Vea Kaisers Kolumne: Die Definition von Weihnachten
Von den verzweifelten Versuchen, ein Fest verständlich zu machen, das eigentlich selbsterklärend ist.
Das erste Weihnachten seines Lebens verschlief Bambino, damals noch Frischling. Sein zweites verbrachte er damit, Lichter zu bestaunen. Sein drittes empfand er als lästig – denn er wollte eigentlich nur wilde Tobe- und Raufspiele mit dem aus Berlin angereisten schlimmen Onkel unternehmen, anstatt besinnlich Lieder zu singen und von den langweiligen Verwandten abgeknutscht zu werden, deren Rücken man nicht beklettern darf.
Mittlerweile ist Bambino drei Jahre alt und man kann mit ihm gut darüber reden, was Weihnachten bedeutet. Ausgiebig erklärte ich ihm, dass es ein Fest der Freude und der Liebe ist, bei dem es Geschenke gibt und reichlich Essen.
Er war angetan und meinte: "Ich will mein eigenes Weihnachten haben! Allein!" Lange erklärte ich ihm die Bedeutung des Zusammenseins, des Teilens und der Besinnung.
Als ich ihm versicherte, dass seine Geschenke exklusiv nur ihm gehörten, ließ er sich umstimmen und wurde so vorfreudig, dass er nicht mehr warten wollte: "Weihnachten soll morgen sein." Das arme Kind musste eine weitere, ausführliche mütterliche Erörterung über sich ergehen lassen, warum man Feiertage nicht beliebig verschieben kann.
Der Adventkalender war ein schwacher Trost dafür, dass Weihnachten noch dazu abends stattfände und nicht schon frühmorgens. "Weihnachten ist sehr kompliziert", sagte er schließlich und seufzte mit der Ernsthaftigkeit, die nur die Unter-Fünf-Jährigen zusammenbringen.
Obwohl ich es wollte, konnte ich ihm nicht widersprechen. "Weihnachten ist ein bissi kompliziert, aber dafür umso schöner, wenn es passiert." – "Schau ma mal", sagte mein Sohn.
Und ich dachte: Wenn er mit drei Jahren schon zwischen adventlicher Vorfreude und Skepsis schwankt, mit kurzen Phasen der Ablehnung, um dann am Ende positiv überrascht zu werden, hat er Weihnachten eigentlich perfekt verstanden.
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