Vea Kaisers Kolumne: Gewissheiten in der Ungewissheit

Kleinkindeltern müssen ständig darüber nachdenken, wie sie sich den Alltag erleichtern. Denn Kleinkinder entdecken ständig neue Möglichkeiten, ihren Eltern den Alltag zu erschweren. Wie ein Kaiser in der Senfte lässt sich Zwergi durch die Stadt kutschieren, winkt freudig dem Fußvolk. Bis der Buggy zur Majestätsbeleidigung degradiert wird und Zwergi darauf besteht, stark befahrene Straßen zu Fuß zu bewältigen. Am liebsten laufend und ohne Händehalten. 

Kindchen isst freudig alle Speisen unter der Sonne. Und eines Tages nur noch Nudeln und Hühnernuggets. Zwutschki malt konzentriert auf Papier, ehe es schlagartig befindet, zum Wandmaler berufen zu sein. Besonders gerne ändern Kleinkinder ihre Routinen dann, wenn die Erziehungsberechtigten glauben, das Elternschafts-Ding grad ganz gut im Griff zu haben. Auf nichts also kann man sich verlassen, außer, dass im Handumdrehen alles anders ist. Und die Kleinen abends im Auto einschlafen. Zumindest in unserem Freundeskreis ist dies das einzige, auf alle Bauxis anwendbare Kindernaturgesetz. 

Daher gilt als Königsdisziplin der Elternschaft, den Nachwuchs nach Ankunft zuhause ins Bett zu hieven, ohne dass er aufwacht. Manche unserer Freunde bringen Pijamas und Zahnbürsten mit zum Heurigen oder waschen vor Aufbruch die Kinderleins in der Kloanlage des Erlebnisparks. So gut organisiert sind der Dottore Amore und ich nicht, wir betreiben den Transfer allerdings wie einen Hochleistungssport. Volle Konzentration, voller Einsatz. Er trägt den Kleinen, ich den Großen. Kein Licht wird aufgedreht, nur beruhigend geschschschscht, während wir wie Einbrecher in unser Zuhause schleichen, um die Kinder schlafend ins Bett zu legen. Zu gewinnen gibt es einen ruhigen Abend. Und gewiss ist in der Ungewissheit der Kleinkindelternschaft auch: Der nächste ruhige Abend kommt so schnell nicht wieder.