!“ Er zeigte auf unsere Küche, die er wie jeden Abend operationstauglich geputzt hat. „Ich möchte, dass du mich auch geistig entlastest! Zum Beispiel daran denkst, Geschenke für Kindergeburtstagsfeiern zu besorgen, Kühlschrankfüllstände und Wickeltasche unaufgefordert kontrollierst und nicht erst dann einkaufen gehst, wenn ich dich bitte.“ Ich erklärte ihm, was Mental Load bedeutet: Und zwar, dass Studien zufolge 90 Prozent aller Mütter beklagen, dass ihre Partner zwar bereit sind mitzuhelfen, aber die Denkarbeit wie Arzttermine oder nötige Erledigungen immer an ihnen hinge.
„Ok. Aber dafür diskutieren wir nur noch an meinen freien Tagen abends, wenn ich in Topform bin und du müde. Und beim Filmeschauen hast du Kommentierverbot.“ „Was soll das jetzt?“, fragte ich. „Geliebte Gattin: Du bist klüger und jünger als ich. Wenn ich mehr Denkarbeit übernehmen soll, dann brauch ich an anderer Stelle eine geistige Entlastung. Also, wollen wir heute Abend einen Film mit Tom Cruise schauen? Du schweigst!“ Wie gut, dass ich einen klugen Mann geheiratet hab, dachte ich, und lachte gequält in mich hinein.
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