Fabelhafte Welt: Das große kleine Frühjahrsausmisten
Warum Ausmisten ein hehrer Traum der Frühjahrsputzenden ist, zuweilen aber nicht allzu leicht umsetzbar.
Wie haben wir das geschafft, unser Haus binnen 17 Monaten vollzuräumen?“, sagte mein Mann neulich. Wir standen in der Garage und überlegten, hinter welchem Kistenturm sich die Gartenschläuche verstecken. Da im Haus jeglicher Stauraum belegt ist, wurde die Garage zum Lager umfunktioniert: Einzig Bambinos Bobbycar erinnert daran, dass sie eigentlich einen anderen Zweck hätte.
Wie es dazu kam, ist klar: Als wir zusammenzogen, vermählten sich nicht nur die Einrichtungen zweier Wohnungen, sondern auch zahlreiche Erbstücke. Dazu gesellen sich kiloweise Spielsachen, dem vier Neffen fortlaufend entwachsen, etliche Regalmeter an Büchern, die sich unkontrolliert vermehren, und die vielen angeblich heiligen Dinge, die mein Dottore Amore als unerlässlich erachtet. Eine Keramikfigur, der man vor Verlassen des Hauses den Buckel streicheln muss, Madonnen, die mir nachts panische Angst einjagen und Artverwandtes. Die Frage, die sich mir stellt, lautet: Wie werden wir all das Zeug wieder los? „Wir könnten die DVDs weggeben!“ „Aber was, wenn die noch mal etwas wert werden? Oder wir nostalgisch?“ „Kleidung ausmisten?“ „Ich werde wieder abnehmen!“ „Bücher entsorgen?“ „Bist du der Teufel?“ „So viele Teller brauchen wir wirklich nicht.“ „Außer alle paar Wochen, wenn wir die ganze Familie da haben.“ „Gläser dezimieren?“ „Dafür sorgen unsere Freunde eh, sobald sie was getrunken haben.“
Schlussendlich einigten wir uns darauf, dass ein originalverpacktes Gästebett, ein Spiegelschrank und Blumentöpfe am Pfarrflohmarkt die Chance bekommen, die große Liebe zu finden. „Wieso schaffen wir nicht, mehr auszumisten?“, fragte mein Mann, als wir am Abend im Bett lagen. „Weil wir zu viel Zeug mit Geschichte haben“, mutmaßte ich. Er antwortete: „Oder das Zeug hat uns – und zwar in Geiselhaft mit seinen Geschichten.“
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