Sehnsucht Sommerfrische

Wie teuer es tatsächlich wäre, mit einem Heißluftreptil kühle Nächte genießen zu wollen.

Wenn ich hitzeschlaflos im Bett liege, sehne ich mich nach der wortwörtlichen Sommerfrische, kühlen Nächten und Kulturgenuss. Für meinen geliebten Gatten gibt es allerdings nur ein akzeptables Reiseziel, und zwar Italien, bevorzugt dessen Süden. Im Gegensatz zu mir kann es ihm nicht heiß genug sein. Bei sechsunddreißig Grad erreicht er seine optimale Betriebstemperatur und könnte Tropennächte eng umschlungen verbringen, würde ich nicht ab 25 Grad einen Polsterwall am Matrazenäquator errichten.

Ich komme ihm dann höchstens als Schlummerndem näher, um in seine Haut zu zwicken und zu prüfen, ob sich darunter Reptiliengeschuppe befindet. Die Sommerfrische verweigert er, um sich nicht zur besten Jahreszeit zu verkühlen, und die Berge sowieso, denn dass wir im Jänner Skifahren werden, ängstigt ihn schon im Julei. Einzig von den Salzburger Festspielen ließe er sich locken, doch leider bin ich nicht berühmt, geschweige denn vermögend genug, um ihm dieses Erlebnis so zu ermöglichen, wie er das gerne hätte: „Wenn, dann will ich nur Premieren sehen und in der ersten, meinetwegen auch zweiten Reihe sitzen. Danach möchte ich auf jene VIP-Partys, wo auch die Schauspieler und Regisseurinnen sind, falls ich Fragen habe.

Und wenn wir schon da sind: Ein Mittagessen mit dem Erzbischof wäre auch nett.“ – „Du weißt schon, dass ich dazu Bundespräsidentin werden müsste?“ – „Man kann eh noch kandidieren“, erwiderte er und fügte hinzu: „Das Damenprogramm auf Staatsbesuchen würde mir sicher gefallen.“ Ich beschloss, mit Freundinnen zu den Festspielen zu fahren – die sind weniger anspruchsvoll. Und dann lag ich in der Nacht schweißgetränkt im Bett, während die mir angetraute Echse auf der andere Seite des Matratzenäquators unter einer Daunendecke schlummerte, träumte von der Sommerfrische und fragte mich: Wie wäre es eigentlich als Bundespräsidentin?

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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