Fabelhafte Welt: Elementare Freuden für alle
Um wen sich eine Gesellschaft kümmern muss, wenn ihr die Zukunft am Herzen liegt
An meine eigene Kindergartenzeit habe ich wenig schöne Erinnerungen, was sicherlich an meiner bereits mit fünf Jahren ausgeprägten Exzentrik lag, aber auch am damaligen System. Am ersten Tag wurden wir abgegeben und fortan uns selbst überlassen. Was in meinem Fall bedeutete, dem Mobbing anderer Mädchen ausgeliefert zu sein. Als mein Sohn seine Kindergartenlaufbahn begann, lernte ich, dass Kindergarten auch anders funktionieren kann bzw. heute anders funktioniert. Viel Zeit wurde veranschlagt, damit er sich eingewöhnen konnte, wobei man sich rührend um ihn kümmerte, damit er von Tag 1 an positive Erlebnisse hatte. Was wir seither erleben, ist nicht Fremdbetreuung sondern liebevolle Frühförderung. Die Mitarbeiterinnen seines Kindergartens reißen sich tagtäglich einen Haxen aus, um die individuellen Bedürfnisse aller Kinder zu berücksichtigen.
Mein Sohn freut sich morgens auf seine Freunde, neue Impulse, bekannte Rituale und Spiel. Ihn gut aufgehoben zu wissen, ermöglicht seinen Eltern, ihren Berufen nachzugehen, Steuern zu zahlen und/oder im Falle meines Mannes (Urologe) Menschen zu helfen. Literatur ist auch gesundheitsförderlich, aber ich lass’ meinen Größenwahn heute in der Tasche, weil es mir um etwas wichtiges geht: Wer sich für die Arbeit im Kindergarten entscheidet, verdient beschämend wenig, obwohl der Job körperlich, geistig und auch seelisch sehr belastend ist, wird er so gut ausgeübt wie im Kindergarten meines Sohnes. Wer in der Elementarpädagogik arbeitet, tun dies, weil sie oder ihn das Herz dazu antreibt, sich um andere zu kümmern. Und wenn wir als Gesellschaft ein Herz haben, dann kümmern wir uns um die Elementarpädagogik. Geht es dem Kindergarten gut, geht es den Kindern gut, geht es den Eltern gut, geht es der Gesellschaft gut – und dann sieht es gut aus für die Zukunft dieses Landes.
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