Vea Kaiser

Vea Kaisers Kolumne: Gute Ideen spätnachts

Von den Gefahren, die schummrige Lokale mit Live-Musik und guten Cocktails für vergessliche Eltern bereithalten.

Im Vor-Kind-Zeitalter fragte ich mich, warum viele Partymäuse das Fortgehen einstellen, wenn sie Eltern werden. Fehlen Babysitter? Ist das die Antwort?

Aber die Mehrheit der Eltern, die freiwillig zuhause blieb, verdächtigte ich, langweilig geworden zu sein. Als ob der (gedankliche) Weg vom Babybrei ins Szene-Lokal oder von der Kindermusikgruppe in den Nachtclub zu weit geworden war.

Dann bekamen der Dottore Amore und ich sehr schnell hintereinander zwei Kinder. Seit Kurzem übernachten beide bei ihren Großeltern, sodass wir wieder zusammen ausgehen können. 

Zunächsten strebten wir zu Konzerten wie Theatervorstellungen, und als der erste Kulturhunger gestillt war, wagten wir uns neulich mit Freunden in ein Lokal

Beim Dinner floss der Wein in Strömen. Und in meiner endlosen Freude, meinen schönen Mann endlich wieder bei schummriger Beleuchtung bewundern zu können, (welche nicht vom Peppa-Pig-Nachtlicht des Kinderzimmers erzeugt wird), schleppte ich die Meute in eine Tanzbar

Ich animierte zu mehreren Runden Cocktails und Tanz, bis unser Freund einschlief. Fad, dachte ich, aber auch verständlich, der Gute hat vier Kinder. Wir entließen unsere Begleiter, blieben selbst jedoch, bis sich die Bar leerte.

Als wir unsere Kinder um 10 Uhr am Morgen abholen mussten, kamen mir unsere Freunde nicht mehr fad, sondern weise vor. Auf schmerzhafte Art lernte ich, warum Kleinkindeltern nicht gern zügellos fortgehen: Weil ein Tag als waidwundes Wild kaum zu überstehen ist, wenn zwei putzmuntere, nach dem Großelternbesuch völlig überdrehte Hypermäuse auf einem herumhüpfen. 

Bereits um 16 Uhr zersprang mir der Kopf, dem Dottore war übel.

"Warum haben wir das gemacht?", fragte mein Mann. "Weil wir vergessen haben, dass nicht alles, was bei Nacht eine hervorragende Idee zu sein scheint, sich bei Tag auch als solche bewährt."

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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